Kritik
Teuerung & Sparmaßnahmen: Caritas warnt vor steigender Armut
"Viele wissen nicht, wie sie sich den nächsten Einkauf leisten sollen", so Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner am Dienstag bei einer Pressekonferenz in einer Le+O-Ausgabestelle in Wien-Favoriten.
Der Druck auf Armutsbetroffene sei durch die Teuerung massiv gestiegen. Es gebe Mangelernährung auch bei Kindern, weil sich die Familien kein ausgewogenes, vitaminreiches Essen leisten könnten, sagte Schwertner.
Die teils drastischen Sparpläne in Bund und Ländern könnten diese Not weiter verschärfen und "die Armut in Österreich in einem Ausmaß zunehmen könnte, wie wir es länger nicht erleben mussten", warnte Schwertner.
Ein Zehntel kann laufende Ausgaben nicht decken
Ein Zehntel der Bevölkerung habe laut einer Erhebung der Statistik Austria Schwierigkeiten, die laufenden Ausgaben zu decken. Überdurchschnittlich oft betroffen seien Haushalte mit niedrigem Einkommen, Arbeitslose und Alleinerziehende, so Foresight-Geschäftsführer Christoph Hofinger.
Eine der Folgen sei mehr soziale Isolation. In einer Befragung der Caritas stimmte rund ein Drittel der Befragten der Aussage zu, dass sie wegen der Teuerung ihre sozialen Kontakte einschränken mussten, sehr (acht Prozent) oder ziemlich (25 Prozent) zu. Gegenüber 2023 haben sich diese Anteile jeweils verdoppelt.
In den 15 Lebensmittel-Ausgabestellen der Caritas in Wien und Niederösterreich habe die Nachfrage zuletzt stark zugenommen, berichtet Schwertner. Wurden 2023 8.282 Personen versorgt, seien es heute mehr als 10.400 - ein Zuwachs von 26 Prozent, ein weiterer Zuwachs wird befürchtet. Die Caritas stockt daher die Hilfe weiter auf und startet eine neue Hotline für einen rascheren Zugang zu Lebensmittelausgaben.
Kritik an Sparmaßnahmen
Kritik übt Schwertner an den Maßnahmen zur Budgetsanierung in Bund und Ländern "auf dem Rücken der Ärmsten". Konkret nannte er die Abschaffung des Klimabonus, das Auslaufen der Strompreisbremse, die Aussetzung der Valorisierung der Familienleistungen, die weitgehende Streichung der Zuverdienstmöglichkeiten für Arbeitslose sowie steigende Gebühren und Preise.
Diese Masse an Verschlechterungen für Armutsbetroffene sei "schlicht ein Wahnsinn", so Schwertner, der durch die geplante Reform der Sozialhilfe weitere Verschlechterungen und ein Steigen der Kinderarmut befürchtet.
Es brauche Mindeststandards und nicht Höchstgrenzen bei der Mindestsicherung und keinen Wettbewerb der Bundesländer nach unten, wie er derzeit stattfinde, so der Caritas-Wien-Direktor.
Video: Meinungsumfrage: aktuelle Teuerungen bei Kaffee und Schokolade
Zusammenfassung
- Die Caritas warnt, dass die Nachfrage bei ihren 15 Lebensmittelausgabestellen in Wien und Niederösterreich im Vergleich zu 2023 um 26 Prozent gestiegen ist, von 8.282 auf über 10.400 Menschen.
- Laut Statistik Austria hat ein Zehntel der Bevölkerung Schwierigkeiten, die laufenden Ausgaben zu decken, wobei besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen, Arbeitslose und Alleinerziehende betroffen sind.
- Durch die Teuerung und Sparmaßnahmen wie die Abschaffung des Klimabonus und das Auslaufen der Strompreisbremse befürchtet die Caritas eine weitere Zunahme der Armut und kritisiert die Verschlechterungen für Armutsbetroffene scharf.
