Mitten drin in Modeschau: MAK zeigt Schaffen Helmut Langs
Ausgestellte Modestücke darf man sich, mit Ausnahmen, beim Besuch der "Mix-Media-Präsentation" auch nicht in erster Linie erwarten. Vielmehr will das Team um Kuratorin Marlies Wirth anhand von vor allem Videos, Fotos und Dokumenten aus dem Archiv des Designers, seit 2011 Teil der Sammlung des Hauses, zeigen, wie "ein Künstler akribisch diesen Brand Helmut Lang aufbaut" (Hollein). Da dabei auch Architektur eine große Rolle spielt, finden sich Ästhetik von und Elemente aus Langs Flagship-Stores im Ausstellungsbau wieder.
Den klassischen Laufsteg ersetzte der Wiener ab 1988 durch die performative Séance de Travail (dt. wörtlich: Arbeitssitzung), die auf die stilisierte Theatralik des Defiles verzichtet. Dem Titel der Ausstellung verpflichtet, hat man diesem Part in Langs Schaffen einen zentralen Raum gewidmet: Der Sitzplan der Séance de Travail der Herbst-/Winterkollektion 04/05 in Paris ist am Boden der begehbaren Installation im Maßstab 1:1 wiedergegeben, Pfeile markieren die Laufrichtung der Models, die auf einem Screen lebensgroß die Kollektion präsentieren.
In einem Media-Room sind auf zahlreichen Monitoren (via Menü abrufbare) Videos von derartigen Präsentationen von 1986 bis 2005 "erstmals weltweit in Farbe, ungekürzt und mit Originalmusik zu sehen", wie Wirth betont, ergänzt um drei dokumentarische Porträts über Lang. Neben Auszügen aus analogen Lookbooks lassen sich via digitalen Katalogen Stücke aus Kollektionen abrufen. In der "ersten umfassenden Ausstellung seines Œuvres", wie es heißt, geben Entwürfe, Werbematerialien, Artefakte (etwa zwei "Helmut-Lang-Leuchtschilder" auf New Yorker Taxis), Prototypen, Schnitte, Presseclippings und interne Unterlagen Einblicke ins Lang'sche Schaffen.
Blick hinter die Kulissen
Im Bereich "Backstage" sind Fotografien hinter den Kulissen der Modeschauen zu sehen, ebenso wie etwa Backstage-Pässe, Notizen und Accessoires. In Kampagnen wurde das Backstage-Bild zur Verlängerung der Séance de Travail, erfährt man, "eine bewusste Öffnung und Verschiebung, die verborgene Arbeit und den Prozess in den Fokus rückt". Für durchaus Amüsement sorgen "Celebrity Reports": "Sent clothes for Bill Murray for the cover of Life magazine", ist da etwa zu lesen - oder ein Dankschreiben an Lang "for all the clothes" von Uma Thurman und Ethan Hawke ("And we wear them all the time").
Ein weiteres aufbereitetes Thema ist u.a. die von Lang mit Jenny Holzer entwickelte Parfum-Kampagne "I smell you on my skin", laut Wirth "die radikalste" Langs. Es sei ein Anliegen gewesen, im Austausch mit Helmut Lang das 10.000 Datensätze umfassende Archiv mit der Ausstellung "ins Leben zu bringen", so Hollein. Ein wenig trocken ist vor allem der Bereich über die Gestaltung der Flagship-Stores und des Grafik-Designs trotzdem ausgefallen. Empfohlen sei das Mitbringen einer Lesebrille: Die Schrift auf den erklärenden Texttafeln ist im Gegensatz zum Lebenswerk Langs, der sich nach dem Abschied von der Mode mittlerweile ganz der Kunst verschrieben hat, winzig.
(S E R V I C E - " Séance de Travail 1986-2005 - Excerpts from the MAK Helmut Lang Archive" im Museum für angewandte Kunst MAK, 10.12.25-2.5.26, Dienstag 10-21 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10-18 Uhr, www.mak.at)
Zusammenfassung
- Die Ausstellung 'Séance de Travail 1986-2005' im Wiener MAK zeigt ab 10. Dezember 2025 das medienübergreifende Schaffen Helmut Langs anhand von Videos, Fotos und Dokumenten aus einem 10.000 Datensätze umfassenden Archiv.
- Zentrales Element ist die performative Präsentationsform 'Séance de Travail', die ab 1988 den klassischen Laufsteg ersetzte und nun als begehbare 1:1-Installation mit Sitzplan und lebensgroßen Model-Videos präsentiert wird.
- Erstmals weltweit sind im Media-Room ungekürzte Farbvideos von Langs Präsentationen zwischen 1986 und 2005 sowie drei dokumentarische Porträts, digitale Kataloge und zahlreiche Artefakte ausgestellt.
