Biografie zum 50. Todestag: "Franco - Der ewige Faschist"
Franco zählt zu den prägenden Diktatoren des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu seinen Verbündeten, dem deutschen "Führer" Adolf Hitler und Italiens "Duce" Benito Mussolini blieb der "Caudillo" weit über den Zweiten Weltkrieg bis 1975 an der Macht. Erobert hatte er diese mit dem blutigen Sieg in der "Guerra Civil", dem Bürgerkrieg, den er mit seinem nationalistischen Putsch gegen die bürgerlich-liberale Zweite Republik im Juli 1936 vom Zaun gebrochen hatte.
Der Widerstand gegen die faschistisch-nationalistischen Truppen dauerte immerhin fast drei Jahre, nicht zuletzt wegen der Beteiligung der Internationalen Brigaden. Unter den 35.000 Freiwilligen aus über 60 Ländern, die der Republik zu Hilfe eilten, befanden sich auch 1.400 Österreicherinnen und Österreicher, vorwiegend aus dem sozialistischen oder kommunistischen Lager.
Die Einordnung der Franco-Diktatur von 1939 bis 1975 in die spanische sowie europäische Zeitgeschichte ist umstritten. Eine Schreckensherrschaft war sie zweifellos für seine aktiven politischen Gegner aus dem linken Parteienspektrum, die gnadenlos verfolgt und mundtot gemacht wurden. Selbst gegen Ende von Francos Herrschaft, als Spanien schon seine Küsten mit Touristenhotels zugepflastert hatte, die auch rege von Gästen aus aller Welt oder zumindest aus Nordeuropa frequentiert wurden, gab es noch Foltergefängnisse, in denen Spaniens Oppositionelle eingesperrt und "notfalls" mit der Garotte hingerichtet wurden. Aufmüpfigen Frauen drohten Zwangsaufenthalte in Besserungsanstalten, Homosexuellen der Kerker.
Zwar verleugnete Franco nie seinen Hang und seine Nähe zum Faschismus und passte daher weder in den zunehmend demokratischen Westen Europas noch in den weitgehend von der Sowjetunion gegängelten kommunistischen Osten. Doch diente er sich der westlichen Welt mit Erfolg als Partner an und hatte zumindest im mehrheitlich konservativen Teil der spanischen Bevölkerung bis zu seinem Tod 1975 eine geradezu erstaunliche Popularität in der spanischen Bevölkerung.
Francos Gegner waren freilich nach der Niederlage 1939 auch massenhaft emigriert, vor allem nach Frankreich und Lateinamerika, später aus wirtschaftlichen Gründen auch nach Deutschland. Zudem konnte Franco seit den blutigen Kriegstagen auf den Rückhalt der in Spanien damals noch sehr bedeutsamen katholischen Kirche vertrauen. Zumindest auf jenen von ihrer obersten Hierarchie.
Image als effizienter Modernisierer
Da Spaniens Diktatur - im Gegensatz zum Ostblock - nie völlig vom Rest Europa abgeschottet wurde, konnte er sich sogar ein Image als effizienter Modernisierer aufbauen, auch wenn seine Herrschaft nicht zuletzt auf der massenhaften Verfolgung Andersdenkender basierte und durch extreme soziale Gegensätze wie verbreitete Korruption und Mangelwirtschaft geprägt war.
Nach seinem Tod 1975 fand er seine Ruhestätte im monumental ausgestatteten "Valle de los Caídos", dem "Tal der Gefallenen", im weiteren Umfeld von Madrid. Bis 1919 befand sich dort sein Grab direkt neben jenem von José Antonio Primo de Rivera, dem im Bürgerkrieg auf republikanischer Seite hingerichteten Gründer der faschistischen Bewegung Falange.
Es ist wohl bezeichnend, dass erst unter der Regierung des sozialistischen Premiers Pedro Sánchez eine Umbettung stattfand, zumal das Tal für einschlägige Gruppierungen des rechten Lagers auch eine Art Pilgerstätte war. Auch eine Diskussion um die Exhumierungen von damals nach wie vor in Massengräbern verscharrten Bürgerkriegsopfern aus dem Lager der Verlierer, setzte erst in den frühen 2000er-Jahren ein. So lange hatte der "Pakt des Schweigens" zur Etablierung demokratischer Verhältnisse gehalten.
"Franco - Der ewige Faschist"
Viele dieser Aspekte nimmt Till Kössler, Professor für Historische Bildungsforschung an der Universität Köln, in "Franco - Der ewige Faschist" ins Visier. Er geht weit zurück in die Vita des 1892 geborenen Franco, in seine Zeit als junger, ehrgeiziger Kolonialoffizier in Spanisch-Marokko sowie den Bürgerkrieg samt seiner Rolle als Verbündeter der Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg (vordringlich Deutschland, Italien und Japan) bis in die Modernisierungs- und Öffnungsphase der 1960er und frühen 1970er-Jahre.
Er versäumt dabei auch nicht darauf hinzuweisen, dass Franco natürlich auch von jahrzehntelang erfolgreich gepflegter Propaganda profitierte, die ihn als "historischen Heilsbringer, kühnen Soldaten und liebenden Familien- und Großvater in Szene setzte". In Zeiten vor Social Media gelang es so in weiten Teilen der Bevölkerung ein positives Bild des Generalísimo zu verbreiten, "paradoxerweise gerade in den Krisen und der Not, die Franco mit verursacht hatte".
Parallelen mit der Gegenwart
Der Verlag C.H. Beck selbst preist das Buch als "umfassende Darstellung von Francos Leben" an, das "Einblicke in die wechselvolle Geschichte Spaniens im 20. Jahrhundert" und "zugleich Ansatzpunkte für ein besseres Verständnis autoritärer Herrschaft in der Gegenwart bietet". Summa summarum ist dies dem Autor tatsächlich gelungen. Denn natürlich sehen die Kommunikationswege heute anders aus als zu Francos Lebenszeiten, gewisse Muster funktionieren aber gleich. Da reiche beispielsweise ein Blick nach Moskau, wie der Autor insinuiert.
(Von Edgar Schütz/APA)
(SERVICE - Till Kössler: Franco - Der ewige Faschist. Eine Biografie Verlag C.H. Beck; München 2025. 368 Seiten; 28,80 Euro. ISBN 978-3-406-83706-7)
Zusammenfassung
- Zum 50. Todestag von Francisco Franco erscheint die Biografie "Franco – Der ewige Faschist" von Till Kössler, die seine fast 40-jährige Diktatur in Spanien beleuchtet.
- Franco kam nach dem blutigen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 an die Macht, bei dem 35.000 Freiwillige, darunter 1.400 aus Österreich, für die Republik kämpften.
- Seine Herrschaft war geprägt von massiver Verfolgung politischer Gegner, Folter und Hinrichtungen, wobei bis in die 1970er-Jahre Oppositionelle in Gefängnissen litten.
- Franco inszenierte sich als Modernisierer und genoss Rückhalt bei der katholischen Kirche, während sein Regime durch Korruption und soziale Gegensätze bestimmt war.
- Die Aufarbeitung der Franco-Zeit begann in Spanien erst in den 2000er-Jahren, und Kösslers Biografie zieht Parallelen zu aktuellen autoritären Herrschaftsformen.
