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Zwei Drittel der Medienmitarbeiter verwenden KI-Tools

Heute, 11:10 · Lesedauer 4 min

Künstliche Intelligenz (KI) beeinflusst die Nachrichtenproduktion und -verbreitung bereits deutlich. Zwei Drittel von über 100 befragten Medienmitarbeiterinnen und -mitarbeitern nutzen KI täglich oder gelegentlich, zeigt eine Umfrage, die bei der APA/Google-Veranstaltung "AI in the News - what's new?" am Dienstag vorgestellt wurde. Am stärksten verbreitet sind Speech-to-Text-Anwendungen und Textadaption mit KI-Tools. Textgenerierung und Ideenfindung stehen auch hoch im Kurs.

Die Medienbranche befinde sich mitten in der KI-Transformation. Der "strategische Aufriss" sei abgeschlossen, nun müsse eine lange Liste an To-Dos "schlichtweg abgearbeitet" werden, sagte APA-CEO Clemens Pig im Rahmen der Veranstaltung. Zu denken gibt ihm, dass KI-Chatbots speziell bei jüngeren Personen zusehends im Alltag verankert seien. Diese bieten im Regelfall eine Antwort, die als Wahrheit bzw. Wirklichkeit angesehen werde. "In dieser Art der Mediennutzung wird Wirklichkeit zu einem binären Code, aber die Wirklichkeit ist niemals binär", merkte der Medienmanager an.

Eine zentrale Frage sei daher, wie Medien mit ihrer Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit weiterhin mit Inhalten präsent sein werden. "Wir stellen uns in der Medienbranche zu selten die Frage, was Journalismus in wenigen Jahren sein wird und wie wir Journalismus weiter finanzieren." Als unumgänglich sieht er vor diesem Hintergrund Kollaborationen in der Branche. "Es wird auf absehbare Zeit eine geteilte Medieninfrastruktur im Land geben", prophezeite Pig. KI werde dabei zwingend im Zentrum stehen, doch mit "einem guten Schutzmantel darum herum".

Mosser: Vom "KI-Wow zum KI-How"

Maimuna Mosser, CEO von Google Austria, erachtet KI als "Riesenchance" für Medien - etwa für Recherchetätigkeiten, das Durchforsten großer Datensammlungen oder die Adaptierung von Inhalten für verschiedene Ausspielplattformen. Bei den Medienhäusern ortet sie "hohes Innovationsinteresse" und die Bereitschaft für Veränderungen. "Wir befinden uns derzeit auf der Reise vom KI-Wow zum KI-How", so Mosser.

Das untermauert auch die von Marketagent im Auftrag der APA durchgeführte Umfrage "KI-Change in der Medienbranche". Sie wurde im März durchgeführt, wobei 113 Medienmitarbeiterinnen und -mitarbeiter - davon ein Großteil Journalisten - teilnahmen. Sechs von zehn der Befragten stufen KI als Chance für die Medienbranche ein, zeigt das APA-Trendradar. Speech-to-text-Anwendungen finden am häufigsten Anwendung (62 Prozent), gefolgt von KI-Tools zur Adaption von Texten (57 Prozent). 52 Prozent berichten von Tools zum Generieren von Texten. Jeweils die Hälfte nutzt KI zur Ideenfindung bzw. als Rechercheunterstützung. Kaum Verbreitung haben dagegen bisher KI-generierte Stimmen (14 Prozent) und Avatare (3 Prozent).

Als Hemmnisse für eine stärkere KI-Nutzung führen 37 Prozent der Befragten an, dass es keine Richtlinien im Unternehmen dazu gebe. Dass es im Unternehmen KI-Richtlinien gibt, bejahen 54 Prozent. Jeweils rund ein Drittel verspürt Unsicherheit bei der Verwendung und gibt an, zu wenig Know-how zu haben.

Hälfte rechnet mit Zeitersparnis, drei Viertel vermuten Jobabbau

Dass die Nutzung von KI-Anwendungen eine Zeitersparnis bringt, glaubt in etwa jeder zweite Umfrageteilnehmer. Mit einer allfälligen Zeitersparnis verknüpft wäre wohl eine Kostenreduktion durch KI im Unternehmen. 26 Prozent sehen eine solche im Arbeitsalltag, 47 Prozent nicht.

Dass gar der eigene Job durch die Nutzung von KI gefährdet sei, glaubt ein Viertel. Drei Viertel gehen eher nicht oder definitiv nicht davon aus, dass ihre Tätigkeit obsolet wird. Gleichzeitig geben aber drei Viertel der Befragten an, dass in der Medienbranche durch KI Jobs abgebaut werden. "Ich verliere den Job nicht, aber der, der mir gegenüber sitzt", interpretierte Marketagent-CEO Thomas Schwabl diese Ergebnisse.

Schell: KI als Querschnittsmaterie begreifen

Katharina Schell, als stv. APA-Chefredakteurin mit Innovationsthemen betraut, merkte an, dass die Medienbranche nicht innovationsresistent sei. Im Gegenteil seien Journalistinnen und Journalisten innovationsaffin. Doch sei generative KI nicht nur disruptiv, sondern berühre den Kern von Journalismus und dessen Prinzipien wie Faktizität. "Da kann man schon im positiven Sinn vorsichtig sein", so Schell. Wichtig sei, intensiv über KI zu berichten. "Da ist noch Luft nach oben." Das Thema müsse wie der Themenkomplex Klima als Querschnittsmaterie gedacht werden, die überall hineinspielt und damit nicht nur Tech-Journalisten überlassen werden.

(S E R V I C E - Link zum APA-Trendradar: https://apa.at/whitepaper/trendradar-medienbranche-ki-change-april-2025/)

Zusammenfassung
  • Zwei Drittel der befragten Medienmitarbeiter nutzen laut einer aktuellen Umfrage regelmäßig oder gelegentlich KI-Tools, wobei Speech-to-Text-Anwendungen (62 Prozent) und Textadaption (57 Prozent) besonders verbreitet sind.
  • Drei Viertel der Befragten rechnen damit, dass durch KI-Anwendungen Jobs in der Medienbranche abgebaut werden, während nur ein Viertel den eigenen Arbeitsplatz als gefährdet ansieht.
  • Als zentrale Herausforderungen gelten fehlende Richtlinien (37 Prozent) und Unsicherheiten im Umgang mit KI, gleichzeitig sehen 60 Prozent der Befragten die Technologie als Chance für die Medienbranche.