Grüne orten zum Regierungsjubiläum Rückschritte
Gespart werde an den falschen Stellen, meinte Kogler bei einer Pressekonferenz am Freitag. Je weniger Einkommen und je mehr Kinder eine Familie habe und je entlegener sie wohne, desto höher würden die Kürzungen ausfallen. "Das ist tatsächlich unsozial und ökonomisch unvernünftig." Gleichzeitig komme die "Bremsspur" beim Ausbau der Photovoltaik und der Beschleunigung des Windkraftausbaus.
Auf der anderen Seite würden wiederum "rückschrittliche Dinge, die wir zugegebenermaßen auch nicht weggebracht haben" verlängert, bezog sich Kogler auf Diesel- und Dienstwagenprivileg. Wenn man die "perverse" NoVa-Befreiung für Klein-Lkw mit Verbrennungsmotor dazurechne, würden hier Milliarden liegenbleiben. Grundsätzlich verstehen kann der Ex-Vizekanzler, dass bei engem Budget an der Abschaffung der kalten Progression geschraubt wird. "Aber dass man bei jenem Drittel kürzt, das aus guten Gründen soziales Drittel genannt wird, und nicht bei jenen, die höhere Einkommen haben, das ist mehr als symbolisch."
Ähnlich auch Gewessler: "Der Rückschritt ist das neue Motto." Die Maßnahmen der Regierung würden jene treffen, die es ohnehin schon schwer haben. Umgekehrt bleibe bei "Superreichen, großen Konzernen und den fossilen Privilegien alles, wie es ist". Während Förderungen für den Heizungstausch gekürzt und der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel auf Eis gelegt werden, gebe es weiter Milliarden für "Autobahnen durch Naturschutzgebiete".
Für die stellvertretende Klubobfrau Alma Zadic ist es wiederum "bedenklich" dass Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) in einem Brief die Aufweichung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) fordere und seine Koalitionspartner dabei zuschauen. Das Aussetzen des Familiennachzugs für Flüchtlinge ist für Zadic rechtlich fragwürdig, gleiches gilt für die Pläne zur Messenger-Überwachung. Bei den Besetzungen von Stellen am Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshof wiederum habe wieder das "gute alte Parteifarbenspiel" eine Rolle gespielt.
Ähnlich äußerte sich auch Greenpeace: Die Umwelt-NGO vergab anlässlich der 100-Tage-Marke ein "Nicht Genügend" an die Regierung. Während der nächste Hitzesommer anrolle, würden wichtige Klima- und Umweltschutzmaßnahmen ausbleiben. Besonders negativ falle dabei Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) auf. Ganz anders dagegen SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr: Die Grünen hätten der neuen Regierung ein "Budgetdesaster" hinterlassen. Förderungen würden nun neu aufgesetzt und Budgetmittel effizient verwendet. Außerdem arbeite man an überfälligen Maßnahmen wie dem Klimagesetz, dem Elektrizitätswirtschaftsgesetz oder dem Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz.
Zusammenfassung
- Greenpeace bewertet die Regierungsarbeit nach 100 Tagen mit "Nicht Genügend", während die SPÖ betont, dass die Grünen ein Budgetdesaster hinterlassen hätten und laufende Reformen wie das Klimagesetz in Arbeit seien.