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Simple Minds mit "Feelgood-Album für die schlimmste Zeit"

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So schön die 80er-Jahre für die Simple Minds auch waren, man kann die Vergangenheit nicht wiederholen. Dessen ist sich Sänger Jim Kerr bewusst. "Aber man kann die Erinnerung daran zurückbringen", sagt der 63-Jährige im Gespräch mit der dpa in London. "Mit bestimmten Sounds und einer gewissen Einstellung geht das." Gesagt, getan. Auf "Direction Of The Heart" mischen die Schotten New-Wave-Elemente ihrer Anfangsjahre gelungen mit einem modernen Sound für die 2020er-Jahre.

In der Pandemie hat Kerr mit seinem kongenialen Songwritingpartner und Gitarristen Charlie Burchill (62) ein Album geschrieben, das reich an Ohrwürmern ist. Bei "Vision Thing" erklingt Burchills atmosphärisches Gitarrenspiel zwischen voluminösen Synthesizern. "Human Traffic" - mit Gastsänger Russell Mael vom Kultduo Sparks - beginnt mit einem Gitarrenriff, das hängen bleibt. Und der Refrain ist bester Stadionrock zum Mitsingen. Wunderbar ist auch "Solstice Kiss", das ein bisschen Ballade und ein bisschen Rockhymne ist.

Die Besetzung der Simple Minds besteht heute aus sieben Musikern und Musikerinnen. Doch pandemiebedingt haben Kerr und Burchill, die beide in Sizilien leben, das meiste im Alleingang gemacht. "Wir haben viel mehr Zeit als sonst zu zweit verbracht", erzählt Kerr. Burchill programmierte sogar die Drumcomputer der meisten Tracks, die zunächst nur für die Demos gedacht waren. "Wir wollten später richtige Drums ergänzen", so Kerr. Schlagzeugerin Cherisse Osei kam aber nur bei drei Tracks zum Zug, weil der Synthie-Drumsound so gut passte.

"Wir wollten ein Feelgood-Album für die schlimmste Zeit machen", sagt Kerr und ergänzt, dass das vielleicht ein bisschen übertrieben klinge. "Aber meine Generation hat keine Kriege erlebt, die wir durchmachen mussten. Deshalb war es für viele Menschen wirklich die schlimmste Zeit." Sich selbst nimmt der Simple-Minds-Frontmann davon ausdrücklich aus. "Wir arbeiten sowieso in einer Blase. Wenn wir an einem Album arbeiten, machen wir sonst nichts. Wir hatten ein bisschen Normalität, wo andere sie nicht hatten."

Das mit dem Feelgood-Album ist den Simple Minds genauso gut gelungen wie die Verbindung von Vergangenheit und Moderne. Ohne dass die Band Gefahr liefe, sich selbst zu kopieren, zeichnet "Direction Of The Heart" ein Klanggefühl aus, das atmosphärisch an frühe, coole Klassiker wie "Love Song", "Someone Somewhere (In Summertime)" oder "Glittering Prize" erinnert. Ein wirklich starkes Spätwerk.

(S E R V I C E - www.simpleminds.com)

ribbon Zusammenfassung
  • So schön die 80er-Jahre für die Simple Minds auch waren, man kann die Vergangenheit nicht wiederholen.
  • "Aber man kann die Erinnerung daran zurückbringen", sagt der 63-Jährige im Gespräch mit der dpa in London.
  • "Wir haben viel mehr Zeit als sonst zu zweit verbracht", erzählt Kerr.
  • "Wir wollten ein Feelgood-Album für die schlimmste Zeit machen", sagt Kerr und ergänzt, dass das vielleicht ein bisschen übertrieben klinge.

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