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Weltmuseum Wien zeigt traditionelle indigene Textilkunst

Heute, 11:56 · Lesedauer 3 min

Dem textilen Erbe indigener Gemeinschaften in Mexiko widmet sich ab Mittwoch die Schau "Die Farben der Erde" im Weltmuseum Wien. Seit Jahren arbeitet Carlos Barrera Reyes aus Mexiko-Stadt mit indigenen Weberinnen und Webern zusammen, um Traditionen zu beleben bzw. Wissen weiterzugeben. Färbe- und Webtradition lassen sich in der Ausstellung im zeitgenössischen Kontext erfahren. "Es geht nicht nur um das Endprodukt, sondern um den Prozess", sagte Direktorin Claudia Banz.

Denn Reyes geht es bei seinem Projekt mit 30 indigenen Communitys von Oaxaca und Chiapas (Mexiko) weniger um das textile Kunstwerk als Objekt, sondern vielmehr um das, "was während des Entstehungsprozesses geschieht: die Beziehungen, das Lernen, die Meinungsverschiedenheiten, die gegenseitige Transformation", so der Künstler, Kurator und Forscher. In den Farben und Mustern stecken Geschichte und Emotionen, die Arbeit mit natürlichen Farbstoffen sei außerdem auch ein ökologischer Akt. So wird "gelebtes Kulturerbe" vermittelt, befand Co-Kuratorin Renée Rielder bei einem Presserundgang am Montag.

Der Huipil ist eine traditionelle verzierte mexikanische Bluse bzw. ein Kleid. Die Herstellung beginnt mit der Auswahl und Färbung der Fäden. Das passierte traditionell mit Farbstoffen aus Pflanzen, Mineralien und Insekten aus dem unmittelbaren Umfeld der Weberinnen und Weber. Das Wissen ist im 20. Jahrhundert zunehmend verdrängt worden, billige industriell gefärbte Garne begannen Einzug zu halten. Reyes setzt sich in seinen Arbeiten intensiv mit Materialien auseinander, in Workshops mit indigenen Communitys wurde auf alte Praktiken zurückgegriffen und neue Methoden entwickelt.

Zunächst steht in der Ausstellung das handwerkliche Können im Mittelpunkt. Vor Porträts der Weberinnen und Weber hängen auf Webgeräten gespannte, reichlich verzierte Gewebe. Darunter sind Materialien, aus denen die Farben gewonnen werden, deponiert: zum Beispiel Indigobrocken oder getrocknete Schildläuse. Auf Screens lassen sich Informationen zu den Exponaten abrufen, Videos dokumentieren den Herstellungsprozess. Zeremonielle Huipils, festliche Gewänder, die Frauen zu religiösen Anlässen tragen, beeindrucken im nächsten Raum mit Farbenpracht und Bildsprache. "Es waren intensive Recherchen notwendig", erklärte Reyes. "Denn viele Muster galten als verloren."

"Die Farben der Erde" spannt auch den Bogen zur Gegenwart: Im letzten Raum geht es um modernes Design und die Rolle sozialer Medien für die Verbreitung indigener Textilkunst. Und nicht zuletzt besteht ein Bezug zur mesoamerikanischen Galerie der Dauerausstellung im Weltmuseum - eine Fotocollage verbindet die historischen Bestände des Hauses mit der aktuellen Schau.

(S E R V I C E - "Die Farben der Erde" im Weltmuseum Wien, 22.10.25-26.4.26, Neue Hofburg, täglich außer Mo 10-18 Uhr, Di 10-21 Uhr; www.weltmuseum.at)

Zusammenfassung
  • Im Weltmuseum Wien startet am 22. Oktober 2025 die Ausstellung "Die Farben der Erde", die das textile Erbe indigener Gemeinschaften aus Mexiko mit Fokus auf traditionelle Färbe- und Webtechniken präsentiert.
  • Künstler Carlos Barrera Reyes arbeitet mit 30 indigenen Communities aus Oaxaca und Chiapas zusammen, wobei der Entstehungsprozess der Textilien, das handwerkliche Können und die ökologische Bedeutung natürlicher Farbstoffe im Mittelpunkt stehen.
  • Die Schau läuft bis 26. April 2026 in der Neuen Hofburg und zeigt neben festlichen Huipils auch modernes Design sowie die Rolle sozialer Medien für die Verbreitung indigener Textilkunst.