Nachruf
Prinz der Dunkelheit ist tot: Ozzy Osbourne schrieb Rockgeschichte
Rock-Ikone und Bürgerschreck: Einmal biss er einer Fledermaus den Kopf ab, dann zog er sich eine Ameisenstraße wie eine Line Kokain rein und erdrosselte im Rausch fast seine Frau.
Doch Ozzy Osbourne war auch ein begnadeter Rocksänger, der mit Black Sabbath den Heavy Metal mit erfand und auch solo das Genre prägte. Die Exzesse waren längst vorbei, in den letzten Jahren plagten ihn Gesundheitsprobleme. Der Brite starb nun wenige Tage nach seinem Bühnenabschied.
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John Michael Osbourne, so der Künstler mit bürgerlichem Namen, wuchs in einer achtköpfigen Familie im Arbeiterviertel Aston in Birmingham auf. Legasthenie war noch recht unbekannt, deshalb wurde er zum Klassenclown. "Ich habe die Leute einfach zum Lachen gebracht und verrückte Sachen gemacht", sagte Osbourne der "Times".
"Wenn du Leute dazu bringst, dich zu mögen, hast du es schon halb geschafft." Jahrzehnte später bekannte er gegenüber dem "Mirror", auf dem Nachhauseweg von zwei Burschen regelmäßig sexuell missbraucht worden zu sein.
"Ich hatte Angst, es meinem Vater oder meiner Mutter zu erzählen, und es hat mich total kaputt gemacht." Seine Frau Sharon und Therapie hätten ihm später geholfen.
Mit 15 verließ er die Schule und arbeitete in einem Schlachthof und einer Autofabrik, bevor er kriminell wurde. Als ein Raub schief ging, verbrachte er sechs Wochen im Gefängnis. Glücklicherweise inspirierten ihn die Beatles: Als er "She Loves You" im Radio hörte, entschied er sich, Rockstar zu werden. Im August 1968 spielten die Schulfreunde Osbourne, Tony Iommi, Geezer Butler, Bill Ward sowie zwei weitere Musiker aus Birmingham in der Polka Tulk Blues Band.
Nach Besetzungswechsel nannte man sich in Earth und schließlich nach dem ersten selbst geschriebenen Song in Black Sabbath um.
Kein Satansanbeter
Der Name sollte Publikum anzulocken. Zwar wurde Osbourne seither immer wieder von Satansanbetern zu schwarzen Messen eingeladen, aber damit wollte er laut eigener Aussage nie etwas zu tun haben.
Ihre Hitalben wie "Paranoid" (1970), "Master of Reality" (1971) und "Sabbath Bloody Sabbath" (1973) gehören inzwischen zu den Klassikern und legten den Grundstein für Heavy Metal. Spätestens mit "Black Sabbath Vol. 4" war der schleppende Doom Metal geboren.
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1979 feuerte die Band Ozzy wegen seiner Exzesse: Es gibt kaum eine Droge, von der er nicht abhängig war, einschließlich Heroin. Seine erste Frau - mit der er drei Kinder hat - warf ihn raus und ließ sich 1982 scheiden.
Im selben Jahr heiratete Osbourne die Tochter des Black-Sabbath-Managers Don Arden. Sie nahm seine Karriere in die Hand und war seither der dominierende Faktor in seinem Leben.
Ehe mit vielen Turbulenzen
Ihre Ehe hat einiges überstanden: Osbournes öffentliche Affäre mit einer Friseurin vor zwei Jahren, Sharons Krebserkrankung, mehrere Unfälle und seinen jahrzehntelangen Kampf mit der Sucht. Der Musikzeitschrift "Rolling Stone" gestand er: "Ich war weniger ein Vater als ein zusätzliches straffälliges Kind für meine Frau."
Bei der Geburtstagsfeier seiner sechsjährigen Tochter Aimee trank er so viel Wodka, dass er im Vollrausch versuchte, Sharon zu erwürgen. Er wachte in einer Gefängniszelle auf und konnte sich an nichts erinnern: "Aber auch das hat mich nicht aufgehalten", gestand er dem "Evening Standard".
"Erst als es mir zum Hals raushing, dass mir übel war, habe ich mich endlich zusammengerafft."
Solo und auf MTV
Als Solokünstler entwickelte Osbourne den typischen Sabbath-Sound weiter. Sein erstes Soloalbum "Blizzard of Ozz" schaffte es mit Hits wie "Mr. Crowley", "I Don"t Know", dem kontroversen Titel "Suicide Solution", und "Crazy Train" in die Top Ten der besten Heavy-Metal-Alben aller Zeiten.
Zuletzt erschienen mit "Ordinary Man" (2020) und "Patient Number 9" zwei von Fans wie Kritikern gelobte Werke.
Osbourne und seine Frau gründeten 1996 das Festival Ozzfest, weil er für das Lollapalooza-Festival nicht gebucht wurde. Insgesamt verkaufte Ozzy Osbourne mehr als 100 Millionen Platten und verschaffte mit seiner nicht minder verrückten Familie in der preisgekrönten Dokusoap-Serie "The Osbournes" dem Sender MTV Rekordzuschauerzahlen.
Comeback und Abschied mit Black Sabbath
2013 schnellten Black Sabbath (ohne ihrem Originaldrummer) mit der Comeback-Platte "13" und Osbourne als Frontmann wieder an die Spitze der Charts, bevor sie sich 2016 und 2017 mit ihrer "The End Tour" von ihren Fans verabschiedeten - unter anderem 2016 auch in Wien, davor spielten sie 2014 ein denkwürdiges Konzert im Rahmen des Nova Rock.
Seine Solo-Farewell-Tour "No More Tours II" musste Osbourne aus gesundheitlichen Gründen absagen.
2020 erkrankte Osbourne, 2024 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, an einer Lungenentzündung, 2021 und 2022 folgten Operationen am Rücken. Außerdem wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert.
Von seinen Fans wollte sich der Godfather of Heavy Metal aber ordentlich verabschieden: Bei einem Open Air unter dem Titel "Back to the Beginning" am 5. Juli im Villa Park in Birmingham trat er solo und zum ersten Mal nach 20 Jahren mit der kompletten Originalbesetzung von Black Sabbath auf. Es war ein Abschied für immer.
Zusammenfassung
- Dienstagmorgen verstarb der Black-Sabbath-Frontman Ozzy Osbourne im Alter von 76 Jahren.
- Berühmt war Osbourne schon seit den 70er-Jahren gewesen - als ein Pionier des Heavy-Metal-Genres.