APA/APA (AFP)/SAKIS MITROLIDIS

Athen bringt Migranten zum Festland

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Die Regierung in Athen bringt weiter Hunderte Migranten aufs griechische Festland, die dort in geschlossenen Lagern zwecks Ausweisung in ihre Herkunftsländer untergebracht werden. Insgesamt wurden nach Berichten des Staatsrundfunks am Wochenende 600 Migranten von den Inseln Samos, Chios und Lesbos in ein Camp in Nordgriechenland gebracht.

Die Regierung in Athen bringt weiter Hunderte Migranten aufs griechische Festland, die dort in geschlossenen Lagern zwecks Ausweisung in ihre Herkunftsländer untergebracht werden. Insgesamt wurden nach Berichten des Staatsrundfunks am Wochenende 600 Migranten von den Inseln Samos, Chios und Lesbos in ein Camp in Nordgriechenland gebracht.

Bereits vergangene Woche waren mehr als 400 Migranten in ein Lager nach Athen gebracht worden. Es handelt sich den Angaben zufolge um Migranten, die nach dem 1. März aus der Türkei nach Griechenland kamen. Die griechische Regierung spricht ihnen das Recht ab, Asyl zu beantragen und will sie in ihre Herkunftsländer ausweisen.

Athen reagierte damit auf die Ankündigung der Türkei Ende Februar, die Grenzen zur EU für Migranten zu öffnen. Am Sonntagvormittag setzten 31 neue Migranten aus der Türkei auf die Insel Lesbos über, wie örtliche Medien unter Berufung auf die Küstenwache berichteten.

Am Grenzübergang von Kastanies/Pazarkule kam es am Sonntag wieder zu Zwischenfällen. Eine Gruppe von rund 200 Migranten fällte einen Baum gefällt und beschädigte dadurch den Grenzzaun auf griechischer Seite. Die griechischen Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein und sicherten die Stelle ab, berichtete das Staatsradio.

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl warf der EU und Griechenland vor, rassistisch zu agieren. Die Migranten sollten aus den heillos überfüllten Lagern schleunigst aufs Festland gebracht werden. Ein Coronavirus-Ausbruch könnte schlimme Folgen haben, heißt es. In und um die Lager auf den Inseln Leros, Kos, Samos, Chios und Lesbos harren zurzeit rund 42.000 Menschen aus. Diese waren vor dem 1. März angekommen. Ihre Asylanträge werden noch bearbeitet.

"Man sperrt die Öffentlichkeit aus, die Schutzsuchenden ein und überlässt sie schutzlos dem Coronavirus. Europa hat ein Rassismusproblem", erklärte Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl, am Samstag. Moria, größtes Camp in Griechenland auf der Insel Lesbos, und andere Hotspots dürften nicht zur Todesfalle werden.

Auch der österreichische Migrationsforscher Gerald Knaus, ein Mit-Entwickler des EU-Türkei-Abkommens, fordert die Räumung der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln. Es gelte, vielleicht tausende Corona-Infektionen sowie Todesfälle unter Flüchtlingen zu verhindern, sagte Knaus dem "Standard".

Im heillos überfüllten Camp Moria auf der Ägäisinsel Lesbos müssten sich 1.300 Flüchtlinge einen Wasserhahn teilen, "die meisten können sich nicht einmal regelmäßig ihre Hände waschen. Viele leben in behelfsmäßigen Zelten und haben keine Chance, sich voneinander zu isolieren, um eine Infektion zu vermeiden", schildert Knaus.

Massenansteckung und Panik wären die Folgen, auch unter der ansässigen Bevölkerung, warnt der Migrationsexperte. Er plädierte deshalb für eine Umverteilung der Schutzsuchenden auf das griechische Festland, wie auch von Hilfsorganisationen seit langem gefordert wird. Von dort aus sollen diese dann auch auf andere EU-Staaten verteilt werden. Knaus arbeite derzeit an einer "humanitären Rettungsaktion", so der "Standard".

In Griechenland wurden bisher 530 Fälle von Coronavirus-Infektionen und 13 Tote registriert - die Camps auf den Inseln blieben bisher verschont. Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis erklärte, Athen habe umfangreiche Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Krise getroffen. Seit einigen Tagen seien Besuche Unbefugter in den Lagern verboten. "Wir haben bereits mit dem Bau von Sanitätscontainern rund um die Camps begonnen und sind bereit, mögliche Infektionen anzugehen", sagte der Minister dem griechischen Fernsehsender Mega.

Gut zwei Wochen nach dem verheerenden Feuer in einem Schweizer Gemeinschaftszentrum auf Lesbos hat die griechische Polizei am Wochenende drei mutmaßliche Brandstifter festgenommen. Sie seien infolge ausgewerteten Materials von Überwachungskameras benachbarter Unternehmen identifiziert worden, berichteten die halbamtliche Nachrichtenagentur ANA-MPA und der Staatsrundfunk. Das Schweizer Gemeinschaftszentrum "One Happy Family" war durch das Feuer am 7. März zerstört worden. In den vergangenen Wochen ist es auf Lesbos immer wieder zu Gewalttaten Rechtsextremer gekommen.

Aus Polizeikreisen hieß es, die drei Männer seien Palästinenser. Einer von ihnen soll einen griechischen Pass haben. Die anderen beiden leben demnach in Athen. Sie sollen allem Anschein nach im Auftrag bisher unbekannter Drahtzieher nach Lesbos gereist sein und den Brand gelegt haben.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Regierung in Athen bringt weiter Hunderte Migranten aufs griechische Festland, die dort in geschlossenen Lagern zwecks Ausweisung in ihre Herkunftsländer untergebracht werden.
  • Insgesamt wurden nach Berichten des Staatsrundfunks am Wochenende 600 Migranten von den Inseln Samos, Chios und Lesbos in ein Camp in Nordgriechenland gebracht.
  • Am Grenzübergang von Kastanies/Pazarkule kam es am Sonntag wieder zu Zwischenfällen.

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