Mallorca feiert Miró und will 2031 Kulturhauptstadt werden
Mallorcas Bedeutung für den Künstler zeigt bis Anfang nächsten Jahres das Projekt "Paysage Miró" ("Miros Landschaft"), das in der Inselhauptstadt vier gleichzeitig laufende Miró-Ausstellungen mit 117 Werken bilden. Sogar das Madrider Reina-Sofía-Museum und Barcelonas Museum für Zeitgenössische Kunst Macba schickten Dutzende Leihgaben. Der Ausstellungsreigen gilt als Auftakt für eine Kulturkampagne, mit der sich Palma de Mallorca um den Titel "Europäische Kulturhauptstadt 2031" bewirbt.
Schon als Kind verbrachte Miró seine Sommer auf der spanischen Mittelmeerinsel, von der seine Mutter kam. Auch seine spätere Frau Pilar Juncosa stammte aus Mallorca. Das mediterrane Licht der Insel, ihre lebhaften Farben und die einzigartigen, teils surrealen Landschaften waren für seine Kunst eine "unerschöpfliche Inspirationsquelle", wie es Miró selber einmal beschrieb.
Ab 1956 wurde Mallorca schließlich zu seinen kreativen wie persönlichen Rückzugsort. Zuvor war er stets unterwegs, lebte in Barcelona und Paris, wo er sich der surrealistischen und der dadaistischen Bewegung anschloss. Doch er sehnte sich immer nach einem ruhigen Ort, an dem er seiner Kunst ohne Ablenkung und ohne den Trubel der Städte nachgehen konnte.
Gigantisches Atelier
Diesen Ort fand Miró in Son Abrines, wo er sich im Süden von Palma de Mallorca ein gigantisches Atelier bauen ließ, das heute Teil seines Stiftungsmuseums ist. Hier schuf er zwischen 1956 und seinem Tod 1983 einige seiner wichtigsten Werke. In seinem geräumigen, lichtdurchfluteten Studio bekommt man ein Gefühl dafür, was Miró inspirierte, wie er arbeitete.
Das Landhaus aus dem 18. Jahrhundert wurde von bekannten Architekten wie Josep Lluís Sert und Pritzker-Preisträger Rafael Moneo erweitert und modernisiert, denn Miró brauchte Platz. Er war ein Sammler. Literatur, Musik, Alltagsgegenstände, Muscheln oder viele andere Künstler waren seine Inspirationsquelle, weshalb die im Rahmen des Miró-Ausstellungsreigen bis zum 11. Jänner 2026 gezeigte Schau in der Stiftung "Der magische Funke" heißt.
"Er saugte alles in sich auf"
In Sitzecken kann man Musik hören, die dem Künstler gefiel, oder Bücher durchblättern, die er gerne las. Vitrinen zeigen Objekte von Volkskunst über Kinderspielzeug bis hin zu Pariser Mode, die Miros Skulpturen inspirierten. "Joan Miró war wie ein Schwamm. Er saugte alles in sich auf", erklärt Stiftungsleiterin Antònia Maria Perelló. Die Ausstellung zeigt 38 Gemälde, Skulpturen und Papierarbeiten, die die wichtigsten Etappen von Mirós Karriere nach seinem endgültigen Umzug nach Mallorca im Jahr 1956 veranschaulichen.
Insgesamt sind aber mehr als 250 Kunstwerke, Objekte und Dokumente zu sehen. Auch viele Werke anderer Künstler, denen Miró in seinen Arbeiten seine Bewunderung zum Ausdruck brachte, wie Pablo Picasso, Alexander Calder, Paul Klee, Fernand Léger, Kandinsky, Chillida, Giacometti oder Mallorcas zweitem großen und noch lebenden Künstler Miquel Barceló. Ihre Arbeiten gehören heute zur Sammlung der Miró-Stiftung mit ihren fast 7.000 Werken.
Während die Stiftung seine Inspirationsquellen beleuchtet, analysiert Palmas Zentrum für Zeitgenössische Kunst Es Baluard Mirós Bedeutung, Radikalität und Pionierrolle in der Geschichte der zeitgenössischen Malerei. "Malen zwischen den Dingen" heißt die Ausstellung, die bis zum 9. November läuft. Sie zeigt Miró, den Rebellen der vielschichtigen Symbolik, den surrealistischen Nonkonformisten. Gerade in seinem Spätwerk auf Mallorca entstanden seine wildesten Werke, begann er, Gemälde zu verbrennen, Leinwände zu zerschneiden oder bereits fertige Bilder zu übermalen, erklärt Museumsdirektor David Barro.
Monumentale Bronzeskulpturen
Unterdessen widmen sich zwei andere Kunstzentren in Palma konkreten Aspekten in Mirós Schaffen. La Llotja stellt seine teils monumentalen Bronzeskulpturen aus. Die schwarzen, bis zehn tonnenschwere Kolosse treten dabei bis zum 1. Februar 2026 in einen interessanten Dialog mit dem hellen Stein, den leichten Gewölben und geschwungenen gotischen Säulen der einstigen Seehandelsbörse.
Die Casal Solleric beleuchtet bis zum 9. November hingegen die Beziehungen zwischen Malerei und Bildhauerei als Schlüsseldisziplinen von Mirós Werk zwischen 1960 und 1981. Die Ausstellung zeigt, wie der Künstler Figuren wie Frauen, Sterne und Vögel in wesentliche Elemente seines kreativen Universums verwandelte, sowohl in seinen strengen, grafischen Gemälden als auch in seinen Bronzeskulpturen, die er oft aus Alltagsgegenständen und Zufallsfunden konstruierte.
Der Stadtrat nimmt den Ausstellungsreigen zum Anlass, im Museu de Mallorca zeitgleich eine fünfte Miró-Exposition zu starten, die sich auf Mirós sogenannte "Mallorca-Serie" konzentriert, die als eines seiner besten grafischen Werke gilt. Mit Sicherheit pokert Mallorca mit der Miró-Karte nicht schlecht im Rennen um den europäischen Kulturhauptstadttitel 2031. Und das soll nur der Auftakt sein.
(Von Manuel Meyer/APA)
(S E R V I C E - https://miromallorca.com; https://visitpalma.com/d)
Zusammenfassung
- Mallorca feiert Joan Miró mit dem Projekt 'Paysage Miró', das bis Anfang 2026 in Palma vier parallele Ausstellungen mit insgesamt 117 Werken des Künstlers präsentiert.
- Die Ausstellungen gelten als Auftakt für die Bewerbung Palmas um den Titel 'Europäische Kulturhauptstadt 2031'.
- Das Atelier in Son Abrines, heute Teil der Miró-Stiftung, war Mirós wichtigster Schaffensort und zeigt viele seiner bedeutendsten Werke.
- Insgesamt sind auf Mallorca mehr als 250 Kunstwerke, Objekte und Dokumente von Miró und anderen Künstlern zu sehen, darunter monumentale Bronzeskulpturen mit bis zu zehn Tonnen Gewicht.
- Mit der Miró-Kampagne setzt Mallorca auf eine starke kulturelle Positionierung im Rennen um die Kulturhauptstadt Europas 2031.