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Deutschland begrenzt ab Montag Einreisen aus Indien

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Deutschland will Indien ab Montag zum Virusvariantengebiet erklären. In der Bundesrepublik gilt dann ein weitgehendes Einreiseverbot für Menschen, die sich zuvor in Indien aufgehalten haben, hieß es am Samstag aus Regierungskreisen.

Ausnahmeregelungen gibt es beispielsweise für Deutsche und Ausländer mit einem Aufenthaltsrecht in Deutschland. Sie müssen allerdings schon vor der Einreise einen negativen Corona-Test vorweisen und sich nach der Ankunft in Quarantäne begeben.

"Um unsere Impfkampagne nicht zu gefährden, muss der Reiseverkehr mit Indien deutlich eingeschränkt werden", sagte der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Samstag. In der Bundesregierung gibt es auch Überlegungen, den Flugverkehr mit Indien vorübergehend zu stoppen. Wie es in Regierungskreisen hieß, wird die Entscheidung darüber im Bundesverkehrsministerium seit Tagen vorbereitet. Thema seien nicht nur Direktflüge, sondern auch Flüge über Airports am Golf sowie am Bosporus. Entschieden sei diesbezüglich aber noch nichts, hieß es.

Zuvor soll sich bereits die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingeschaltet und zur Vorsicht aufgerufen haben - nachdem Indien nach einer entsprechenden Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) zwar als Hochrisikogebiet, jedoch noch nicht als Virusvariantengebiet eingestuft worden war.

Die Regeln für Virusvariantengebiete sind deutlich strenger: Einreisende müssen für 14 Tage in Quarantäne ohne Verkürzungsmöglichkeit. Außerdem dürfen Fluggesellschaften bestimmte Personengruppen aus diesen Regionen nicht befördern. Das führt dann meist dazu, dass nur noch wenige Flüge angeboten werden.

Indische Variante unter Beobachtung

Die indische Variante B.1.617 steht bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter Beobachtung. In Deutschland ist diese Variante bisher kaum aufgetreten. Stand Freitag soll sie bundesweit in 25 Fällen nachgewiesen worden sein. Als Virusvariantengebiet sind derzeit unter anderem Südafrika und Brasilien ausgewiesen, wo jeweils als besorgniserregend eingestufte Varianten des Coronavirus kursieren.

Angesichts der dramatischen Lage in Indien forderte der Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), die sofortige Einstellung aller Flugverbindungen in die EU. "Die indische Doppelvariante scheint sich schnell auszubreiten und die Situation dort droht außer Kontrolle zu geraten", warnte der CSU-Politiker. Weber verwies in der "Bild" darauf, dass Kanada und Großbritannien bereits entsprechende Schritte eingeleitet hätten. Insgesamt müssten die EU-Länder "aufgrund der Dynamik der Corona-Pandemie besser und schneller im koordinierten Vorgehen werden". Auch Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery sprach sich für Schutzmaßnahmen gegen die indische Corona-Variante aus.

In Österreich nur Landeverbote für Südafrika und Brasilien

In Österreich gibt es derzeit Landeverbote für Flugzeuge aus Südafrika und Brasilien. Diese gelten bis zum 2. Mai. Für Flüge aus Indien gibt es ein solches Verbot nicht. Laut österreichischem Außenministerium gelten derzeit Reisewarnungen für fast alle Staaten der Welt. Davon ausgenommen sind Australien, Island, Neuseeland, Singapur, Südkorea und der Vatikan. Von allen nicht notwendigen Reisen - auch in diese Staaten - rät das Außenministerium in Wien aber weiterhin ab. Die neue indische Virusvariante wurde in Österreich mit Stand Freitag noch nicht nachgewiesen.

Unterdessen verschärfte sich die Corona-Situation in Indien. Am Samstag wurde mit 2.624 Todesfällen binnen 24 Stunden ein neuer Höchststand erreicht. Die Zentralregierung war bemüht, die völlig überlasteten Krankenhäuser mit zusätzlichem Sauerstoff zur künstlichen Beatmung von Covid-19-Patienten zu versorgen. Zudem meldeten die Behörden mehr als 340.000 Corona-Neuinfektionen.

Der Iran kündigte indes einen Einreisestopp aus Indien an. Damit soll die Ausbreitung der neuen Coronavirus-Doppel-Mutante verhindert werden. "Das indische Virus ist gefährlicher als die englische und die brasilianische Variante", sagte Präsident Hassan Rouhani im TV.

ribbon Zusammenfassung
  • In der Bundesrepublik gilt dann ein weitgehendes Einreiseverbot für Menschen, die sich zuvor in Indien aufgehalten haben, hieß es am Samstag aus Regierungskreisen.
  • Thema seien nicht nur Direktflüge, sondern auch Flüge über Airports am Golf sowie am Bosporus.
  • Die indische Variante B.1.617 steht bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter Beobachtung.
  • In Österreich gibt es derzeit Landeverbote für Flugzeuge aus Südafrika und Brasilien. Diese gelten bis zum 2. Mai. Für Flüge aus Indien gibt es ein solches Verbot nicht.
  • Die neue indische Virusvariante wurde in Österreich mit Stand Freitag noch nicht nachgewiesen.

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