Burgenland: Lockdown-Ende mit Option auf Notbremsung

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Das Burgenland verlängert den Lockdown im Gegensatz zu Wien und Niederösterreich nicht bis zum 2. Mai. Kanzler Kurz betonte jedoch, dass im Notfall die Notbremse gezogen werde.

Der Lockdown im Burgenland endet am kommenden Sonntag. Nachdem Wien und Niederösterreich am Montag die Verlängerung des Lockdowns bekannt gegeben haben, zieht das Burgenland nicht nach und sperrt am Montag wieder auf. Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) begründete die Entscheidung mit den "massiv" rückläufigen Infektionszahlen. Dem widerspricht der Statistiker Erich Neuwirth, der hier einen Messfehler ortet. 

Am kommenden Montag, dem 19. April, werden Schulen, Handel und körpernahe Dienstleister wieder öffnen dürfen. Das ist möglich, da Burgenland aktuell eine 7-Tages-Inzidenz von 185 vorweisen kann. Paralell werden die Testangebote ausgebaut. Der Bundeskanzler stehe hinter dem Schritt, sagte Doskozil.

Kurz: "Notbremse" falls notwendig

Werner Kogler, der nach dem Rücktritt Rudolf Anschobers Interims-Gesundheitsminister ist, kündigte aber an, sich die Entwicklung genau anzuschauen. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) betonte: "Wir haben mit dem Landeshauptmann gesprochen: wenn es notwendig ist, muss die Notbremse gezogen werden." Mit dem künftigen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) habe es am Dienstag bereits erste Gespräche gegeben, sagte Doskozil.

"Permanente" Tests in Parndorf und Neusiedl

Doskozil gab an, "gemeinsam mit der Bevölkerung" lernen zu müssen, mit der Pandemie umzugehen. Ein Schritt in diese Richtung ist die Schaffung einer Modellregion in Parndorf und Neusiedl am See. Dort sollen 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung "permanent" getestet werden. So soll nachvollziehbar gemacht werden, wie sich Öffnungen auf die Infektionslage auswirken. Umweltmediziner Hans-Peter Hutter wird die Öffnung in der Testregion Parndorf und Neusiedl am See wissenschaftlich begleiten. Ab Montag werde ein engmaschiges Monitoring stattfinden. Er hofft auf die Teilnahme der Bevölkerung. Auf Basis der Daten könne man rasch reagieren und eventuell nachjustieren, so Hutter.

Mehr Tests an Schulen

Zudem kündigte der Landeshauptmann an, dass etwa die Schüler drei Mal und die Lehrer zwei Mal pro Woche getestet werden. In Absprache mit der Wirtschaftskammer sollen auch in Betrieben auf freiwilliger Basis zwei Mal pro Woche getestet werden. Derzeit befinden sich bereits die Abschlussklassen im Präsenzunterricht, ab Montag sollen wieder alle Schüler in die Klassen. Ob es wieder Schichtbetrieb geben wird, konnte Doskozil noch nicht beantworten. Laut Angaben seines Büros werden auch die Kindergärten und -krippen wieder öffnen, wobei für die Kleinsten auf freiwilliger Basis drei Mal die Woche Lollipop-Tests angeboten werden.

Fast "Perfekte Entwicklung" der Corona-Zahlen

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, betonte der Landeshauptmann. Das Burgenland habe bei der Sieben-Tages-Inzidenz und den täglichen Fallzahlen eine nahezu "perfekte Entwicklung" zu verzeichnen. "Wir gehen nach unten, wir sind unter den besten drei Bundesländern, was diese Entwicklung betrifft", sagte Doskozil. Der Rückgang bei den Zahlen werde sich jetzt zeitverzögert auf die Auslastung der Normalbetten und danach auch auf die Intensivstationen auswirken.

Zudem habe sich die Lage in den anderen Bundesländern nicht so entwickelt, wie prognostiziert. Immerhin seien diese der Ostregion nicht in den Lockdown gefolgt.

Lage auf Intensivstationen noch immer angespannt

Im Burgenland ist die Situation in den Krankenhäusern nach wie vor angespannt, vor allem auf den Intensivstationen, was KRAGES-Geschäftsführer Hubert Eisl auf der Pressekonferenz bestätigte. Am Mittwoch sei auf den Intensivstationen des Landes ein neuer Höchststand erreicht worden. Eisl sprach sogar von derzeit 28 Patienten, entgegen der offiziellen Meldung von 27 am Mittwoch, die intensivmedizinische Behandlung benötigen.

Die Auslastung der Normalbetten lag laut AGES bei 36,2 Prozent. Von den verfügbaren Intensivbetten sind 60 Prozent belegt. Das sind etwas weniger als in den vergangenen Tagen, die Auslastung der Intensivstationen ist aber weiterhin hoch. Vor diesem Hintergrund hatte sich der Virologe Norbert Nowotny im PULS 24 Interview für eine Verlängerung des Lockdowns ausgesprochen.

Der Virologe Norbert Nowotny spricht sich im PULS 24 Interview für eine Verlängerung des Lockdown im Burgenland aus.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Burgenland verlängert den Lockdown nicht wie Wien und Niederösterreich bis zum 2. Mai.
  • Schon am kommenden Montag, dem 19. April, werden Schulen, Handel und körpernahe Dienstleister wieder öffnen dürfen.
  • Werner Kogler, der nach dem Rücktritt Rudolf Anschobers Interims-Gesundheitsminister ist, kündigte aber an, sich die Entwicklung genau anzuschauen.
  • Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) betonte: "Wir haben mit dem Landeshauptmann gesprochen: wenn es notwendig ist, muss die Notbremse gezogen werden."
  • "Wir müssen lernen mit der Situation umgehen lernen." Ein Schritt in diese Richtung ist die Schaffung einer Modellregion in Parndorf und Neusiedl am See.
  • Dort sollen 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung "permanent" getestet werden. So soll nachvollziehbar gemacht werden, wie sich Öffnungen auf die Infektionslage auswirken.