Vienna Film Commission

"Corsage": Wer wusste wann von welchen Vorwürfen?

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Der Fall Florian Teichtmeister galt auch vor Veröffentlichung der Anschuldigungen als offenes Geheimnis. Gilt das auch für die Vorwürfe gegenüber einem zweiten Schauspieler in Corsage?

Bei Florian Teichtmeister soll die Sache klar sein. Spätestens seit September 2021 war der Fall innerhalb der Kunst- und Kulturbranche ein offenes Geheimnis. Jetzt deutet sich an: Auch die Vorwürfe gegen einen zweiten Schauspieler in "Corsage" waren wohl schon länger bekannt.

Sexualisierte, psychische und körperliche Gewalt

Dem zweiten Schauspieler werden sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Laut neuesten "Spiegel"-Recherchen geht es auch um psychische und körperliche Gewalt "gegen mindestens drei Frauen". Regisseurin Marie Kreutzer soll bereits bei Drehbeginn von "Corsage" darüber in Kenntnis gesetzt worden sein, dass es diese Vorwürfe gibt. Ähnliche Informationen sind auch PULS 24 zugetragen worden.

Auch die Produzent:innen des Films wurden darüber informiert, wie sie dem "Spiegel" in einer Stellungnahme bestätigten. Darin heißt es, dass sowohl der betreffende Schauspieler als auch Dritte auf die Produzent:innen zugekommen seien, um über die anonymen Vorwürfe zu sprechen. Der Schauspieler habe damals wie heute versichert, dass keine strafrechtlich relevanten Vorwürfe vorlägen und er nichts davon wisse, sich je übergriffig verhalten zu haben.

Fehler eingeräumt

"Wir haben ihm vertraut, das hätten wir aus heutiger Sicht nicht tun sollen", erklären die Produzent:innen in dem Statement. "Es ist das Recht von Betroffenen, zu entscheiden, ob eine Handlung ein Übergriff ist und wie sie damit umgehen wollen."

Treffen mit Betroffenen fand nicht statt

Bereits kurz vor der Wien-Premiere von "Corsage" soll es die Möglichkeit zu einem Treffen mit einer Betroffenen gegeben haben. Eine Vermittlungsperson versuchte, das Treffen mit Regisseurin Marie Kreutzer zu organisieren, doch die Zusammenkunft fand nie statt. Drei Terminverschläge wurden von Kreutzer abgelehnt, sie gab damals Zeitgründe an. Irgendwann gab es noch ein Angebot der Regisseurin sich direkt bei einer Betroffenen zu melden – diese nahm das jedoch nicht mehr wahr. 

Gegenüber dem "Spiegel" erklärt Marie Kreutzer ganz allgemein: Es gebe inzwischen sowohl gute Maßnahmen als auch Regeln für einen diskriminierungsfreien Umgang am Filmset. Anders sei das bei dem Umgang "mit öffentlichen, aber anonymisierten Vorwürfen über sexuelle Belästigung durch Mitglieder eines Casts außerhalb einer Produktion". Daran müsse noch gearbeitet werden.

Der betreffende Schauspieler weist im "Kurier" die Vorwürfe "mit aller Entschiedenheit zurück". 

ribbon Zusammenfassung
  • Der Fall Florian Teichtmeister galt auch vor Veröffentlichung der Anschuldigungen als offenes Geheimnis in der Branche.
  • Gilt das auch für die Vorwürfe gegenüber einem zweiten Schauspieler in Corsage?

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