Die Runde der SpitzenkandidatInnen: Wien, Corona und Selbstreflexion

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In der Runde der Spitzenkandidaten ging es um Corona, Wien, eigene Fehler und überraschende Seiten bei den Gegnern.

Wien und seine Parteien befinden sich in der heißen Phase vor der Wahl am Sonntag (PULS 24 berichtet den ganzen Tag live ab 10 Uhr). Das zeigte sich auch bei der Runde der SpitzenkandidatInnen am Mittwoch. Begleitet von PULS 24 Infochefin Corinna Milborn und "Talk im Hangar 7"-Moderator Michael Fleischhacker ging es zwischen den SpitzenkandidatInnen – Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), ÖVP-Spitzenkandidat und Finanzminister Gernot Blümel, Verkehrsstadträtin und Grünen-Spitzenkandidatin Birgit Hebein, FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp, NEOS-Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr und Heinz-Christian Strache (Team Strache) – meist ruhig und geordnet zu.

Thema: Corona

Corona ist natürlich auch am Mittwoch das Thema. Fast alle Kandidaten sind sich einig, dass das Virus der gemeinsame Feind ist (Blümel) und die Maßnahmen sein müssen. Das sehen nur Nepp und Strache anders. Nepp möchte nur die Risikogruppen schützen, alle anderen Maßnahmen müssten zurückgenommen werden. Strache sieht eine "übertriebene Verbotspolitik".  Für eine Vorverlegung der Sperrstunde spricht sich nur Blümel bei der Taferlumfrage aus.

Hebein möchte, dass die Politik und der dadurch entstehende Hickhack aus der Corona-Diskussion herausgehalten wird und man auf Experten hört. Mehr auf Experten hören fordert auch Wiederkehr, der die Corona-Ampel-Kommission ins Spiel bringt. Dort würden 18 Menschen drinnen sitzen, nur fünf davon Experten und von denen haben diese Woche zwei die Kommission verlassen, erklärt er. Blümel findet es "fast schon müßig, auf die virologische Expertise von Herrn Strache einzugehen. Es weiß es jeder, dass Sie falsch liegen."

Kritik muss sich der Finanzminister bezüglich der Hilfen für die Unternehmen anhören, diese würden nicht ankommen, sagen Nepp, Strache, Wiederkehr und Hebein. Der amtierende Bürgermeister kommt kaum zu Wort in diesem Block. Wichtig ist ihm aber auch, besonders die ältere Generation zu schützen. Er betont, Wien sei der Wirtschaftsmotor von Österreich und der wichtigste Wissenschaftsstandort. Durch die Kooperation zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Stadt Wien habe es wichtige Entwicklungen zu Corona geben. Zum Beispiel der Gurgeltest.

Thema: Arbeitszeitverkürzung

Es ist ein Herzensthema von Hebein, die Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden. Damit steht sie allein auf weiter Flur. Selbst für Ludwig ist das zwar immer Thema, aber es gehe um die Rahmenbedingungen. Alle anderen sind dagegen.

Thema: Parkplätze

Bei der Frage zur Verkehrspolitik und auch der Reduzierung von Parkplätzen zeigt sich die Runde fragmentiert. Nepp ist dagegen, Autofahren dürfe "nicht zu einem Luxusgut werden". Ludwig ist unentschlossen, er möchte es mit der Bezirksbevölkerung entscheiden. Blümel ist dagegen, Hebein dafür und Wiederkehr ebenfalls unentschlossen.

Thema: Sicherheit und Integration

Wieder wird mit Tafeln die Frage "Gibt es Viertel in Wien, wo sie sich fürchten in der Nacht?" beantwortet. Nepp und Strache haben Angst, die anderen nicht. Hebein attestiert ihm: "Sie sind ein ängstlicher Mensch", denn Wien ist eine der sichersten Städte weltweit. Blümel, der selbst keine Angst hat, weiß, es gibt natürlich Menschen, die Angst haben. Er möchte "keine Experimente bei der Sicherheit", man müsse aber die Polizei entlasten. Dafür kann er sich vorstellen, dass man die Waste-Watchers, Parksherrifs usw. unter einen Hut bringt. Das möchte auch Nepp und betont, bei dem Thema habe Blümel von der FPÖ abgeschrieben. Wiederkehr sieht Herausforderungen bei der Sicherheit und Integration. Man müsse alle Bereiche des Extremismus stärker bekämpfen, denn das habe in einer weltoffenen Stadt nichts zu suchen. Strache erklärt, er fordere das seit 15 Jahren. "Wien rollt dem politischen Islam den roten Teppich aus", sagt er. Ludwig fordere seit Jahren mehr Polizei für Wien und bietet dem Bund an, eine eigene Wiener Polizei zu installieren.

Das Thema Integration würde immer ernst genommen. "Radikalismus, egal in welcher Form, hat keinen Platz in Wien", betont Ludwig. Man solle aber nicht einzelne Personen herziehen, um tausende Menschen zu diskreditieren. Dass Bildung wichtig ist, hört man von fast jedem Kandidaten. Ludwig lobt die Arbeit der Stadtpolitik, Wiederkehr kritisiert sie und auch die Arbeit der Bundesregierung bei dem Thema. Blümel kontert, dass man mit den Deutschförderklassen die wichtigste Maßnahme überhaupt gesetzt habe.

Selbstreflexion: Was war der größte Fehler im Wahlkampf?

Wiederkehr: Wir hätten das missglückte Corona-Management noch früher thematisieren sollen.

Strache: Es nicht geschafft zu haben, einen Kredit zu bekommen.

Nepp: Dass ich den Herrn Blümel noch nicht überzeugen konnte, echte freiheitliche Politik zu machen.

Hebein: Ich war davon überzeugt, den Abbiegeassistenten noch vor der Wahl auf den Weg zu bringen.

Ludwig: Trotz intensiver Bemühungen die Leistungen der Stadt Wien darzustellen.

Blümel: Er habe oft die Rückmeldung bekommen, dass er kühl wirke.

Was hat sie voneinander überrascht?

Ludwig hat an Strache überrascht, dass in den meisten Gesprächen der sachliche Inhalt in den Vordergrund gerückt worden sei.

Wiederkehr ist überrascht, wohin sich Blümel und die ÖVP inhaltlich orientiert hat. Es sei ein rechter Kurs, keine europäische Partei mehr.

Blümel hat an Nepp überrascht, dass er es trotz schwieriger Ausgangssituation souverän agiert habe.

Hebein war überrascht, wie sehr Bürgermeister Ludwig eine moderierende Rolle eingenommen hat, als Vater der Stadt.

Strache ist bei Wiederkehr überrascht, dass er einfach wegwischen konnte, der einzige Vertreter einer Oligarchenpartei zu sein.

Nepp war überrascht über die Aussage von Hebein, dass man mehr Sicherheit haben wolle, aber die Polizei entwaffnen will.

Umfrage: Welcher Kandidat hat Sie am meisten überzeugt?

Zur Umfrage: Online-Umfrage durchgeführt von OGM. N= 500 wahlberechtigte WienerInnen. Max. Schwankungsbreite 4,4%

Analyse der Runde der SpitzenkandidatInnen

PULS 24 Chefreporterin Manuela Raidl analysiert im Gespräch mit PULS 24 Anchor Gundula Geiginger die Runde der SpitzenkandidatInnen zur Wien-Wahl.

ribbon Zusammenfassung
  • In der Runde der Spitzenkandidaten ging es um Corona, Wien, eigene Fehler und überraschende Seiten bei den Gegnern.

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