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Pilzköpfe im Zauberwald: Traumspiel von Christoph Bochdansky

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Sprechende und fleischfressende Pflanzen, philosophische Waldbewohner, fliegende Fantasietiere, ein Schauergesang, ein Journalisten-Mord, ein Anruf von Dr. Freud und die Re-Union der Beatles plus Exklusiv-Interview: ganz schön viel für eine Stunde Spielzeit. Dabei ist "Der Wald von dem wir träumen" von Christoph Bochdansky im Hamakom, annonciert als "Traumspiel über wirre und vernünftige Welten", keineswegs gehetzt, sondern nimmt sich im Gegenteil eine Auszeit vom Alltag.

Der in Wien lebende Vorarlberger Theatermacher und Puppenspieler geht seit vielen Jahren seinen ganz eigenen Weg - kompromisslos im Beharren auf künstlerische Eigenständigkeit, doch flexibel im Ausdruck. Erst vor wenigen Tagen hatte sein Kinderstück "Die Villa Federfell" im Lilarum Premiere, am Freitag folgte seine neue Produktion für Erwachsene, ein fantasievoller, bezaubernder und anarchischer Ausflug in einen Zauberwald, dem möglichst viel Publikum zu wünschen ist, der aber nur noch bis Sonntag am Nestroyplatz und Mitte März im Wiener Schuberttheater zu sehen ist.

Der blassgrüne, selbst gestrickt wirkende Wald aus textilüberzogenen Gestellen, den Bochdansky auf die Bühne gestellt hat, sieht ziemlich gespenstisch aus und birgt tatsächlich die erstaunlichsten Geheimnisse. Seine dürren Äste sind beweglich, in seinen Stämmen hausen nicht nur traumhafte Fantasiewesen, die sich neckisch gegen jede Traumdeutung wehren ("Ich habe keine Bedeutung, aber analysieren Sie mich! Analysieren Sie mich!"), sondern auch zum "Schlangen-Schlager-Schauergesang" antreten, der dank eines Zaubers nur aus Worten mit Sch bestehen darf. Die vier berühmten Pilzköpfe, die sich in Puppengestalt aus dem Wurzelwerk schälen, sprechen hingegen nur in Songtexten.

Die Radioreporterin (Andrea Köhler), die eigentlich eine Sendung über den "Mann im Wald" machen möchte, erhält so die Chance ihres Lebens - doch viel lassen sich die Beatles nicht entlocken. Auch für diese Episode gilt: "Ich weiß nicht, was es ist, ich würde es aber gerne ein bisschen länger betrachten."

"Der Wald von dem wir träumen" kennt keine Regeln und Gesetze, die Dramaturgie heißt Anarchie. Deswegen wirkt die Figur der Reporterin auch etwas unnötig. Lieber staunt man über immer neue Überraschungen und Traumwesen, die Christoph Bochdansky seinem Märchenwald entlockt, sieht roten Blüten beim Entfalten, rotem Flaum beim Flattern und Schwärmen roter Streifen beim Vorbeischwimmen zu. Wenigstens einen wichtigen O-Ton kann die Reporterin aus dem Wald ins Studio mitnehmen: "Verstehen wird überbewertet." Stattdessen strahlt der "Mann im Wald": "It's magic." Viel Applaus.

(S E R V I C E - "Der Wald von dem wir träumen". Ein Traumspiel über wirre und vernünftige Welten, Puppenspiel, Puppenbau, Text: Christoph Bochdansky, Reporterin: Andrea Köhler, Musik: Hannes Löschel, Choreografie: Rose Breuss. Theater Nestroyhof Hamakom, Wien 2, Nestroyplatz 1. Weitere Vorstellungen: 25. und 26. 2., 20 Uhr, http://www.hamakom.at; Vorstellungen im Schubert Theater, Wien 9, Währinger Straße 46: 14., 15., 16. 3., 19.30 Uhr, http://www.schuberttheater.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Dabei ist "Der Wald von dem wir träumen" von Christoph Bochdansky im Hamakom, annonciert als "Traumspiel über wirre und vernünftige Welten", keineswegs gehetzt, sondern nimmt sich im Gegenteil eine Auszeit vom Alltag.
  • Der in Wien lebende Vorarlberger Theatermacher und Puppenspieler geht seit vielen Jahren seinen ganz eigenen Weg - kompromisslos im Beharren auf künstlerische Eigenständigkeit, doch flexibel im Ausdruck.