Bolsonaro wegen Coronakrise zunehmend in der Kritik
Wegen seines Umgangs mit der Coronavirus-Pandemie gerät Brasiliens rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro im eigenen Land zunehmend in die Kritik. Wie zwei Umfragen vom Freitag (Ortszeit) zeigen, gehen Bolsonaros Zustimmungswerte deutlich zurück.
Aus der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha geht hervor, dass 39 Prozent der Brasilianer den Umgang ihres Präsidenten mit der Krise missbilligen. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als in der Woche zuvor. 33 Prozent der Befragten sind demnach zufrieden mit Bolsonaros Krisenmanagement.
Ein ähnliches Ergebnis lieferte eine Umfrage des Unternehmens XP Ip Espe, in der Bolsonaro die schlechtesten Werte seit seinem Amtsantritt im Jänner 2019 erhielt. 42 Prozent der Befragten sagten in dieser Umfrage, die Politik des Präsidenten sei "schlecht" oder "schrecklich" - sechs Prozentpunkte mehr als einen Monat zuvor. 28 Prozent sind demnach zufrieden mit der Politik des Staatschefs.
In beiden Umfragen konnte dagegen Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta zulegen, der sich an die internationalen Empfehlungen eines aggressiven Vorgehens im Kampf gegen die Pandemie hält - und damit dem Kurs von Bolsonaro trotzte.
Bolsonaro hatte zuvor wiederholt eine "Hysterie" im Kampf gegen das Virus angeprangert. Auch bezeichnete er die von dem Erreger ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 als "kleine Grippe" und zog den Sinn der von zahlreichen brasilianischen Regional- und Kommunalbehörden im Kampf gegen das Virus erlassenen Restriktionen in Zweifel. Auch setzte er sich persönlich über die Empfehlungen Mandettas zur Vermeidung sozialer Kontakte hinweg. Zuletzt vollzog er jedoch eine Kehrtwende und bezeichnete die Pandemie als "größte Herausforderung unserer Generation".
Bolsonaro rief indes Katholiken und Evangelikale für diesen Sonntag zum gemeinsamen Fasten und Beten gegen das Coronavirus auf, wie Kathpress am Samstag in Bezug auf brasilianische Medieberichte vom Freitag berichtete. Marco Feliciano, Politiker und Pastor, rief die Mitglieder seiner Pfingstkirche zur Beteiligung auf: "Die Kräfte des Bösen haben sich gegen den christlichen Präsidenten erhoben, gegen einen Mann, der gottesfürchtig ist und die Familie verteidigt." Die Idee, das Virus mit Fastenaktionen zu bekämpfen, sei auch vom Bürgermeister der Kleinstadt Alterosa im Gliedstaat Minas Gerais übernommen worden. Per Dekret erklärte er laut dem Bericht den Samstag zum Fasten- und Bettag.
Brasiliens Gesundheitsministerium meldete am Freitagabend (Ortszeit) 365 Tote und über 9.000 Infizierte landesweit.
Zusammenfassung
- Wegen seines Umgangs mit der Coronavirus-Pandemie gerät Brasiliens rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro im eigenen Land zunehmend in die Kritik.
- Wie zwei Umfragen vom Freitag zeigen, gehen Bolsonaros Zustimmungswerte deutlich zurück.
- Aus der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha geht hervor, dass 39 Prozent der Brasilianer den Umgang ihres Präsidenten mit der Krise missbilligen.