"Tron: Ares": Nun kommt die KI zu uns
Ging es in den beiden Vorläufern noch darum, dass die Menschheit sich im digitalen Kosmos zu verlieren droht, dreht "Tron: Ares" nun zeitgemäß den Spieß oder zumindest die Kausalkette um. Im Kern geht es um die Materialisierung der KI in der Realwelt, die Verquickung beider Universen.
Auch in "Tron: Ares" wütet der Kampf zwischen den beiden Digitalkonzernen Encom und Dillinger, wobei Encom gleichermaßen für die helle Seite der Macht steht und für den Frieden und die Versorgungssicherheit des Planeten forscht. Anders das Familienunternehmen Dillinger. Familienunternehmen klingt zwar irgendwie heimeliger. Aber letztlich können ja auch X oder Tesla mittlerweile als solche verstanden werden.
Mastercontrol mit kurzer Halbwertszeit
Und bei Dillinger ist nun der ebenso geniale wie skrupellose Sohnemann Julian (Evan Peters) in der Führungsposition, auch wenn die gestrenge Mama Elisabeth (Gillian Anderson) die Aktivitäten ihres Sprösslings überwacht. Der hat mittlerweile Mastercontrol Ares (Jared Leto) geschaffen, eine künstliche Intelligenz, die als Supersoldat in der Realität die Kriege der Zukunft führen soll. Was er den Investoren allerdings verschweigt, ist, dass sich die Digitalkrieger zwar wie sämtliche denkbaren Vehikel mittels 3D-Drucker in Rekordzeit materialisieren lassen - aber nach 29 Minuten auch wieder in sich zusammenfallen.
Den Permanenzcode zu finden, um diese ungeplante Obsoleszenz auszuhebeln, wäre gewissermaßen der Schlüssel zur Weltherrschaft. Encoms Topentwicklerin Eve Kim (Greta Lee) hat ihn, und so setzt Dillinger seine KI-Kämpfer in Bewegung, um ihn der Konkurrenz abzujagen. Dumm nur, dass Ares mittlerweile eine Intelligenzstufe erreicht hat, die ihn die Dinge hinterfragen lässt ...
Das Visuelle hat das Primat
Auch "Tron: Ares" bleibt dabei dem Primat der Reihe treu, vor allem auf visuelle Überwältigung zu setzen und philosophische Fragen nach dem Sein des Menschen in eine relativ barrierefreie Erzählung zu verpacken. Auch wenn die Fragen ähnlich sein mögen, sind die Antworten weit nicht so verstiegen wie bei Filmemachern einer Klasse von Christopher Nolan.
Im Ursprungsfilm von 1982 ging es um eine Art digitalen Naturalismus, die Idee, die ganz eigene Welt des Computers gleichsam nachzubilden. "Tron: Legacy" war dann vor allem ein Schaukasten der visuellen Möglichkeiten der CGI-Technik. "Tron: Ares" stellt nun unter Beweis, auf welchem Niveau mittlerweile 3D-Erleben im Kino stattfinden kann. Die vollends geschaffenen Digitalwelten, die ikonischen Verfolgungsjagden, alles ist nachgerade ausgelegt auf die visuelle Tiefenwirkung.
Unter Regie des norwegischen Genreexperten Joachim Rønning ("Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" oder "Maleficent") vergessen die Macher dabei nicht ganz, an die Reihe anzuschließen, ist doch Jeff Bridges wieder als Programmierer Kevin Flynn zu erleben - diesmal allerdings nicht wie in "Legacy" digital verjüngt, sondern eher als eine Art Meister Yoda. Der Schlüssel zur technologischen Revolution findet sich indes ironischerweise auf einer Floppydisc. Auch der harte Industrialsound von Klangpionierin Wendy Carlos aus den 80ern wird von Nine Inch Nails-Mastercontrol, pardon -Mastermind Trent Reznor zitiert.
Ein notwendiges Update
Und so ist "Tron: Ares" letztlich das aktuell notwendige Update, um das Franchise zu rebooten. Das alles in popcorntauglichem Gewand. Dennoch beschleicht einen ein wenig das mulmige Gefühl, welchen Spiegel aktueller Entwicklung die nächste Fortsetzung in ein paar Jahren dann der Menschheit vorhalten wird.
(S E R V I C E - www.disney.de/filme/tron-ares)
Zusammenfassung
- Mit 'Tron: Ares' kommt ab Donnerstag der dritte Teil des Sci-Fi-Franchise ins Kino und setzt mit innovativer 3D-Technik neue Maßstäbe für visuelle Effekte.
- Im Mittelpunkt steht der Machtkampf zwischen den Digitalkonzernen Encom und Dillinger, wobei eine von Julian Dillinger entwickelte KI namens Ares als Supersoldat agiert, sich jedoch nach 29 Minuten wieder auflöst.
- Der sogenannte Permanenzcode, den Encom-Entwicklerin Eve Kim besitzt, könnte diese Begrenzung aufheben und ist deshalb der Auslöser für einen erbitterten Konkurrenzkampf.