Massenproteste
Belgrad: Festnahmen und Verletzte bei Massenprotesten
Laut Vasiljevic hatten die Einsatzkräfte Schlagstöcke eingesetzt, nachdem sie von Protestteilnehmern angegriffen worden seien. "Chemische Mittel" seien nicht zum Einsatz gekommen.
Journalisten der Nachrichtenagentur AFP sahen, dass die Polizei Tränengas und Blendgranaten einsetzte, um die Menge auseinanderzutreiben. Beamte wurden mit Steinen beworfen, einige Protestteilnehmer hatten Rauchgranaten.
Große Protestkundgebung
Die Polizei war mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften im Bereich der Regierungsgebäude, des Parlaments und rund um den Park im Einsatz.
Nach Angaben der Organisation Archiv öffentlicher Versammlungen, die die Größe von Protestkundgebungen in Serbien schätzt, versammelten sich rund 140.000 Menschen auf dem Slavija-Platz.
Nach Angaben der Polizei beteiligten sich lediglich 36.000 Menschen an der Demonstration. Vučić -Anhänger aus dem ganzen Land hatten sich im nahe gelegenen Pionirski-Park zum Gegenprotest versammelt.
Während am Abend Studenten, die die Ausschreibung der vorgezogenen Parlamentswahlen verlangen, zu ihrer Großkundgebung auf dem Slavija-Platz noch unterwegs gewesen waren, hatte vor dem Parlament bereits ein Literaturabend begonnen.
Dieser wurde allerdings von jenen Studenten organisiert, die seit März in einem Park vor dem Amtssitz von Präsident Aleksandar Vučić campen, um somit mit der Unterstützung der Behörden gegen die Blockade aller staatlichen Universitäten zu protestieren.
Schon in den frühen Nachmittagsstunden waren in Belgrad aus verschiedenen Städten Anhänger der regierenden Serbischen Fortschrittspartei (SNS) mit Bussen eingetroffen, um Präsident Vučić zu unterstützen, wie einige von ihnen gegenüber den Medien erläuterten.
Der Literaturabend der SNS-Anhänger begann allerdings schon um 16.00 Uhr, während der Studentenprotest nicht weit davon erst ab 18.00 Uhr stattfand.
Fakultäten bieten Vorlesungen online an
Miloš Pavlović, einer der Studenten, die sich der Universitätsblockade widersetzen, verkündete unterdessen, dass er und seine Kommilitonen eigentlich ihren Sieg feiern würden, da die Universitäten ihre Arbeit wiederaufgenommen hätten.
Zum Teil stimmt dies auch. Allerdings finden die Vorlesungen nur online statt, da die Fakultäten weiterhin blockiert sind.
Tatsächlich haben sich die meisten Fakultäten neuerdings zu diesem Schritt entschlossen, nachdem ihre Professoren und sonstiges Personal an den Rand ihrer Existenz gebracht worden waren.
Seit Februar bekommen sie aus der Staatskasse nur noch knapp 13 Prozent ihres monatlichen Einkommens ausbezahlt.
Demonstranten fordern Neuwahlen
Den Anlass für die seit November anhaltende Protestwelle in Serbien hatte eigentlich der Einsturz des Bahnhofvordaches in Novi Sad geliefert, bei dem am 1. November 16 Personen ums Leben gekommen waren.
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Von der regierungskritischen Öffentlichkeit wurde der Unfall auf die grassierende Korruption zurückgeführt.
Die Studenten, die ihre Universitäten seitdem blockieren, hatten ihre ursprüngliche Forderung nach der Rechtsstaatlichkeit vor einigen Wochen durch jene nach Neuwahlen ersetzt.
Um die Anreise zur Demonstration nach Belgrad wohl zu erschweren, wurde der Eisenbahnverkehr landesweit schon am Freitag eingestellt.
Dieselbe Situation gab es auch Mitte März, als sich bei einer Großkundgebung in Belgrad dann dennoch über 300.000 Menschen versammelten.
Zusammenfassung
- Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrierenden bei regierungskritischen Massenprotesten in Serbiens Hauptstadt Belgrad hat es Festnahmen und Verletzte gegeben.
- Polizeichef Dragan Vasiljevic teilte mit, bei den Ausschreitungen am Samstag seien sechs Polizisten sowie zwei andere Menschen verletzt worden.
- Polizeichef Dragan Vasiljevic teilte mit, bei den Ausschreitungen am Samstag seien sechs Polizisten sowie zwei andere Menschen verletzt worden.
- Dutzende Demonstrierende wurden festgenommen.