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Neue SPÖ-Kultursprecherin Heinisch-Hosek für Frauenquoten

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Seit Anfang April ist die ehemalige Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek neue Kultursprecherin der SPÖ, nachdem Thomas Drozda aus der Politik ausgeschieden ist. Entsprechend ihrer politischen Geschichte will sie sich für Frauenquoten im Kulturbereich einsetzen. Für die im "Förderdschungel" verlorene Kulturszene wünscht sie sich ein coronabedingtes - befristetes - Grundeinkommen in der Höhe des Mindestlohns von 1.700 Euro brutto. Eine Bundesmuseen-Holding lehnt sie ab.

Noch vor dem Sommer möchte Heinisch-Hosek, die durch ihre berufliche Ausbildung zur Hauptschullehrerin für Deutsch und Bildnerische Erziehung vor allem der Malerei zugetan ist, einen Antrag einbringen, im Kulturbericht künftig nicht nur die Anzahl der geförderten Künstlerinnen und Künstler nach Geschlechtern aufzulisten, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Führungspositionen etwa in den Bundesmuseen oder -theatern. Was die großen Institutionen betrifft, hält Heinisch-Hosek den Zeitpunkt allerdings nicht für richtig, um große Reformen wie etwa eine angedachte Bundesmuseen-Holding zu schaffen, wie sie im APA-Gespräch erläutert. Eher solle die bestehende Bundesmuseenkonferenz gestärkt werden. "Ich glaube nicht, dass jetzt die Zeit ist, um eine neue Bürokratie aufzubauen."

Vielmehr müsse es dringend eine Valorisierung der Förderungen geben, um den Häusern aus der Krise zu helfen und sie darüber hinaus für die Zukunft zu stärken. Dass diese Pläne auch unter SPÖ-Regierungen ausblieben, sei dem Veto des Koalitionspartners geschuldet, so Heinisch-Hosek, die ganz allgemein eine "Post-Corona-Strategie für alle Kunst- und Kulturschaffenden" fordert und die Regierung dazu aufruft, einen Teil aus dem Wiederaufbaufonds der EU in die Kultur fließen zu lassen. "Damit könnten Gebäude saniert oder in die Digitalisierung investiert werden", so die Kultursprecherin.

Besser begleiten will sie auch die freie Szene, wenn es um deren spezielle Bedürfnisse durch atypische Beschäftigungsverhältnisse geht. Hier regt sie eine zentrale Stelle ein, die Künstlerinnen und Künstler dabei helfen soll, die für sie richtigen Entscheidungen - auch in Hinblick auf Versicherungen - zu treffen. Ein "One-Stop-Shop im Förderdschungel" könne hier dafür sorgen, die Beratung bestmöglich zu gewährleisten, ist sich Heinisch-Hosek sicher. Bis sich die Kulturbranche nach Corona wieder erholt hat, "sollte es ein Grundeinkommen geben, das erst dann ausläuft, wenn wirklich alle wieder so arbeiten können wie vor Corona".

Apropos Zukunft: Für diese hegt sie einen "verwegenen Gedanken" für das Haus der Geschichte Österreich (hdgö): "Wir haben ja auch Handlungsbedarf im Heeresgeschichtlichen Museum. Ich glaube, das wäre ein wunderschönes Gebäude, um beide Institutionen zu beherbergen." Dafür müsse das HGM allerdings aus der Landesverteidigung ausgegliedert und in ein Bundesmuseum übergeführt werden. Ob man sich dann mit dem hdgö nur das Gebäude im Arsenal teilt, oder die beiden Institutionen in ihrer Gesamtheit zusammen denkt, sei zu diskutieren. In jedem Fall warte auch sie auf die Neuausschreibung der HGM-Leitung. "Das Haus muss gut gemanagt werden", spielt sie auf den Rechnungshofbericht sowie die Ergebnisse der externen Kommission an.

Bis zur nächsten Wahl möchte Heinisch-Hosek die Kulturagenden behalten. Bei einer Regierung mit SPÖ-Beteiligung würde sie darauf drängen, die Kultur wieder aus dem Staatssekretariat herauszuholen, wie sie betont. Eine "gute, richtige und wichtige Kombination" sieht sie - wie einst unter Claudia Schmied - mit dem Bildungsressort. "Ich glaube, dass Kultur ein unglaublich wichtiger Bereich ist und dass es ganz wichtig ist, dass man diese Kreativität schon im Kindesalter voll ausschöpft." Ihr schwebt eine Kulturpolitik vor, die "den Menschen ein Leben lang begleitet".

(Das Gespräch führte Sonja Harter/APA)

ribbon Zusammenfassung
  • Seit Anfang April ist die ehemalige Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek neue Kultursprecherin der SPÖ, nachdem Thomas Drozda aus der Politik ausgeschieden ist.
  • Entsprechend ihrer politischen Geschichte will sie sich für Frauenquoten im Kulturbereich einsetzen.
  • Für die im "Förderdschungel" verlorene Kulturszene wünscht sie sich ein coronabedingtes - befristetes - Grundeinkommen in der Höhe des Mindestlohns von 1.700 Euro brutto.

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