90 Prozent Gas aus Russland: Was dahinter steckt
Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges hat die Bundesregierung immer wieder betont, dass man die Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren wolle. Wer einen Blick in das Energie-Dashboard des Klimaschutzministeriums wirft, stellt jedoch fest: Der Anteil der russischen Gasimporte im Oktober war höher als im Februar 2022, als der Ukraine-Krieg ausgebrochen war.
Während der Anteil zwar höher ist, kommt insgesamt weniger Gas nach Österreich. "Die importierte Gesamtmenge hat sich in absoluten Zahlen rund halbiert", teilte das Klimaschutzministerium auf PULS 24 Anfrage mit.
Laut Zahlen der Regulierungsbehörde E-Control wurden im Oktober 2022 insgesamt (inklusive aller anderer Herkunftsländer und Transite) 25.417 Gigawattstunden (GWh) Gas importiert. Davon wurden 6.992 GWh wieder exportiert, 13.891 GWh eingespeichert sowie 5.874 GWh an Endverbraucher abgegeben.
Im Oktober 2023 wurden nur noch 12.137 GWh importiert, davon 2.495 GWh exportiert, 5.788 GWh eingespeichert sowie 5.252 GWh an Endverbraucher abgegeben.
Auch der Vorstand der E-Control, Alfons Haber, sagte im PULS 24 Gespräch, dass insgesamt weniger Gas aus Russland komme. Bei der Menge an russischem Gas liege man in etwa im Bereich der Monate April bis Juli - damals lag der Anteil an russischem Gas aber nur zwischen 52 und 66 Prozent.
Weniger Gasverbrauch und gut gefüllte Speicher
Es gibt mehrere Gründe, warum weniger Gas importiert wird. Aufgrund der "gut gefüllten Gasspeicher kommt es zu weniger Gaseinspeicherung", so Haber. Dazu komme generell ein "geringerer Verbrauch" sowie mehr Strom, der aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wurde.
Für den November gebe es noch keine finalen Daten, Haber rechnet aber damit, dass die Zahlen in etwa gleich bleiben. Für die anstehenden Wintermonate sei "davon auszugehen, dass Gas aus den Speichern genutzt wird und somit weniger importiert wird", sagte der Vorstand der E-Control.
OMV-Vertrag hält Russland-Anteil hoch
Warum dennoch so viel Gas aus Russland bezogen wird, anstelle von anderen Quellen, begründete das Klimaschutzministerium so: "Derzeit besteht neben den russischen Anteilen aus dem OMV-Vertrag wenig Importbedarf". Dazu stehe das Ministerium auch im "regelmäßigen Austausch mit der OMV", auch hinsichtlich Fragen der Versorgungssicherheit.
Die OMV hielt sich - auf den hohen Anteil an russischem Gasimporten angesprochen - bedeckt. "Da die OMV nur ein:e von vielen Marktteilnehmer:innen in Österreich ist, können wir nicht für den österreichischen Erdgas-Markt sprechen", hieß es auf PULS 24 Anfrage.
Abhängigkeit weiter zu hoch
Nicht-russisches Gas bezieht man laut Klimaschutzministerium großteils aus Norwegen sowie über LNG-Lieferungen. Zu einem kleinen Teil stamme das Gas auch aus Nordafrika und Zentralasien.
Aus dem Klimaschutzministerium heißt es, dass "der Anteil russischen Gases von Sommer 2022 bis 2023 im Jahresschnitt auf 50 Prozent gesunken ist" und die Maßnahmen wirken würden. "Klar ist jedoch auch: Unsere Abhängigkeit von russischem Erdgas ist weiterhin zu hoch. Das sollte ein Weckruf für all jene sein, die immer noch nicht mehr tun wollen", teilte das Klimaschutzministerium mit.
Zusammenfassung
- Im Oktober kamen 90 Prozent des importierten Gases in Österreich aus Russland. Dieser Anteil ist höher, als noch vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs.
- Betrachte man jedoch die absoluten Zahlen, hat sich die Gesamtmenge an importiertem Gas jedoch "rund halbiert", so das Klimaschutzministerium.
- Aus verschiedenen Gründen muss weniger Gas importiert werden.
- Warum dennoch so viel Gas aus Russland bezogen wird, liege laut dem Ministerium am "OMV-Vertrag" mit Gazprom.