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"Das war mal früher"

Selenskyj: Müssen nicht mit USA über Waffeneinsatz reden

Heute, 17:07 · Lesedauer 3 min

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gibt sich am ukrainischen Unabhängigkeitstag selbstbewusst: Er müsse mit den USA nicht über den Einsatz von Raketen gegen Russland reden.

In der Diskussion um mögliche US-Verbote für den Einsatz weitreichender amerikanischer Waffen gegen Ziele in Russland sieht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj keinen Redebedarf mit Washington.

"Wir setzen unsere im Inland hergestellten Langstreckenwaffen ein", sagte Selenskyj während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem kanadischen Premierminister Mark Carney. "In letzter Zeit haben wir solche Dinge nicht mit den USA diskutiert, das war mal früher."

Das "Wall Street Journal" hatte unter Berufung auf US-Beamte berichtet, das Pentagon blockiere seit Monaten den Einsatz von Raketen mit größerer Reichweite durch die Ukraine für Angriffe auf Ziele in Russland

Ein Genehmigungsverfahren des Verteidigungsministeriums habe die Ukraine seit dem späten Frühjahr daran gehindert, die von den USA gelieferten ATACMS-Raketen gegen Ziele in Russland einzusetzen, werden die Beamten zitiert.

Biden erteilte Erlaubnis

Unter Präsident Joe Biden hatten die USA der Ukraine im vergangenen Jahr Angriffe mit weitreichenden Waffen gegen militärische Objekte in Russland erlaubt. US-Präsident Donald Trump hatte schon vor der Angelobung angekündigt, die Erlaubnis zu streichen. Mitte Dezember 2024 hatte Trump, noch vor Beginn seiner zweiten Amtszeit, ukrainische Raketenangriffe auf russisches Territorium kritisiert - und dafür Lob aus Moskau bekommen. 

Vergangene Woche postete Trump allerdings, es sei sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das Land des Invasors anzugreifen.

Die Ukraine hat zuletzt ihr eigenes Bauprogramm für Drohnen verstärkt und mit Flamingo auch eine neue Rakete präsentiert, die angeblich eine Reichweite von bis zu 3.000 Kilometern haben soll. Damit wären selbst Ziele weit hinter dem Uralgebirge in Reichweite ukrainischer Waffen. Noch befindet sich die Rakete in der Testphase - bis Jahresende will sich Kiew aber ein größeres Arsenal solcher Waffen zugelegt haben.

Kanada liefert Waffen

Die Ukraine erhält unterdessen in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Armee weitere Unterstützung aus Kanada. Bei seinem Besuch in Kiew zum Unabhängigkeitstag der Ukraine sagte Kanadas Premierminister Mark Carney dem Land ein Waffenpaket im Umfang von einer Milliarde kanadischer Dollar (rund 617 Mio. Euro) zu. 

Das bereits für September angekündigte Paket beinhaltet Drohnen, Munition und nicht näher beschriebenes schweres militärisches Gerät, wie ukrainische Medien berichteten.

Zugleich deutete Carney bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Präsenz kanadischer Truppen zur Absicherung eines möglichen Friedensabkommens an.

Zusammenfassung
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Unabhängigkeitstag, dass die Ukraine beim Einsatz von Raketen gegen Russland nicht mit den USA sprechen müsse und aktuell eigene Langstreckenwaffen einsetze.
  • Das Pentagon blockiert laut US-Medienberichten seit Monaten den Einsatz von US-Raketen mit großer Reichweite durch die Ukraine, während unter Präsident Biden Angriffe mit solchen Waffen erlaubt waren, Trump jedoch die Erlaubnis wieder entziehen will.
  • Kanada unterstützt die Ukraine mit einem neuen Waffenpaket im Wert von einer Milliarde kanadischer Dollar (ca. 617 Mio. Euro), das Drohnen, Munition und schweres militärisches Gerät umfasst.