Hamas bei Waffenruhe und Geiselfreilassung gesprächsbereit
Die Hamas sei bereit, ein Abkommen "für einen Gefangenenaustausch (...) und für einen fünfjährigen Waffenstillstand" zu unterzeichnen, sagte der Hamas-Vertreter in Kairo. In diesem Rahmen sollten alle noch im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene freigelassen werden.
Die Hamas-Delegation führte im Laufe des Tages in Kairo Gespräche mit ägyptischen Vermittlern. Dazu hatte am Freitag ein hochrangiger Hamas-Vertreter angekündigt, die Delegation unter der Leitung von Khalil al-Hayya werde mit den Vertretern Ägyptens die "Vision der Hamas für ein Ende des Krieges" erörtern. Am Samstagabend reiste die Delegation aus Kairo ab, wie die Hamas erklärte.
Ägypten hatte zusammen mit den USA und Katar eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen vermittelt, die am 19. Jänner in Kraft trat. Nachdem die erste Phase der Waffenruhe auslief, wollte Israel die erste Phase verlängern, statt die geplante zweite Phase mit einem langfristigen Einstellen der Kämpfe zu vereinbaren.
Als keine Einigung zustande kam, nahm Israel rund zwei Monate später seine massiven Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder auf und startete auch eine neue Bodenoffensive. Außerdem blockiert es seit dem 2. März alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen.
Bemühungen um eine neue Waffenruhe waren bisher erfolglos. Vergangene Woche lehnte die Hamas einen israelischen Vorschlag ab, der im Gegenzug für die Freilassung von zehn lebenden israelischen Geiseln eine 45-tägige Feuerpause vorgesehen hätte.
Die Hamas hat immer wieder verlangt, dass eine neue Waffenruhe-Vereinbarung zum Ende des vor 18 Monaten ausgebrochenen Krieges den vollständigen Abzug der israelischen Armee und Hilfslieferungen für den Gazastreifen beinhalten müsse.
Hamas pocht bei Israel auf Garantien
Israel könne "bei jeder Teil-Vereinbarung zum Krieg zurückkehren, aber das kann es nicht bei einer umfassenden Vereinbarung mit internationalen Garantien", hob Hamas-Vertreter Mahmoud Mardawi am Samstag hervor. Deswegen werde seine Organisation dieses Mal "auf Garantien hinsichtlich des Kriegsendes bestehen".
Der hochrangige Hamas-Vertreter Osama Hamdan bekräftigte später, Vorschläge, die "keine umfassende und dauerhafte Beendigung des Krieges" vorsähen, würden nicht in Betracht gezogen. "Wir werden die Waffen des Widerstands nicht aufgeben, solange die Besatzung fortbesteht", erklärte er. Israel verlangt jedoch außer der Freilassung aller Geiseln eine Entwaffnung der Hamas, worin diese das Überschreiten einer "roten Linie" sieht.
Kämpfe weitergegangen
Während der Gespräche in Kairo setzte Israel seine Angriffe im Gazastreifen fort. In der Stadt Gaza wurden am Samstag beim Beschuss eines Wohnhauses laut dem von der Hamas geführten Zivilschutz mindestens zehn Menschen getötet. Etwa 20 Menschen wurden unter den Trümmern vermisst. Umm Walid al-Khour, die den Angriff überlebte, sagte, "alle haben mit ihren Kindern geschlafen", als das Haus beschossen worden und eingestürzt sei.
Bei weiteren Angriffen im Gazastreifen starben nach Angaben von Rettungskräften 25 Menschen. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu den jüngsten Angriffen. Sie erklärte, dass seit der Wiederaufnahme des Militäreinsatzes im Gazastreifen am 18. März "1800 Terror-Ziele" getroffen und "hunderte Terroristen" getötet worden seien.
Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden seitdem mindestens 2.111 Palästinenser getötet, so dass die Zahl der Toten im Gaza-Krieg auf 51.495 gestiegen sei. Außerdem ist die Versorgungslage in dem Palästinensergebiet katastrophal.
Dramatischer Hilfsappell
Das Welternährungsprogramm (WFP) hatte am Freitag gewarnt, dass seinen Suppenküchen im Gazastreifen nach wochenlanger israelischer Blockade der Hilfslieferungen "in den kommenden Tagen" die Lebensmittel ausgingen. AFP-Aufnahmen zeigten am Samstag Schlangen vor Essensausgabestellen. "Es gibt kein Essen bei den Gratis-Küchen, es gibt kein Essen auf den Märkten", sagte Wael Odeh, der im Norden des Gazastreifens lebt.
Der UNO-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten in den Palästinensergebieten, Jonathan Whittall, warnte, die Menschen im Gazastreifen würden "langsam sterben".
Die Hamas und mit ihr verbündete Islamisten hatten am 7. Oktober 2023 einen Großangriff auf Israel ausgeführt, etwa 1.200 Menschen getötet und damit den Gaza-Krieg entfacht. Israel geht seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor.
Zusammenfassung
- Die Hamas zeigt sich bereit für einen fünfjährigen Waffenstillstand und die Freilassung aller israelischen Geiseln, was den Gaza-Krieg beenden könnte.
- Ägypten vermittelt zwischen Israel und der Hamas, um eine Waffenruhe zu erreichen, während Israel seine Angriffe im Gazastreifen fortsetzt.
- Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist kritisch, da Lebensmittel- und Arzneimittelbestände zur Neige gehen.
- Seit der Wiederaufnahme der israelischen Militäroperationen wurden 1800 Terror-Ziele getroffen und mindestens 2.111 Palästinenser getötet.
- Das Welternährungsprogramm warnt, dass den Suppenküchen im Gazastreifen in den kommenden Tagen die Lebensmittel ausgehen könnten.