Louvre-Einbruch mit Parallelen zum Saliera-Diebstahl
Für den damaligen KHM-Direktor Wilfried Seipel sorgte der aktuelle Fall aufgrund der Parallelen für Emotionen. "Es bedrückt einen, dass es auch jemand anderem passiert ist", sagte er im Gespräch mit der APA. Die im Fall Louvre geäußerten Ängste, dass etwa erbeuteter Schmuck bereits eingeschmolzen wurde oder Juwelen umgeschliffen werden, teilt er jedoch nicht. Eher glaube er, dass es darum gehe, dass "Frankreich diese kostbaren Kronjuwelen eben wieder zurückkauft" - und dazu müssten sie unbeschädigt sein. Auch der Saliera-Dieb habe damals versucht, mittels Versicherungserpressung zu Geld zu kommen.
Der Wert liege jedenfalls nicht in den einzelnen Edelsteinen, "er liegt ausschließlich im historisch-kulturellen Zusammenhang. Dass eben jene Krone, die einmal einen Herrscher gekrönt hat, abhanden gekommen ist - und damit ein Stück Geschichte. Das ist der große Verlust", sagte Seipel, der gerade erst seine Memoiren "Mein Leben - ein Abenteuer" publiziert hat. In seiner Rolle als KHM-Direktor stand der inzwischen 81-Jährige nach dem Verschwinden des auf 50 Millionen Euro geschätzten goldenen Exponats, das auch als "Salzfass der Nation" bezeichnet wurde, jedenfalls gehörig unter Druck.
Ein zweiter Protagonist im "Fall Saliera" war 2003 der damalige Leiter der Kriminaldirektion 1, Ernst Geiger. "Kunstdiebstähle sind ausgesprochen selten, sehr spektakulär und kommen nur alle paar Jahrzehnte vor", sagte er im Gespräch mit der APA. Als Chefermittler benötigte er damals viel Geduld: Es sollte fast drei Jahre dauern, bis man den Täter schnappen und das wertvolle Stück retournieren konnte. Seine Erinnerungen an diese Zeit verewigte Geiger in seinem Roman "Goldraub" (2022).
Geiger: 100-prozentige Sicherheit gibt es nie
Was die Sicherheitsdebatten von damals wie auch von heute betrifft, so würden Einbrüche wie diese immer Anlass für neue Sicherheitskonzepte sein, "aber 100-prozentige Sicherheit gibt es nie", so der Kriminalist. Denn es werde immer Täter geben, die eine Schwachstelle finden - und Bauarbeiten seien zudem immer ein Risiko, erinnerte Geiger. Denn in Österreich war es ein Baugerüst, über das sich der Täter Zugang zum KHM und damit zur Skulptur von Benvenuto Cellini verschafft hatte.
Auch Seipel glaubt nicht an die 100-prozentige Sicherheit: "Museen sind keine Tresore, sie sind offene Kultureinrichtungen" - und damit möglichst viele Menschen partizipieren können, gelte es den Zugang zu erleichtern und nicht sich abschotten. Der aktuelle Fall sei traurig genug, und "wir können hoffen, dass die Kollegen in Paris - meine Museumskollegen - das gut überstehen und nicht einer medialen Vernichtung ausgesetzt sind, wie es damals bei mir der Fall war", so Seipel.
Was die aktuellen technischen Hürden im KHM sind, will dieses aus verständlichen Gründen nicht im Detail erläutern. Nur so viel, dass es ein dreistufiges Schutzkonzept gebe (Außenhaut-, Innenraum- und Objektschutz). Man baue auf geschultes Eigenpersonal, das "sowohl mit den Gegebenheiten vor Ort als auch mit den Alarmplänen ausgezeichnet vertraut" sei. Technik sei jedoch immer in Kombination oder als Ergänzung mit anderen Maßnahmen (baulich, mechanisch, organisatorisch und personell) zu sehen und könne für sich alleine niemals ausreichen.
Zusammenfassung
- Nach dem Einbruch im Pariser Louvre werden in Frankreich erneut Sicherheitsdebatten geführt, wobei Parallelen zum Saliera-Diebstahl 2003 in Wien gezogen werden.
- Damals wurde die auf 50 Millionen Euro geschätzte Saliera aus dem Kunsthistorischen Museum entwendet und konnte erst nach fast drei Jahren wiedergefunden werden.
- Experten wie Wilfried Seipel und Ernst Geiger betonen, dass Museen trotz moderner Schutzkonzepte nie 100-prozentige Sicherheit bieten können, da sie als offene Kultureinrichtungen zugänglich bleiben müssen.