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Rastloser Weltverbesserer: Bono wird 65

Heute, 04:09 · Lesedauer 3 min

"Ich sollte gar nicht hier sein, weil ich tot sein müsste", hat Bono einst gesungen. Seit 1976 ist er Frontmann von U2 – ein Mensch, der sein Herz überstrapaziert hat: als Musiker, Aktivist, Ehemann, Vater und, wie er sagt, "Troublemaker". Am 10. Mai wird der Ire 65 Jahre alt. Der Dubliner hat Hits wie "Sunday Bloody Sunday", "Pride (In the Name of Love)", "With or Without You", "One" und "Beautiful Day" mitgeschrieben.

Bonos Herz scheint groß, ist aber nicht unverwundbar, wegen einer Herzerkrankung musste er vor knapp zehn Jahren für acht Stunden unters Messer. Er überlebte die Herz-OP ebenso wie andere Nahtoderfahrungen – zum Beispiel Unfälle und Morddrohungen.

1960 als Paul David Hewson geboren, erhielt er von Jugendfreunden, mit denen er bis heute eng verbunden ist, seinen Künstlernamen. Aus dem Mittelschichtskind einer gemischt katholisch-protestantischen Familie, das in einer von Arbeitslosigkeit und dem Nordirlandkonflikt geprägten Zeit aufwuchs, wurde einer der einflussreichsten Musiker der Welt. Nicht nur auf den Bühnen der Stadien, sondern auch auf dem politischen Parkett versucht er seit Jahrzehnten, die Welt zu verbessern.

Als Meilenstein gilt der U2-Auftritt bei Live Aid 1985 in Wembley. Bono verschwand zwölf Minuten lang in der Menge – um mit einer Frau zu tanzen. Für die Band riskant, für Millionen Zuschauer unvergesslich: Das Charisma des 1,68 Meter kleinen Iren mit der getönten Brille bewegt die Leute. Die Brille trägt er wegen eines Glaukoms (grüner Star), wie er einmal verriet.

Mit U2 verkaufte er über 170 Millionen Alben, bekam 22 Grammys – mehr als jede andere Band. "The Joshua Tree" (1987) machte Bono und Co. zu Superstars, "Achtung Baby" (1991) zur kulturellen Referenz – und den Sänger zur moralischen Instanz, die unbequeme Fragen nach Schuld und Verantwortung stellt.

"Maskottchen der Mächtigen"

Als Mitgründer der Kampagnen- und Lobbyorganisationen ONE und (RED) wurde er zum Sprachrohr im Kampf gegen Armut und vermeidbare Krankheiten. Er leistete Überzeugungsarbeit bei verschiedenen US-Präsidenten - unter anderem bei George W. Bush, um ihn für ein milliardenschweres Aids-Programm zu gewinnen.

Allein durch (RED) flossen über 750 Millionen Dollar in einen Fonds zur Bekämpfung von HIV, Tuberkulose und Malaria. In seiner Autobiografie "Surrender" gesteht Bono: "Manchmal fühlte ich mich wie das Maskottchen der Mächtigen."

Mehrere Ehrungen

Mehrmals wurde er für den Friedensnobelpreis nominiert und 2007 von Queen Elizabeth II. zum Knight Commander geschlagen – ohne das "Sir", weil er kein Brite ist. Zweimal wurde er mit U2-Songs für einen Oscar nominiert: Mit "The Hands That Built America" (2003) und "Ordinary Love" (2014), letzteres ist Nelson Mandela gewidmet. Anfang dieses Jahres wurde er vom damaligen US-Präsidenten Joe Biden mit der Freiheitsmedaille, der höchsten zivilen Auszeichnung der Vereinigten Staaten, geehrt.

Trotz seiner Arbeit in den USA, zuletzt als Synchronsprecher als alternder Rockstar-Löwe in dem Animationsfilm "Sing 2" und bei Konzerten in Las Vegas, bleibt Europa für ihn Herzenssache. "Europa ist ein Gedanke, der ein Gefühl werden muss", schrieb er in einem Gastbeitrag in der "FAZ". Es sei ein "Theater mächtiger, emotionaler, kollidierender Kräfte" und ein Band, das uns alle verbindet.

Illustrer Freundeskreis

Privat ist Bono seit 1982 mit Ali Hewson verheiratet – seiner großen Liebe. Das Paar hat vier Kinder: Schauspielerin Eve (33), Inhaler-Frontmann Elijah (25), Unternehmerin Jordan (35) und John (23), der sich aus der Öffentlichkeit heraushält. Zu Bonos Freunden zählen Herbert Grönemeyer, Gavin Friday, Salman Rushdie, Noel Gallagher – ein illustrer Kreis aus Kunst, Pop und Politik.

Sein größter Fehltritt? Wahrscheinlich die iTunes-Aktion 2014, als das U2-Album "Songs of Innocence" automatisch auf Millionen iPhones landete. Nicht alle Apple-Nutzenden mochten das Geschenk.

Zusammenfassung
  • Bono, der Frontmann von U2, feiert seinen 65. Geburtstag und blickt auf eine Karriere zurück, die ihn nicht nur als Musiker, sondern auch als Aktivist bekannt gemacht hat.
  • Mit über 170 Millionen verkauften Alben und 22 Grammys ist U2 eine der erfolgreichsten Bands der Welt, während Bonos Engagement für Organisationen wie (RED) über 750 Millionen Dollar zur Bekämpfung von Krankheiten eingebracht hat.
  • Trotz einer Herzoperation und anderer Nahtoderfahrungen bleibt Bono eine einflussreiche Figur, die für ihre humanitären Bemühungen und politischen Einflussnahme weltweit anerkannt ist.