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Opernhaus am Nazi-Bau in Nürnberg im Zeitplan

04. Aug. 2025 · Lesedauer 2 min

Der Bau eines neuen Opernhauses an der von den Nazis erbauten Kongresshalle in Nürnberg macht Fortschritte. Bühne, Orchestergraben und Zuschauerraum sind in dem Rohbau nach gut acht Monaten Bauzeit schon erkennbar. Aktuell wachsen die Außenwände nach und nach in die Höhe. Danach folgt die Deckenkonstruktion. Die Bauarbeiten liegen der Stadt zufolge voll im Zeitplan, voraussichtlich im Frühjahr 2026 könnte Richtfest gefeiert werden.

Das Opernhaus auf dem ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände soll dem Staatstheater als Ersatzspielstätte dienen, solange das historische Opernhaus in der Innenstadt saniert wird. Dieses soll nach Angaben der Stadt 2028 passend zum Beginn der neuen Spielzeit in das neue Quartier ziehen. Dafür entstehen in der Kongresshalle Büros, Werkstätten und Proberäume für die Oper und das Ballett.

Das Ganze ist Teil eines 296 Millionen Euro schweren Kulturvorhabens, allein die Ersatzspielstätte wird 85,5 Millionen Euro kosten. Dabei sollen in dem denkmalgeschützten Bauwerk auf mehr als 7.000 Quadratmetern Ateliers und Veranstaltungsräume für die freie Kunst- und Kulturszene entstehen. Diese sollen gleichzeitig mit der neuen Opern-Spielstätte eröffnen.

Damit ist künftig mehr als die Hälfte des hufeisenförmigen Baus mit Kultur belebt. Den Plänen der Nazis zufolge sollten in der Kongresshalle 50.000 Menschen den NS-Größen während ihrer Reden zujubeln. Wegen des Zweiten Weltkriegs haben die Nazis das Bauwerk aber nie fertiggestellt: Es existiert nur ein Rohbau, der Stiegenhäuser und Toiletten beherbergen sollte. Zuschauersaal und Dach fehlen.

Langes Ringen um Nutzung

Damit ist die Kongresshalle auch ein architektonisches Zeugnis vom Scheitern des Nationalsozialismus. Um ihre Nutzung als Kulturstätte wurde in Nürnberg lange gerungen. Das Opernhaus soll deshalb eine Gegenposition zum baulichen Größenwahn der Nazis sein. Der Entwurf sieht einen begrünten Kubus vor, der zurückhaltend vor der monumentalen Kongresshalle wirken soll.

Nach und nach sollen nach derzeitigem Planungsstand Rankpflanzen wie Efeu, Wilder Wein, Winterjasmin und Singgrün das Gebäude überwuchern. Dafür entsteht ein Stahlgerüst mit Netzen vor der Fassade, an denen die Pflanzen hochwachsen können. Über eine gläserne Brücke soll das Publikum von der Kongresshalle ins Opernhaus gelangen und so mit Blick auf das historische Bauwerk eine Verbindung zur Geschichte herstellen.

Zusammenfassung
  • Der Bau des neuen Opernhauses an der Nürnberger Kongresshalle schreitet planmäßig voran, wobei Bühne, Orchestergraben und Zuschauerraum nach acht Monaten Bauzeit bereits erkennbar sind und das Richtfest für Frühjahr 2026 vorgesehen ist.
  • Das Kulturprojekt umfasst insgesamt 296 Millionen Euro, davon entfallen 85,5 Millionen auf die Ersatzspielstätte, in der auf über 7.000 Quadratmetern auch Ateliers und Veranstaltungsräume für die freie Kunst- und Kulturszene entstehen.
  • Die neue Opernspielstätte setzt mit einem begrünten Kubus und Rankpflanzen einen bewussten Kontrast zur monumentalen NS-Architektur der Kongresshalle, die ursprünglich Platz für 50.000 Menschen bieten sollte, aber nie fertiggestellt wurde.