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Baerbock: "Niemand schreibt ein Buch allein"

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Die Kanzlerkandidatin der deutsche Grünen, Annalena Baerbock, hat nach Plagiatsvorwürfen gegen sie mehr Fairness im Wahlkampf gefordert.

Es gebe "Beharrungskräfte, die Veränderung verhindern und sachliche Debatten über die besten Ideen für unser Land überdecken wollen", sagte Baerbock den Funke-Zeitungen (Samstag) und der französischen Zeitung "Ouest-France". FDP-Chef Christian Lindner hält die Frage "Schwarz oder Grün im Kanzleramt" zugunsten der CDU/CSU für entschieden.

Baerbock sagte, sie finde es wichtig, "dass demokratische Parteien in Respekt und Anstand miteinander diskutieren - vor allem über die großen Zukunftsfragen". Die Grünen-Chefin wies die Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit ihrem neuen Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern wollen" erneut zurück. "Es ist gerade keine Doktorarbeit", betonte sie.

In dem Buch stünden die "großen politischen Fragen" im Mittelpunkt: "die Klimakrise, die Zukunft von Kindern und Familien, der Zusammenhalt in der Gesellschaft". Auf all diesen Feldern müsse Deutschland sich erneuern. "Diese letzten Wochen haben gezeigt, dass es Kräfte in unserem Land gibt, die diese Erneuerung nicht wollen", sagte Baerbock.

"Niemand schreibt ein Buch allein"

Auf die Frage, ob sie ihr Buch selbst geschrieben habe, sagte sie den Funke Medien: "Ja, aber wie es so schön heißt: Niemand schreibt ein Buch allein. Es sind nicht nur viele Ideen eingeflossen, ich habe dankenswerterweise auch Unterstützung bekommen. Grundlage waren Transkripte von langen Interviews, die mit mir geführt wurden."

Der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber hatte Baerbock mehrere wörtliche Übernahmen in ihrem neuem Buch vorgeworfen. Weber sprach dabei von Urheberrechtsverletzungen. Die Grünen entgegneten der Kritik, bei den beschriebenen Passagen handle es sich um allgemein zugängliche Fakten oder bekannte grüne Positionen. Baerbock sieht sich als Opfer von "Fake-News" über ihre Person.

Die Kanzlerkandidatin steht seit Wochen in der Kritik. So musste sie nachträglich dem Bundestag Nebeneinkünfte melden und ihren im Internet veröffentlichten Lebenslauf korrigieren. Derzeit haben sowohl Baerbock als auch ihre Partei mit rückläufigen Umfragewerten zu kämpfen.

Lindner hält Wahl für entschieden

FDP-Chef Lindner sagte dem "Münchner Merkur" vom Samstag, Baerbock als Kanzlerin sei ein "geradezu fiktives Szenario". Es sei "fast sicher, dass der Auftrag zur Regierungsbildung an die Union gehen wird", so Lindner. Die verbleibende Frage laute "Schwarz-Grün oder eine Koalition, an der die FDP beteiligt ist". Er erwarte ein gutes Wahlergebnis der Grünen, "aber der Vorsprung der Union wird groß sein".

Zur Möglichkeit einer Ampelkoalition seiner Liberalen mit Grünen und SPD nach der Wahl sagte Lindner: "Mir fehlt die Fantasie, wie das zusammenpassen soll." Er verwies auf gegensätzliche Positionen seiner Partei zu den Grünen etwa bei der Steuerpolitik, der Bildungspolitik und der Schuldenbremse.

14 Prozent sehen Baerbock als Kanzlerin

Laut einer Umfrage hält es die Mehrheit von 61 Prozent der deutschen Stimmberechtigten für einen Fehler, dass die Grünen mit Baerbock und nicht mit ihrem Co-Parteivorsitzenden Robert Habeck als Kanzlerkandidaten in die Bundestagswahl ziehen. 24 Prozent halten Baerbocks Kandidatur für richtig, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der "Augsburger Allgemeinen" ergab. Der Rest zeigte sich unentschieden in der Frage. 14 Prozent der Deutschen glauben, dass Baerbock die nächste Bundeskanzlerin werden könnte, 79 Prozent geben ihr dagegen keine Chance auf einen entsprechenden Wahlsieg.

Zu den Umfragen, die die Grünen derzeit bei um die 20 Prozent hinter der Union sehen, sagte Baerbock, ihre Partei stehe "weiterhin an starker zweiter Stelle". Es sei im Wahlkampf normal, dass Parteien im Wettstreit stünden und auch Medien kritisch berichteten.

Die Frage, ob sie selbst angesichts der Scherereien daran gedacht habe, die Kanzlerkandidatur Habeck zu überlassen, beantwortete Baerbock nicht. Sie verwies stattdessen darauf, dass die Grünen erwartet hätten, "dass es ein wirklich heftiger Wahlkampf werden wird". Nach Baerbocks Nominierung zur Kanzlerkandidatin Mitte April hatten die Grünen zunächst einen Höhenflug erlebt und mit Umfragewerten von bis zu 28 Prozent zeitweise sogar die CDU/CSU überholt.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Kanzlerkandidatin der deutsche Grünen, Annalena Baerbock, hat nach Plagiatsvorwürfen gegen sie mehr Fairness im Wahlkampf gefordert.
  • Baerbock sagte, sie finde es wichtig, "dass demokratische Parteien in Respekt und Anstand miteinander diskutieren - vor allem über die großen Zukunftsfragen".
  • Die Grünen-Chefin wies die Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit ihrem neuen Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern wollen" erneut zurück. "Es ist gerade keine Doktorarbeit", betonte sie.
  • Auf die Frage, ob sie ihr Buch selbst geschrieben habe, sagte sie den Funke Medien: "Ja, aber wie es so schön heißt: Niemand schreibt ein Buch allein. Es sind nicht nur viele Ideen eingeflossen, ich habe dankenswerterweise auch Unterstützung bekommen".
  • FDP-Chef Lindner sagte dem "Münchner Merkur" vom Samstag, Baerbock als Kanzlerin sei ein "geradezu fiktives Szenario". Es sei "fast sicher, dass der Auftrag zur Regierungsbildung an die Union gehen wird", so Lindner.
  • Laut einer Umfrage hält es die Mehrheit von 61 Prozent der deutschen Stimmberechtigten für einen Fehler, dass die Grünen mit Baerbock und nicht mit ihrem Co-Parteivorsitzenden Robert Habeck als Kanzlerkandidaten in die Bundestagswahl ziehen.

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