CNN-Recherche: Kriegsgefangenenlager Oleniwka nicht von Ukraine bombardiert

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Einer Medienrecherche zufolge wurde das Lager in Oleniwka, wo 50 Soldaten ums Leben kamen, nicht von einer amerikanischen HIMARS-Rakete beschossen. Experten sind der Meinung, dass der Schaden dafür zu gering sei. Viel mehr hätte ein Feuer innerhalb des Gebäudes zu den Toten und Verletzten geführt.

Am Morgen des 29. Juli kamen 50 ukrainische Kriegsgefangene, in einem von Russland kontrollierten Lager in Oleniwka (Region Donezk), ums Leben. Laut Russland wurde eine sogenannte HIMARS-Langstreckenrakete auf das Lager abgefeuert - angeblich angeordnet von den Befehlshabern in Kiew. Der amerikanische Fernsehsender CNN hat umfassende Untersuchungen angestellt, um herauszufinden, was hinter den Anschuldigungen Russlands steckt.

Russland: Ukraine hat eigene Soldaten getötet

Dem russischen Verteidigungsministerium in Moskau zufolge, habe die Ukraine einen Anschlag auf seine eigenen Soldaten durchgeführt. Dies ukrainischen Kriegsgefangene hätten begonnen, über Kriegsverbrechen zu sprechen. Daraufhin sei von Kiew angeordnet worden, die gefangenen Soldaten durch eine HIMARS-Rakete von etwaigen Geständnissen abzuhalten, so die russische Propaganda.

Nur wenige Stunden nach dem Anschlag besuchte ein russischer Reporter die Angriffsstelle und fand angeblich Überreste einer HIMARS-Rakete. Ein Mitarbeiter und der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums bekräftigte die Geschichte Russlands damit, dass ein Fund die Seriennummer einer Rakete zeige.

Schaden für Raketeneinschlag zu gering

CNN analysierte Videos und Fotos vom Tatort, Satellitenbildern von vor und nach dem Angriff und sprachen mit Forensikern und Waffenexperten. Laut der Recherche ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine HIMARS-Rakete zum Tod der Soldaten führte. Der Einschlag einer solchen Rakete würde "erheblich größeren Schaden" zurücklassen, als es der Fall ist, so die befragten Experten. Ein US-Beamter sagt zu den Schäden am Gebäude ebenfalls, dass es "definitiv keine HIMARS" war. 

Das Lager, in dem sich die ukrainischen Soldaten befanden, hatte Schlackensteinwände und ein Wellblechdach. Bilder von nach der Explosion zeigen ein Dach, das noch großteils intakt ist und Wände, die nur wenige Schäden aufweisen. Den Experten zufolge dürfte ein "plötzliches und intensives Feuer innerhalb des Gebäudes" ausgebrochen sein.

Investigationen schwierig 

Die von der CNN befragten Experten können jedoch nicht mit Sicherheit sagen, was der Grund dieses Anschlags war. Fehlender Zugang macht definitive Schlussfolgerungen unmöglich. Zudem ist es auch schwierig Aussagen sowie Annahmen von Zeugen und offizieller Seite zu verifizieren.

Die meisten Anzeichen würden jedoch auf ein intensives Feuer hindeuten, und mehreren Zeugen zufolge war kein Geräusch einer anfliegenden Rakete, wie die einer HIMARS, zu hören gewesen. Die Mutter eines der Gefangenen meinte zu CNN, dass die Soldaten "den Einschlag einer Rakete nicht gehört" hätten.

Laut einem abgehörten Gespräch zwischen zwei Milizionären der prorussischen "Volksrepublik Donezk", dass vom ukrainische Sicherheitsdienst SBU veröffentlichte wurde, wären jedoch drei Explosionen aus Richtung des Lagers wahrgenommen worden. 

Ukraine dementiert russische Geschichte

Die Ukraine weist jede Anschuldigung zurück, dass sie einen Angriff auf ihre eigenen Soldaten befohlen habe. Präsident Wolodymyr Selenskyj verkündete Vergeltung für die toten Soldaten und wirft Moskau ein Kriegsverbrechen vor. Laut ukrainischen Offiziellen sei das Feuer durch eine thermobarische Waffe ausgelöst worden. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine Vakuumbombe, die den gesamten Sauerstoff aus der Luft saugt und sehr schnell sehr hohe Hitze erzeugt. Russland hat derartige Waffen im Ukraine-Krieg bereits mehrfach eingesetzt.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Morgen des 29. Juli kamen 50 ukrainische Kriegsgefangene, in einem von Russland kontrollierten Lager in Oleniwka (Region Donezk), ums Leben.
  • Russland behauptete, zur Explosion sei es durch eine von der Ukraine eingesetzte US-Langstreckenrakete vom Typ HIMARS gekommen.
  • Experten sagten dem TV-Sender CNN jedoch, die Schäden am Gebäude seien viel zu gering für eine HIMARS-Rakete.

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