Musiktheatertage Wien pflegen die Gesellschaftsanalyse
Zum Auftakt betritt man mit "The Rise" der belgischen Formation Ictus ganz neue Welten. Ein Gehörloser erzählt darin dem Publikum in Gebärdensprache die Geschichte. Auch eine Operette hat man heuer mit "Stadt der Teufel" im Angebot, womit die Machtstrukturen in Kulturbetrieben hinterfragt werden. Die Berliner Gruppe glanz&krawall kombiniert dafür Franz von Suppè und Michail Bulgakow.
"Let me Play the Lion too" zeigt die Identitätskrisen der Musiklegende Liberace, wenn Marino Formenti und die Kompanie errortheater in einer Zeremonie dessen Geist beschwören. Unter dem Übertitel "Splice" sind hingegen gleich zwei Performances vereint - "Nocturnes" von Intendant Thomas Cornelius Desi und "Elektronische Archetypen" von Gilbert Handler.
Escape Room und lustvolles Labyrinth
"The Resilience of Sisyphos" bietet ein Escape Room-Erlebnis, wenn das Publikum an Bord einer Raumstation geht und die Welt retten soll. "Venus im Pelz" blickt stattdessen aus Leopold Sacher-Masochs Skandalroman heraus auf das Machtgefälle zwischen Frau und Mann, wenn das Architektenduo Rust den Reaktor in ein begehbares Labyrinth lustvoller Fantasien verwandelt, wie es heißt. Für "Pulver" treten Pianistin Clara Frühstück und Performer Samuel Schaab an, Dinge zum Verschwinden zu bringen. Für "Being Karl Dieter" verspricht Thomas Wally gemeinsam mit Studio Dan musiktheatrales Kopfkino und im Gedenkwald Aspern am Rande der Seestadt konzipieren Georg Blaschke und Matthias Kranebitter mit dem Black Page Orchestra ein Großraumtheater.
"Die diesjährigen Produktionen stellen etablierte Strukturen und Paradigmen auf den Prüfstand", fassten via Aussendung die beiden künstlerischen Leiter Georg Steker und Desi den Roten Faden der heurigen Festivalausgabe zusammen. Für diese dienen als Spielorte heuer das Odeon Theater, das Theater am Werk, der Reaktor, die Zacherlfabrik, das WUK, die Alte WU, das MuTh und der Gedenkwald Aspern. Und die Rolle des Festivalzentrums übernimmt der Projektraum des WUK.
(S E R V I C E - https://mttw.at/)
Zusammenfassung
- Die Musiktheatertage Wien finden von 17. bis 27. September statt und präsentieren sechs Uraufführungen, zwei Erstaufführungen sowie eine Wien-Premiere mit gesellschaftspolitischem Fokus.
- Zu den Höhepunkten zählen innovative Produktionen wie ein Escape Room-Erlebnis an Bord einer Raumstation, eine Operette über Machtstrukturen in Kulturbetrieben und Performances zu Identität und gesellschaftlichen Umbrüchen.
- Als Spielorte dienen unter anderem das Odeon Theater, das Theater am Werk, der Reaktor, das WUK und der Gedenkwald Aspern, während der Projektraum des WUK als Festivalzentrum fungiert.