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Kritik an überraschender Kürzung von Literaturstipendium

14. Juli 2025 · Lesedauer 4 min

Aufregung herrscht derzeit unter heimischen Autorinnen und Autoren. So wird das bisher auf zwölf Monate ausgelegte Projektstipendium für Literatur, das mit monatlich 1.500 Euro dotiert ist, in der aktuellen Förderperiode nur für zehn Monate ausbezahlt. Erfahren haben das jene 50 Schreibende, die jüngst eine Zusage erhielten, aus dem Begleitschreiben. An dieser Praxis übt die IG Autorinnen Autoren heftige Kritik.

"Wir legen im Namen unserer Kolleginnen und Kollegen unseren schärfsten Protest gegen diesen Umgang mit ihnen und ihrer Arbeit ein. Es ist unzumutbar, auf diese Weise behandelt zu werden", so Gerhard Ruiss. "Es handelt sich bei der Vergabe von Literaturstipendien um keine Gnadenakte der Unterstützung ohne jede Gegenleistung, es handelt sich um hochprofessionelle, angesehene Autorinnen und Autoren und um die Fertigstellung ihrer literarischen Projekte, mit denen so umgegangen wird."

Seitens des Kulturministeriums bestätigte man die Verkürzung auf zehn Monate auf APA-Anfrage, Grund sei "das enorme Budgetloch, das uns die Vorgängerregierung hinterlassen hat". Dieses mache auch im Kulturbereich Budgetsanierungsmaßnahmen notwendig. Über die vorherige Absprache mit der IG Autorinnen Autoren scheiden sich jedoch die Geister: "Diese Maßnahme wurde mit der IG Autorinnen Autoren auch besprochen", heißt es aus dem Ministerium von Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ). Durch die Verkürzung der Laufzeit sei es ermöglicht worden, die volle Anzahl von 50 Stipendien zu erhalten, statt an der Zahl der Stipendien etwas zu verändern. Diese Präferenz hätte auch die IG geäußert.

Ruiss wiederum betont gegenüber der APA, dass es sich bei den Gesprächen lediglich um Diskussionen über Sparmöglichkeiten für die Zukunft gehandelt habe. Zu keinem Zeitpunkt sei verdeutlicht worden, dass in die aktuelle Vergabe eingegriffen wird. Auf der Ministeriumswebsite mit der Übersicht der Stipendien war am Montagnachmittag übrigens immer noch eine Laufzeit von zwölf Monaten angegeben, mittlerweile wurde dies geändert.

Grüner Kultursprecher Kogler fordert Rücknahme der Kürzung

"Die Ausschreibung der Stipendien erfolgte am 5. November 2024 noch mit 12 Monaten, lange bevor das Ausmaß des Spardrucks bekannt war", so das Ministerium, das Sparmaßnahmen im Kulturbereich "so verträglich wie möglich" gestalten will, "um die Breite der Kulturlandschaft Österreichs zu erhalten". Auch gebe es stets eine Abstimmung mit den Fördernehmern. Eine Anfrage der APA, welche weiteren Sparmaßnahmen geplant sind, blieb unbeantwortet.

Kritik kam am Dienstag auch von der Opposition: Für den Grünen Kultursprecher und ehemaligen Kulturminister Werner Kogler zeugt die im Nachhinein vollzogene Kürzung "von einem Mangel an Respekt für die Arbeit der Künstler:innen und schafft eine inakzeptable Planungsunsicherheit", wie es in einer Aussendung heißt. Kogler fordert das Kulturministerium auf, die Kürzung "sofort rückgängig" zu machen.

Anzahl der Stipendien bei Bildender Kunst reduziert

Kürzungen gibt es auch im Bereich der Bildenden Kunst: Das frisch ausgeschriebene Staatsstipendium für Bildende Kunst, Fotografie und Medienkunst 2026 hat zwar eine Laufzeit von zwölf Monaten, allerdings wurde die Anzahl der Stipendien von 32 auf nunmehr 20 gekürzt. Gab es 2025 noch 20 Stipendien für die Bildende Kunst, sieben für Fotografie und fünf für Medienkunst, sind es in den jeweiligen Sparten nur mehr jeweils zehn, fünf und fünf.

Für Unmut sorgte auch ein Fehler beim Versenden der Absage-Emails an rund 300 leer ausgegangene Antragsteller, in der alle Namen und E-Mail-Adressen klar ersichtlich waren. "Die Versendung der Mails an einen Verteiler und nicht im Einzelnen an die Betroffenen, stellt einen menschlichen Fehler dar", heißt es aus dem Kulturministerium. Die betroffene Mitarbeiterin habe sich bereits bei den Betroffenen entschuldigt.

(S E R V I C E - Mehr zum Projektstipendium für Literatur: https://go.apa.at/IcTkorvh sowie zum Staatsstipendium Bildende Kunst: https://go.apa.at/8c5NBOtS)

Zusammenfassung
  • Das Projektstipendium für Literatur wurde in der aktuellen Förderperiode überraschend von zwölf auf zehn Monate gekürzt, betroffen sind 50 Autorinnen und Autoren, die weiterhin monatlich 1.500 Euro erhalten.
  • Auch im Bereich Bildender Kunst wurden Kürzungen vorgenommen: Die Anzahl der Stipendien wurde von 32 auf 20 reduziert, während ein Fehler beim Versand von Absage-Emails an rund 300 Antragsteller zu einer Datenschutzpanne führte.