"Unendliche Weiten" - Styriarte-Konzert überirdisch gespielt
Zentrale Werke des 20. Jahrhunderts mit dem All als Thema: Beim Styriarte-Konzert "Unendliche Weiten" begann es mit Filmmusik von John Williams zu einer der populärsten Kinosagas, gefolgt von Jesse Montgomerys "Starburst", der klanglichen Begleitung der Geburt neuer Sterne und schließlich Gustav Holsts "Die Planeten", in deren sieben Sätzen der Suite für große Orchester ebenso viele Planeten unseres Sonnensystems bisweilen eigenwillige Würdigungen erfahren. Wobei das ursprünglich Streicher-Kurzerlebnis "Starburst" von Jannina Norpoth für Orchester erweitert wurde.
Filmmusik als Konzertschwerpunkt, längst etabliert, doch beim Grazer Konzert verzichtete man weise auf die Klangkraft der ganz großen Nummern: Williams "Imperial March" und "Yoda's Theme" haben es auch so in sich, wenn sie hingebungsvoll vom 80-köpfigen Styriarte Youth Orchestra interpretiert werden. Die jungen Musiker und Musikerinnen aus 24 Nationen spielen vor, wie nur irdische Gemeinschaft Großes schafft, und wie nichtig die irdischen Konflikte sind - gleichwohl oder trotzdem manche Herkunftsländer der Künstler miteinander im Krieg liegen.
Die Lichteffekte steuerte das Grazer Kollektiv OchoReSotto bei - speziell zu Beginn geriet die Halle visuell zur Kommandobrücke eines Raumschiffs, wenn Planeten und Sterne an Orchester und Publikum vorbei ins Nichts strömten. Bei "Starburst" und "Die Planeten" reduzierten sich die Projektionen passend und wohltuend - Holsts Auffassung der Charaktere der Planeten war bei Mars, dem Kriegsbringer, konventionell. Venus, die Friedensbringerin, wurde von Chen und dem Styriarte Youth Orchestra ausgesprochen lieblich interpretiert. Jupiter, der Bringer der Fröhlichkeit, eines der meistverwendeten Themen aus der Suite, hielt das Auditorium kraftvoll und intensiv auf der Umlaufbahn. Neptun, der Mystiker, leitete zum Ende über, mit dem Einsetzen und Ausklingen des Chors der Camerata Styria, als Stimmen der Nymphen und Meereswesen.
Jedi-Lichtschwert statt Dirigenten-Taktstock
Die gebürtige Taiwanesin und Chefdirigentin von Recreation Mei-Ann Chen führt die jungen Musiker energisch-fürsorglich durch den Abend - und vergaß nicht, die einzelnen Gruppen wie Streicher oder Blechbläser speziell durch das Publikum würdigen zu lassen. Diese dankten es mit präzisen Einsätzen, großer Hingabe, bei kaum merklichen Unschärfen - und wenn, ist dies das ewige Privileg der Jugend. Bemerkenswert: Das anspruchsvolle Programm wurde in einem nur einwöchigen Orchestercamp erarbeitet.
Und wie es sich für eine Jedi-Meisterin mit Schwerpunkt Musik geziemt, legte Chen am Ende den Taktstock in jüngere Hände und tauschte ihn gegen ein Lichtschwert - fünf Auserwählte der kommenden Generation tauschten auf ihren Wink hin ihrerseits Instrumente gegen Stöckchen - und leiteten ihre Kollegen durch die finale Zugabe.
(Von Peter Kolb/APA)
(S E R V I C E - "Unendliche Weiten", styriarte, 11.7., 19.00 Uhr, Helmut-List-Halle Graz, Tickets unter https://shop.styriarte.com )
Zusammenfassung
- Das Styriarte-Konzert "Unendliche Weiten" in der Grazer Helmut-List-Halle vereinte rund 80 junge Musiker:innen aus 24 Nationen für ein 70-minütiges Programm mit Werken von John Williams, Jesse Montgomery und Gustav Holst.
- Die Lichtinszenierung des Grazer Kollektivs OchoReSotto verwandelte die Halle zu Beginn in eine Raumschiff-Kommandobrücke, während die musikalische Leitung von Mei-Ann Chen und Sebastian Meixner für besondere Momente sorgte.
- Das anspruchsvolle Konzertprogramm wurde in nur einer Woche einstudiert und endete damit, dass fünf Nachwuchsmusiker:innen nach dem Vorbild der Dirigentin mit einem Lichtschwert die Zugabe anleiteten.