APA/Martin Fichter-Wöß

Tonhalle Zürich erstrahlt wieder im alten Glanz

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Das Tonhalle-Orchester ist zurück in seiner angestammten Heimat. Nach vier langen Jahren der Generalsanierung ist das legendäre Konzerthaus am Zürichsee, das dem Orchester seinen Namen gab, am Mittwochabend feierlich wiedereröffnet worden. Der vom Wiener Architektenbüro Fellner html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Helmer konzipierte Große Saal wurde dafür wieder dem Zustand des Jahres 1895 angenähert und empfängt nun die Besucher in schon vergessener Farbigkeit und mit altmeisterlicher Akustik.

"Ich habe Glücksgefühle", konstatierte Martin Vollenwyder, der Präsident der Tonhalle-Gesellschaft, vor dem Konzert unumwunden, und auch Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch zeigte sich beeindruckt vom neuen Raumgefühl: "Der Saal strahlt uns richtiggehend an." Ein historischer Moment wurde die Heimkehr für Intendantin Ilona Schmiel: "Es ist ein Neustart, und wir schreiben Geschichte."

Dass man sich für diesen Neustart Gustav Mahlers 3. Symphonie und nicht den bei diesen Gelegenheiten meist programmierten Mix aus einer Uraufführung, heimischen Künstlern und Beethovens 9. Symphonie als Auftaktwerk nahm, zeugt von Mut. Schließlich versammelten sich für diese längste Symphonie Mahlers 162 Mitwirkende um Musikdirektor Paavo Järvi.

Mit dieser überbordenden Orchesterbesetzung inklusive der Altistin Wiebke Lehmkuhl, der Zürcher Sing-Akademie und den Zürcher Sängerknaben ließen sich hervorragend die verschiedenen Klangeigenschaften des im Schuhschachtelprinzip verhafteten Raumes demonstrieren, der als wohltemperierter Saal einen genauen Blick auf die einzelnen Gruppen wirft und in klassischer Tradition vornehmlich den Streichern den Roten Teppich auslegt. Dass Mahler an der Symphonie ebenso lange schrieb wie die Restauratoren an der Tonhalle arbeiteten und sein als vielleicht letzte große spätromantische Symphonie zu sehendes Werk zur gleichen Zeit veröffentlicht wie die Tonhalle eingeweiht wurde, mag ein weiteres Argument für die Krönung zum Wiedereröffnungswerk gewesen sein.

In jeder Hinsicht brach mit dem gestrigen Abend nun auch für Chefdirigent Paavo Järvi eine neue Ära an. So steht dieser seit 2019 dem Tonhalle-Orchester vor - und hatte folglich die alte Tonhalle noch nie erlebt. Schließlich musste der Klangkörper ab 2017 in ein akustisch hochgelobtes Provisorium im Zürcher Industriequartier umziehen, genannt "Tonhalle Maag". Dafür wurde für 10 Mio. Franken (9,19 Mio. Euro) eine Holzbox in eine bestehende Halle gestellt. Künftig soll hier nach dem Auszug des Orchesters ein Lichtmuseum Platz finden.

Und auch wenn seit dem gestrigen Mittwoch die Tonhalle Zürich nun wieder Musikliebhaber empfängt, belässt man es nicht bei den zweitägigen Eröffnungskonzerten. Am 23. und 24. September ist überdies ein Symposium zur Wiedereröffnung angesetzt, in dem man sich mit dem Wiener Architektenduo Fellner & Helmer beschäftigt, das einst für die Tonhalle verantwortlich zeichnete. Und von Inga Mai Grotte, Laurenz Lütteken und Ilona Schmiel wurde der neue Bildband "Tonhalle Zürich 1895-2021" (Verlag Bärenreiter, 190 Seiten, 30,80 Euro, ISBN 978-3-7618-2608-9) herausgegeben. Überdies überträgt 3sat am 25. September ab 20.15 Uhr eine Aufnahme des Eröffnungskonzert und lässt diesem eine Dokumentation folgen.

(S E R V I C E - www.tonhalle-orchester.ch)

ribbon Zusammenfassung
  • Nach vier langen Jahren der Generalsanierung ist das legendäre Konzerthaus am Zürichsee, das dem Orchester seinen Namen gab, am Mittwochabend feierlich wiedereröffnet worden.

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