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Ärztekammer kontert "Blockade"-Vorwurf bei Gesamtvertrag

20. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Die Ärztekammer wehrt sich im Rahmen der Diskussion um einen Gesamtvertrag mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) gegen Vorwürfe: Man sei Teil der Lösung und habe bereits 2020 einen einheitlichen Leistungskatalog vorgelegt, so Präsident Johannes Steinhart am Mittwoch bei einer Pressekonferenz: "Hier von einer Blockadehaltung zu sprechen, ist wirklich nicht angebracht." Die Hand zur ÖGK sei ausgestreckt, zunächst müssten aber die bestehenden Verträge angepasst werden.

Für manche Bundesländer sei noch der Honorarabschluss für 2024 offen, für alle jener für 2025, kritisierte auch der Ärztekammer-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Edgar Wutscher. In Kärnten hatten Ärztinnen und Ärzte am Montag aufgrund eines Streits mit der ÖGK um Honorare einen ersten Warnstreik absolviert.

"Wir wollen den Gesamtvertrag", stellte Wutscher fest. Mit der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen (SVS) und der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) sei es schließlich auch gelungen, österreichweite Verträge abzuschließen, meinte Steinhart. Wutscher glaubt die Verhandlungen jedenfalls auf dem "richtigen Weg". In der Vorwoche habe es ein "sehr positives Gespräch" mit ÖGK-Obmann Andreas Huss, Gesundheitsministerin Korinna Schumann sowie Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (beide SPÖ) gegeben. In "allernächster Zeit" wolle man in weitere Gespräche eintreten. Ziel sind einheitliche Leistungen und Honorare für ganz Österreich.

Schon 2020 habe die Ärztekammer einen einheitlichen Leistungskatalog ausgearbeitet und darin moderne Leistungen des niedergelassenen Bereichs vereint, sagte Steinhart. Es sei allerdings nicht gelungen, mit der ÖGK auf Funktionärsebene Gespräche zu führen, um diesen weiterzuentwickeln, fügte Wutscher hinzu. Der Katalog solle schließlich nicht nur Leistungen aufzeigen, sondern ihm müsse auch ein Honorarsystem zugrunde liegen. Auf Basis des Leistungskatalogs könne die Ärztekammer für einige Fachgruppen bereits Honorarberechnungen anbieten.

Produkt Kassenvertrag "kaputt"

Dass der Rechnungshof in einem Rohbericht empfohlen hat, die Landesärztekammern zu entmachten - ihre Zustimmung zum Gesamtvertrag soll nicht mehr notwendig sein -, stößt in der Ärztekammer auf Unverständnis. "Ich lasse mir nicht den schwarzen Peter zuschieben", meinte der stellvertretende Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Dietmar Bayer. Die Landeskammern seien der Garant dafür gewesen, dass das "hervorragende Gesundheitssystem" in den vergangenen Jahrzehnten umgesetzt wurde.

Das Produkt Kassenvertrag hingegen sei "kaputt", junge Ärzte würden das Modell aus wirtschaftlichen Gründen nicht wählen. Die ÖGK müsse den Vertrag reformieren, um ihren Versorgungsauftrag zu erfüllen, so Bayer. Die Tarife für Leistungen seien unter der Inflationsrate gestiegen, verwehrte sich Steinhart gegen das Argument, dass Ärzte viel verdienen würden. Vielmehr seien Zuwächse bei Honoraren auf Frequenzsteigerungen zurückzuführen - die Bevölkerung werde schließlich älter, seit der Corona-Pandemie würden Patientinnen und Patienten auch öfter in die Ordinationen kommen. Niedergelassene Ärzte seien gleichzeitig Unternehmer, betonte auch Wutscher. Er kritisierte das "Störfeuer" gegen Wahlärzte - stattdessen müsse man einen Weg finden, um Kassenverträge attraktiver zu machen.

Zusammenfassung
  • Die Ärztekammer weist den Vorwurf einer Blockadehaltung bei den Verhandlungen mit der ÖGK zurück und verweist darauf, dass sie bereits 2020 einen einheitlichen Leistungskatalog vorgelegt hat.
  • Für manche Bundesländer ist der Honorarabschluss für 2024 noch offen, für alle jener für 2025, und in Kärnten kam es am Montag zu einem Warnstreik von Ärztinnen und Ärzten wegen eines Honorarkonflikts.
  • Die Ärztekammer fordert österreichweit einheitliche Leistungen und Honorare, kritisiert das als wirtschaftlich unattraktiv empfundene Kassenvertragsmodell und betont, dass die Tarife unter der Inflationsrate gestiegen sind.