Umfrage: Einsparungen nagen an journalistischen Standards
Sieben von zehn Befragten meinen, dass der Journalismus mit mehr Geld zur Verfügung besser wäre. Dass Medien finanziell vom Staat unterstützt werden sollten, befürworten jedoch nur 47 Prozent der Umfrageteilnehmer, unter denen sich 137 Personen aus Österreich befanden. Etwas über ein Drittel der Befragten meint, dass staatliche Unterstützung unabhängigen Journalismus erschwere.
Ist es düster um die finanzielle Lage bestellt, liegt die Vermutung nahe, dass zusehends auf Klickzahlen geschielt wird. Dass fallweise oder oft Kompromisse für publikumswirksame Geschichten eingegangen werden, bestätigen 53 Prozent der Umfrageteilnehmer, die im März 2025 online befragt wurden. Jedoch stimmen nur 14,3 Prozent der Journalistinnen und Journalisten zu, dass hohe Abrufzahlen ein Zeichen für qualitativ hochwertige Arbeit seien.
Gefragt nach veränderten Arbeitsweisen in den vergangen fünf Jahren meinen 39 Prozent, dass es zu Einbußen bei der Seriosität gekommen sei. Einen Rückgang mit Blick auf die Faktennähe konstatieren drei von zehn Befragte.
Stellenwert von klassischen Medien sinkt
Als prägend für die öffentliche Meinung stufen acht von zehn Befragte Social Media ein - und damit weit mehr als etwa Printmedien, denen nur noch von 37 Prozent der Journalistinnen und Journalisten Deutungshoheit über gesellschaftliche oder politische Ereignisse attestiert wird. Niedriger fällt der Wert noch für Radio (21 Prozent) aus, während Fernsehen (56 Prozent) und Online-Nachrichtenplattformen (67 Prozent) noch deutlich relevanter eingestuft werden. Generell meinen 88 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass der Stellenwert von klassischen, etablierten Medienmarken etwas oder deutlich gesunken sei.
Zusammenfassung
- 77 Prozent der befragten Journalist*innen im deutschsprachigen Raum sehen Einsparungen als Bedrohung für journalistische Standards, während 70 Prozent glauben, dass mehr finanzielle Mittel den Journalismus verbessern würden.
- Nur 47 Prozent der Journalist*innen befürworten eine staatliche Unterstützung für Medien, da über ein Drittel der Befragten glaubt, dass dies die Unabhängigkeit beeinträchtigen könnte.
- Social Media gilt für 80 Prozent der Journalist*innen als prägend für die öffentliche Meinung, wobei der Stellenwert klassischer Medien laut 88 Prozent der Befragten gesunken ist.