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EU-Staaten wollen mit Aufbau von "Drohnenwall" beginnen

Heute, 15:46 · Lesedauer 3 min

Die Planungen ein Drohnenabwehrsystem an der Ostflanke der EU gewinnen nach den jüngsten mysteriösen Ereignissen in Dänemark an Fahrt. Wie EU-Verteidigungsindustriekommissar Andrius Kubilius mitteilte, wurde bei einer Videokonferenz mit Verteidigungsministern vereinbart, mit der Umsetzung des Konzepts zu beginnen. Demnach soll vorrangig ein "Drohnenwall" errichtet werden, der mit fortschrittlichen Fähigkeiten unbemannte Flugkörper erkennen, verfolgen und abfangen soll.

Kubilius sagte, er werde sich nun beim EU-Gipfel im Oktober noch den politischen Rückhalt der Staats- und Regierungschefs sichern. Im Anschluss werde man dann gemeinsam mit nationalen Expertinnen und Experten eine detaillierte technische Roadmap festlegen und Europas Verteidigungsindustrie mobilisieren. Für die Finanzierung sollten auch EU-Instrumente genutzt werden. "Der Schutzschild für die Ostflanke (Eastern Flank Watch) mit dem Drohnenwall als Kernstück wird ganz Europa zugutekommen", betonte Kubilius. In einem Interview der Website Euractiv hatte er zuletzt gesagt, der Wall könne innerhalb eines Jahres aufgebaut sein.

An der Videokonferenz nahmen nach Angaben des EU-Kommissars Verteidigungsminister der EU-Frontstaaten Bulgarien, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien teil. Mit dabei waren zudem auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sowie Vertreter Ungarns, der Slowakei, der dänischen EU-Ratspräsidentschaft und der NATO. In einer separaten Schaltung unterrichtete der ukrainische Verteidigungsminister Denys Schmyhal die EU-Runde über die ukrainischen Erfahrungen bei der Abwehr russischer Drohnen.

An dem Konzept für eine deutlich effektivere Drohnenabwehr an der EU-Ostflanke wird bereits seit Monaten gearbeitet. Wie notwendig es ist, zeigte aus Sicht der Planer zuletzt vor allem das massive Eindringen russischer Drohnen in den Luftraum Polens vor zweieinhalb Wochen. Als weiterer Beleg werden auch die Ereignisse in Dänemark gewertet, wo bisher nicht identifizierte Drohnen stundenlang Flughäfen lahmlegten.

Unterdessen kritisierte der Kreml die vom Verteidigungsbündnis NATO zur Schau gestellte Bereitschaft, bei einer Luftraumverletzung gegebenenfalls russische Flugzeuge abzuschießen. Die Stimmung in Europa heize sich von selbst immer mehr auf, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow im russischen Staatsfernsehen. "Erklärungen, dass man russische Flugzeuge abschießen müsse, sind zumindest leichtsinnig, verantwortungslos und natürlich wegen ihrer Folgen gefährlich", sagte er.

Einmal mehr wies er die Vorwürfe zurück, dass Russland den estnischen Luftraum verletzt habe. Dafür gebe es überhaupt keine Beweise, sagte er. Er warf seinerseits dem Westen Eskalation vor. Die NATO-Länder waren am Dienstag auf Antrag Estlands zu einer Sondersitzung im Hauptquartier in Brüssel zusammengekommen, nachdem drei russische Kampfjets vom Typ MiG-31 rund zwölf Minuten über der Ostsee durch estnischen Luftraum geflogen waren. In der anschließenden Erklärung warnte die Militärallianz unter Androhung von Gewalt vor weiteren Grenzverletzungen.

Zusammenfassung
  • Die EU-Staaten wollen an der Ostflanke mit dem Aufbau eines Drohnenabwehrsystems beginnen, nachdem zuletzt russische Drohnen vor zweieinhalb Wochen massiv in den polnischen Luftraum eindrangen und in Dänemark stundenlang Flughäfen lahmlegten.
  • EU-Kommissar Andrius Kubilius kündigte an, dass der sogenannte Drohnenwall innerhalb eines Jahres stehen und ganz Europa schützen soll, wobei auch EU-Finanzierungsinstrumente genutzt werden sollen.
  • An einer Videokonferenz zum Projekt nahmen Verteidigungsminister aus Bulgarien, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien sowie Vertreter von NATO, der EU-Außenbeauftragten und der dänischen Ratspräsidentschaft teil.