"Musik ohne Grenzen": Kammermusikfestival listening closely
Erneut habe er durch langjährige Kontakte und intensive Überzeugungsarbeit internationale Stars um Mini-Honorare für das heuer mehr denn je auf eine Mischung aus alten Meisterwerken und zeitgenössischen Kompositionen setzende Festival gewonnen, sagt Gründer Larcher im Gespräch mit der APA. Doch die bewusste Niedrigpreis-Politik, die sehr gut angenommen werde und eine bunte Mischung des Publikums garantiere, könne ohne ein Bekenntnis der Kulturpolitik nicht durchgehalten werden. Wenn in Zeiten des Sparens die Großen gegen die Kleinen und der Kulturbetrieb gegen die Kunst ausgespielt würden, "wird a la longue Neues nicht mehr möglich sein".
Dabei gibt es bei listening closely heuer so viel Neues, dass Larcher schon ein wenig Angst vor der eigenen Courage bekommt. "Da sind wir noch etwas unsicher, wie das ausgeht." Schon das Eröffnungskonzert am 21. Mai, das die Tiroler Barockharfenistin Margret Koell mit Aphrodite Patoulidou und Slawomir Zubrzycki bestreitet, verbindet Monteverdi, Purcell und John Dowland mit Grieg, Sibelius und Zeitgenössischem. "Hier wird ganz ohne Grenzen Musik gemacht!"
Am Schlusstag gibt es im Verwaltungsgebäude der erstmals als Kooperationspartner fungierenden Innsbrucker Verkehrsbetriebe (Larcher: "Die Remise wäre ein toller Aufführungsort, ist logistisch allerdings ein Supergau.") unter dem Titel "Travels in Time" ein Trio unter Führung des Star-Blockflötisten Giovanni Antonini, der an diesem Abend auch zwei von ihm vergebene Kompositionsaufträge uraufführt. "Er hat dafür die eigene Brieftasche geöffnet", schwärmt Larcher.
Fast vergessene Instrumente
Mit mehr als 800 aufgelegten Karten ist man auf sanftem Expansionskurs, ohne den die Nähe zwischen Künstler und Publikum betonenden Festivaltitel listening closely zu verraten. Gespielt wird im bewährten Kultur- & Gemeinschaftshaus Neuwirt in Wattens, im ORF-Landesstudio Tirol, aber auch im Innsbrucker Treibhaus. Featured Artist ist heuer der Jochberger Saxophonist Andreas Mader, Jahrgang 1993. Er gibt zwei Konzerte ("Bach+" und "Walking the Dog") und eine von drei Masterclasses. Und auch wer wissen will, wie fast vergessene Instrumente wie das Salterio oder die Nyckelharpa klingen, ist in Wattens richtig.
(S E R V I C E - Kammermusikfestival listening closely, 21. bis 29. Mai in Innsbruck und Wattens, https://www.listeningclosely.eu )
Zusammenfassung
- Das Tiroler Kammermusikfestival 'listening closely' findet vom 21. bis 29. Mai in Wattens und Innsbruck mit acht Konzerten und zehn Uraufführungen statt.
- Festivalleiter Thomas Larcher warnt angesichts niedriger Eintrittspreise und Mini-Honorare für internationale Stars vor fehlender Planungssicherheit und fordert ein Bekenntnis der Kulturpolitik.
- Mit mehr als 800 verkauften Karten, seltenen Instrumenten wie Salterio und Nyckelharpa und dem Saxophonisten Andreas Mader als Featured Artist setzt das Festival auf Innovation und Vielfalt.