APA/APA (dpa)/Andreas Arnold

14 Länder zweifeln Qualität von WHO-Virus-Studie an

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Die USA und 13 weitere Länder haben Zweifel an der Qualität einer lange erwarteten Untersuchung über den Ursprung des Coronavirus in China geäußert. Die Studie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde am Dienstag in Genf veröffentlicht. Darin betonten Experten die Notwendigkeit weiterer Studien über die Herkunft des Virus aus der Tierwelt sowie einer möglichen Viruszirkulation außerhalb Chinas, bevor die ersten Fälle in Wuhan entdeckt wurden.

Die Theorie, das Virus könne aus einem Labor entwichen sein, bezeichnen die Forscher als "extrem unwahrscheinlich" - ganz im Sinne der chinesischen Regierung. "Wir unterstützen eine transparente und unabhängige Analyse und Bewertung der Ursprünge des Virus, frei von Eingriffen und ungebührlicher Einflussnahme", teilte das US-Außenministerium in Washington mit. "In dieser Hinsicht drücken wir unsere gemeinsame Sorge über die von der WHO anberaumte Studie in China aus."

Die Studie sei deutlich verzögert worden und die Wissenschaftler hätten keinen Zugang zu kompletten Originaldatensätzen und Proben gehabt. Zu den Unterzeichnern gehören auch Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Australien, Kanada und Japan. Auch Slowenien, Tschechien, Japan und Israel haben sich angeschlossen, Österreich nicht.

Die WHO werde natürlich sämtliche Thesen zum Ursprung des Virus weiter verfolgen, hatte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zuvor beteuert. Dazu gehöre auch die Labor-Theorie, sagte auch Peter Embarek, der Leiter der WHO-Teams. Allerdings sei es sehr viel wahrscheinlicher, dass das Virus aus der Tierwelt stamme.

Die Mission war politisch heikel. China setzt alles daran, nicht als Sündenbock für die Coronavirus-Pandemie an den Pranger gestellt zu werden. Die Regierung zögerte die Reise ausländischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler monatelang hinaus.

Embarek räumte schwierige Umstände ein. "Natürlich gab es politischen Druck, auch von außerhalb Chinas", sagte er. Kritiker argwöhnen, China habe großen Einfluss auf die Endversion des Berichts genommen. "Es gab nie Druck, kritische Elemente aus unseren Bericht zu entfernen", sagte Embarek. Alle Teammitglieder stünden hinter dem Bericht. Beteiligt waren 17 internationale und 17 chinesische Wissenschaftler.

Die US-Regierung sieht eine Reihe ungeklärter Fragen. "Ich denke, wir müssen die Methodologie von diesem Bericht besser verstehen", sagte der ranghohe Corona-Berater des Weißen Hauses, Andy Slavitt, dem Sender CNN. "Wurde den Ermittlern, die den Bericht geschrieben haben, vollständiger Zugang zu allem gewährt? Wurden sie in irgendeiner Weise von der Regierung Chinas beeinflusst, als sie diesen Bericht schrieben? Bis wir die Antworten auf diese Fragen kennen, denke ich, ist es das beste, wenn wir den Bericht mit einer gesunden Skepsis, nicht zwangsläufig mit Zynismus, betrachten."

"Was die WHO angeht, bleiben alle Hypothesen auf dem Tisch", sagte Tedros. Dieser Bericht ist ein wichtiger Anfang, aber nicht das Ende. Wir haben den Ursprung des Virus noch nicht gefunden." Er warf China vor, der Expertenmission nicht genügend Daten zur Verfügung gestellt zu haben. In der Zukunft erwarte er "gemeinschaftliche Studien, um rechtzeitiger und umfassender Daten zu teilen". Es werde alles getan, um das Rätsel zu lösen, um das Risiko, dass sich eine ähnliche Pandemie entwickeln kann, zu reduzieren.

In dem Bericht kommt das Team zu dem Schluss, dass das Virus außer in Fledermäusen auch in Schuppentieren seinen Ursprung haben könnte. Es empfiehlt auch weitere Studien, ob das Virus womöglich schon vor den ersten in der chinesischen Stadt Wuhan entdeckten Fällen in anderen Ländern kursierte.

Die Experten schließen in dem Bericht die Möglichkeit nicht aus, dass das Virus schon vor der Entdeckung im Dezember in der chinesischen Stadt Wuhan in China bereits in anderen Ländern zirkulierte. Die Qualität bisheriger Studien zu dem Thema ließen aber zu wünschen übrig, es müsse weiter untersucht werden.

Nach Angaben der Wissenschaftler könnten neben Fledermäusen und Schuppentieren auch Nerze und Katzen Wirte des Virus sein. Viren, die dem SARS-CoV-2-Virus am ähnlichsten sind, seien zwar in Fledermäusen und Schuppentieren gefunden worden, heißt es weiter. "Aber keines der Viren, die bis jetzt in diesen Säugetieren identifiziert wurden, ist dem SARS-CoV-2 so ähnlich, dass er als direkter Vorläufer infrage kommt."

"Zudem deutet die hohe Anfälligkeit von Nerzen und Katzen für SARS-CoV-2 an, dass weitere Tierarten als mögliches Reservoir infrage kommen", heißt es. Die Wissenschaftler gehen von einem Zwischenwirt aus, von dem das Virus auf den Menschen übertragen wurde. Er wurde aber bisher nicht gefunden. "Mögliche Zwischenwirte könnten Nerze, Schuppentiere, Hasen, Marderhunde und Hauskatzen (...) umfassen oder Arten wie Zibetkatzen, Dachse oder verwandte Marderarten, die während des Ausbruchs in der Provinz Guangdong in China nachweislich mit SARS-Coronaviren infiziert waren."

Ob der Huanan-Markt in Wuhan, der im vergangenen Jahr im Zentrum des Ausbruchs stand, tatsächlich Ausgang der Pandemie war, sei nicht klar, berichten die Forscher. Es seien auch Fälle bekannt, die nichts mit dem Markt zu tun hatten. Die Ergebnisse könnten nahelegen "dass der Huanan-Markt nicht die ursprüngliche Quelle des Ausbruchs war", heißt es in dem Bericht.

( S E R V I C E : Stellungnahme der 14 Staaten: http://go.apa.at/vtGB5vST )

ribbon Zusammenfassung
  • Die USA und 13 weitere Länder haben Zweifel an der Qualität einer lange erwarteten Untersuchung über den Ursprung des Coronavirus in China geäußert.
  • Darin betonten Experten die Notwendigkeit weiterer Studien über die Herkunft des Virus aus der Tierwelt sowie einer möglichen Viruszirkulation außerhalb Chinas, bevor die ersten Fälle in Wuhan entdeckt wurden.
  • Kritiker argwöhnen, China habe großen Einfluss auf die Endversion des Berichts genommen.

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