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Flüssiggas aus den Emiraten: Kein Tanker in Sicht

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Im Herbst des vergangenen Jahres inszenierte sich Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei einem Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten als Verhandler für LNG-Lieferungen. Vom versprochenen Flüssiggas-Tanker ist allerdings nach wie vor keine Spur.

Nach seinem Staatsbesuch in Abu Dhabi versprach Bundeskanzler Karl Nehammer "ein ganzes Flüssiggasschiff" für den Winter 2023/24. Er präsentierte es als Verhandlungserfolg, Deutschland habe zwar ebenfalls ein Schiff erhalten, im Verhältnis bringe das Österreich aber deutlich mehr, weil Deutschland zehnmal so viel Einwohner habe, verkündete der Kanzler im Oktober 2022 stolz vor den Mikrofonen der Journalist:innen.

Es seien "gute Nachrichten", mit denen sie aus Abu Dhabi zurückkehren würde, erklärte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) damals im PULS 24 Interview. 65.000 Haushalte mit Gasheizung sollten damit versorgt werden können.

Mehr als neun Monate später stellt sich die Frage: Was wurde aus dem Tanker und wann kommt das Flüssiggas nach Österreich? 

Was wurde aus der Absichtserklärung?

Bereits nach der Ankündigung Nehammers ruderte die OMV damals sanft zurück. Demnach wurde damals eine Absichtserklärung unterschrieben, "wobei wir anstreben, für die Wintersaison 2023/2024 den Kauf eines LNG Cargo zu arrangieren", hieß es. LNG steht für Liquid Natural Gas, also Flüssigerdgas.

Das klang schon damals weniger fix, als von der Regierung kommuniziert. Bislang gibt es zum Flüssiggas aus den Emiraten weiterhin keine Neuigkeiten oder konkrete Liefertermine, wie PULS 24 Anfragen ergeben haben.

Ministerien und OMV können oder wollen nichts sagen

Eine PULS 24 Anfrage an das Bundeskanzleramt, wie es denn nun um die LNG-Lieferungen bestellt sei, wurde vom Finanzministerium beantwortet. Dabei handle es sich um "Vertragsdetails der OMV", in die man keinen Einblick habe, so ein Sprecher des BMF. 

Auch im Energieministerium verweist man auf PULS 24 Nachfrage an die zuständigen Unternehmen. Die Republik besitze über die Beteiligungsgesellschaft ÖBAG zwar Teile der OMV, der Energiemarkt in Europa sei aber marktwirtschaftlich organisiert. 

Die ÖBAG, die für die Repubik Anteile von 31,5 Prozent der OMV hält und verwaltet, spricht von "unternehmerischen Entscheidungen" der OMV und könne deshalb keine Auskunft geben. Doch was sagt das zuständige Unternehmen selbst? Auch die OMV gibt sich wortkarg, wenn es um den Deal mit ADNOC, dem staatseigenen Ölkonzern von Abu Dhabi, geht.

"Wir arbeiten stetig an der weiteren Diversifizierungsmaßnahmen zur Gasversorgung, sobald wir Projekte finalisieren bzw. Verträge abschließen, werden wir diese kommunizieren", hieß es vom heimischen teilstaatlichen Energiekonzern. 

LNG für die OMV, aber nicht aus Abu Dhabi

Ende Juli schloss die OMV tatsächlich einen LNG-Deal über zehn Jahre ab - aber nicht dank eines Staatsbesuches und nicht mit Abu Dhabi, sondern mit dem britischen Mineralölkonzern bp. Bis zu einer Million Tonnen Flüssigerdgas pro Jahr sollen ab 2026 geliefert werden können. Das reicht für rund 14,5 Terawattstunden, was knapp 17 Prozent des Gasverbrauchs aus dem Jahr 2022 entspricht. 

ribbon Zusammenfassung
  • Im Herbst des vergangenen Jahres inszenierte sich Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei einem Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten als Verhandler für Flüssiggas-Lieferungen.
  • Mehr als neun Monate später stellt sich die Frage: Was wurde aus dem Flüssiggas-Tanker und wann kommt das Flüssiggas nach Österreich? 
  • Die Ministerien und die OMV geben sich dazu wortkarg.