Roboter, Krieg, KI: Installationen von Hito Steyerl im MAK
Hito Steyerl thematisiert soziale Prozesse, gesellschaftliche Entwicklungen, politische Konflikte und ihre Verwobenheit mit technologischen Entwicklungen und KI. Mit der Situation in kurdischen Gebieten beschäftigt sie sich seit 20 Jahren, wie Steyerl im Gespräch mit der APA sagte. Ihre Schau im MAK, zwei multimediale Installationen umfassend, trägt den Übertitel "Der Menschheit ist die Kugel bei einem Ohr hinein und beim anderen hinausgeflogen" nach einem Zitat von Karl Kraus. "Ich finde das großartig, das lässt sich in keine andere Sprache übersetzen", so Steyerl.
Der Titel der ersten Installation "Hell Yeah We Fuck Die" (von 2016) bezieht sich auf die in den englischen Musikcharts der 2010er-Jahre meist verwendeten Worte und ist in der Ausstellung in überdimensionalen Leuchtbuchstaben wiedergegeben. Das Environment, in dem Videos eingebettet sind, erinnert an einen Parcours: "eine Art Hindernislauf für militärische Trainingszwecke", wie Kuratorin Bärbel Vischer beim Pressegespräch erläuterte. Ein Film zeigt, wie Roboter von Wissenschaftern trainiert werden, um in Fluchtsituationen zu reagieren, um Menschen aus Katastrophengebieten zu retten.
Die neue Installation "Mechanical Kurds" (2025) nimmt Bezug auf den legendären Schachroboter, gebaut im 18. Jahrhundert vom Wiener Hofbeamten Wolfgang von Kempelen. Das Schachspiel wird zur Kriegsführung transformiert, eingebettet in von Drohnen fotografierte Luftbildaufnahmen eines Flüchtlingslagers im Nordirak. Steyerl hat dort zwölf Geflüchtete aus Syrien interviewt, die von internationalen Firmen rekrutiert wurden, um 3D-Modelle zu erschaffen und Kategorisierungen vorzunehmen, "so dass die KI Menschen und Gebäude unterscheiden kann", erklärte Vischer.
"Härte und Deutlichkeit"
Ihre Themen bereite Hito Steyerl mit "Härte und Deutlichkeit" auf, betonte Hollein, die aber auch auf "einen gewissen Humor" bei der Vermittlung verwies. Dieser manifestiert sich etwa im Robotik-Video, in dem auch zu sehen ist, wie die Wissenschafter die Roboter treten: "Kein Roboter wurde dabei verletzt", hat Steyerl zu dieser Sequenz eingeblendet.
Die Videos erzählen aus unterschiedlichen Perspektiven und mit einem originellen wie präzisen Zugang von Krieg, Krisen und Technologisierung, die uns ständig überholt. Gelungen ist auch die museale Aufbereitung der Schau, die den digitalen Raum und den analogen verknüpft. Motive und Gegenstände aus den Filmen findet sie in der Installation umgesetzt. So laden drei Golfcarts dazu ein, sich hineinzusetzen, das Video zu betrachten und selbst Teil der Installation zu werden.
"Der Einfluss der Digitalisierung auf die Zivilgesellschaft ist ein roter Faden, der sich durch das Werk von Hito Steyerl zieht. Sie macht Brüche in der Gesellschaft mit den technologischen Entwicklungen sichtbar und erzeugt gleichzeitig politische Mappings", fasste Vischer zusammen. Ihre Arbeiten "sollen für sich selbst sprechen", betonte die Künstlerin. Das tun sie in "Der Menschheit ist die Kugel bei einem Ohr hinein und beim anderen hinausgeflogen" besonders ausdrucksstark.
(S E R V I C E - Hito Steyerl: "Der Menschheit ist die Kugel bei einem Ohr hinein und beim anderen hinausgeflogen" im MAK Contemporary, Museum für Angewandte Kunst, Wien 1, Stubenring 5, 25.6.25-11.1.26, Di 10-21 Uhr, Mi bis So 10-18 Uhr, www.mak.at)
Zusammenfassung
- Im MAK Wien ist ab 25. Juni 2025 die erste Einzelausstellung von Hito Steyerl mit zwei multimedialen Installationen zu sehen, die sich mit Künstlicher Intelligenz, Robotik und Konflikten im Nahen Osten beschäftigen.
- In der neuen Arbeit "Mechanical Kurds" (2025) interviewte Steyerl zwölf syrische Geflüchtete in einem nordirakischen Flüchtlingslager, die für internationale Firmen an KI-Projekten zur Unterscheidung von Menschen und Gebäuden arbeiteten.
- Die Ausstellung "Der Menschheit ist die Kugel bei einem Ohr hinein und beim anderen hinausgeflogen" läuft bis 11. Jänner 2026 im MAK Contemporary und thematisiert gesellschaftliche Brüche durch technologische Entwicklungen.