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Ein Toter bei russischem Luftangriff auf Lwiw

Heute, 05:42 · Lesedauer 4 min

Trotz der laufenden Friedensbemühungen hat Moskau auch in der Nacht auf Donnerstag nicht mit seinen Angriffen auf die Ukraine nachgelassen. Bei einem kombinierten russischen Drohnen- und Raketenangriff auf die westukrainische Stadt Lwiw ist laut örtlichen Behörden ein Mensch getötet worden. Drei weitere Personen seien verletzt worden, teilte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Maxym Kozyzkyj, auf Telegram mit. Dutzende Wohnhäuser seien bei dem Angriff beschädigt worden.

In der Nacht sei eine Reihe von Kampfdrohnen und Raketen in Richtung ukrainischer Städte gefeuert worden, schrieb das Portal "The Kyiv Independent". Nach Angaben der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine waren Explosionen etwa auch in der Hauptstadt Kiew zu hören. Dort sei bereits am Mittwochabend Luftalarm ausgegeben worden - die Drohnenangriffe hätten dort über Nacht angehalten. Wie in Lwiw sei auch hier die Luftabwehr aktiv. Die Menschen sollten in Schutzräumen bleiben, schrieb die Nachrichtenagentur unter Berufung auf Kiews Militärverwaltung. Zu Verletzten und Schäden in Kiew gab es zunächst keine genauen Angaben.

Bei einem nächtlichen Angriff auf die Westukraine wurde nach ukrainischen Angaben allerdings auch eine Fabrik eines US-Elektronikherstellers getroffen. Dabei habe es schwere Schäden und Opfer gegeben, teilte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha mit. Es handle sich um eine rein zivile Einrichtung, die nichts mit der Verteidigung oder dem Militär zu tun habe, schrieb Sybiha auf X. Es sei nicht der erste russische Angriff auf US-Unternehmen in der Ukraine, fügte Sybiha hinzu und verwies auf Angriffe auf Büros des Flugzeugherstellers Boeing in Kiew Anfang des Jahres. Durch den Raketenangriff seien zwölf Menschen verletzt und Lagerhallen eines Unternehmens zerstört worden, teilten die örtlichen Behörden mit.

Die Ukraine meldete in ihrer vorläufigen Gesamtbilanz des massiven russischen Luftschlages insgesamt 574 Drohnen und 40 Raketen. 546 der Drohnen und 31 Raketen seien von der Luftabwehr in der Nacht abgeschossen worden. An elf Orten seien Treffer verzeichnet worden, an drei weiteren seien Trümmerteile eingeschlagen.

Was ist politisch der nächste Schritt?

Die Ukraine wehrt sich seit knapp dreieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion. Nach dem Alaska-Gipfel hatten US-Präsident Trump, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und europäische Spitzenpolitiker am Montag über einen Friedensprozess für die Ukraine beraten. Als Nächstes soll nach Trumps Vorstellungen ein Treffen Putins mit Selenskyj stattfinden. Moskau äußert sich dazu ausweichend.

Ihrerseits griff die Ukraine nachts Ziele im russischen Hinterland mit Kampfdrohnen an. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau berichtete von 49 abgefangenen Drohnen. Laut russischen Telegramkanälen war ein Ziel die Raffinerie von Nowoschachtinsk im südrussischen Gebiet Rostow, dort sei ein Brand ausgebrochen. Eine Bahnstrecke im Gebiet Woronesch war zeitweise gesperrt. Die Flughäfen von Wolgograd und Kaluga mussten wegen Drohnenalarms vorübergehend den Betrieb einstellen.

Neuer ukrainischer Marschflugkörper Flamingo

Die Ukraine baut selbst Kampfdrohnen mit höherer Reichweite, und sie hat die systematischen Angriffe auf russische Gebiete weit hinter der Front in den vergangenen Monaten verstärkt. Dieser Tage erlaubte die Kiewer Führung auch Einblicke in den Bau und einen Test des neuen Marschflugkörpers Flamingo. Er hat angeblich eine Reichweite von 3.000 Kilometern und kann damit auch Ziele in Russland bis hinter den Ural erreichen. Selenskyj spricht vom Beginn der Serienproduktion Ende 2025 oder Anfang 2026.

Alarm in Polen

Polen ließ wegen der russischen Angriffe auf die westliche Ukraine Flugzeuge zum Schutz des eigenen Luftraums aufsteigen. Angesichts der Aktivitäten russischer Langstreckenflieger, die Angriffe auf ukrainisches Gebiet fliegen würden, seien Flugzeuge der polnischen Luftwaffe und verbündeter Staaten im polnischen Luftraum im Einsatz, teilte das operative Kommando der polnischen Streitkräfte am Donnerstag auf X mit. Am Mittwoch war nach Angaben der Regierung in Warschau eine Drohne des russischen Militärs in einem Maisfeld in Ostpolen eingeschlagen. Polen ist seit dem Einschlag einer fehlgeleiteten ukrainischen Rakete im Dorf Przewodow im Jahr 2022, bei dem zwei Menschen getötet wurden, in erhöhter Alarmbereitschaft.

Zusammenfassung
  • Bei einem russischen Drohnen- und Raketenangriff auf die westukrainische Stadt Lwiw wurden laut Behörden ein Mensch getötet, drei weitere verletzt und dutzende Wohnhäuser beschädigt.
  • Die Ukraine meldete in der Nacht insgesamt 574 Drohnen und 40 Raketen, von denen 546 Drohnen und 31 Raketen von der Luftabwehr abgeschossen wurden, während auch eine US-Fabrik schwer getroffen und zwölf Menschen verletzt wurden.
  • Polen ließ wegen der Angriffe auf die Westukraine Kampfjets zum Schutz des eigenen Luftraums aufsteigen, nachdem eine russische Drohne in Ostpolen eingeschlagen war.