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Kritik an überraschender Kürzung von Literaturstipendium

Heute, 13:46 · Lesedauer 3 min

Aufregung herrscht derzeit unter heimischen Autorinnen und Autoren. So wird das bisher auf zwölf Monate ausgelegte Projektstipendium für Literatur, das mit monatlich 1.500 Euro dotiert ist, in der aktuellen Förderperiode nur für zehn Monate ausbezahlt. Erfahren haben das jene 50 Schreibende, die jüngst eine Zusage erhielten, aus dem Begleitschreiben. An dieser Praxis übt die IG Autorinnen Autoren heftige Kritik.

"Wir legen im Namen unserer Kolleginnen und Kollegen unseren schärfsten Protest gegen diesen Umgang mit ihnen und ihrer Arbeit ein. Es ist unzumutbar, auf diese Weise behandelt zu werden", so Gerhard Ruiss. "Es handelt sich bei der Vergabe von Literaturstipendien um keine Gnadenakte der Unterstützung ohne jede Gegenleistung, es handelt sich um hochprofessionelle, angesehene Autorinnen und Autoren und um die Fertigstellung ihrer literarischen Projekte, mit denen so umgegangen wird."

Seitens des Kulturministeriums bestätigte man die Verkürzung auf zehn Monate auf APA-Anfrage, Grund sei "das enorme Budgetloch, das uns die Vorgängerregierung hinterlassen hat". Dieses mache auch im Kulturbereich Budgetsanierungsmaßnahmen notwendig. Über die vorherige Absprache mit der IG Autorinnen Autoren scheiden sich jedoch die Geister: "Diese Maßnahme wurde mit der IG Autorinnen Autoren auch besprochen", heißt es aus dem Ministerium von Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ). Durch die Verkürzung der Laufzeit sei es ermöglicht worden, die volle Anzahl von 50 Stipendien zu erhalten, statt an der Zahl der Stipendien etwas zu verändern. Diese Präferenz hätte auch die IG geäußert.

Ruiss wiederum betont gegenüber der APA, dass es sich bei den Gesprächen lediglich um Diskussionen über Sparmöglichkeiten für die Zukunft gehandelt habe. Zu keinem Zeitpunkt sei verdeutlicht worden, dass in die aktuelle Vergabe eingegriffen wird. Auf der Ministeriumswebsite mit der Übersicht der Stipendien ist übrigens immer noch eine Laufzeit von zwölf Monaten angegeben.

Sparmaßnahmen im Kulturbereich "so verträglich wie möglich"

"Die Ausschreibung der Stipendien erfolgte am 5. November 2024 noch mit 12 Monaten, lange bevor das Ausmaß des Spardrucks bekannt war", so das Ministerium, das Sparmaßnahmen im Kulturbereich "so verträglich wie möglich" gestalten will, "um die Breite der Kulturlandschaft Österreichs zu erhalten". Auch gebe es stets eine Abstimmung mit den Fördernehmern. Eine Anfrage der APA, welche weiteren Sparmaßnahmen geplant sind, blieb unbeantwortet.

Für Unmut sorgte auch ein Fehler beim Versenden der Absage-Emails an rund 300 leer ausgegangene Antragsteller, in der alle Namen und E-Mail-Adressen klar ersichtlich waren. "Die Versendung der Mails an einen Verteiler und nicht im Einzelnen an die Betroffenen, stellt einen menschlichen Fehler dar", heißt es aus dem Kulturministerium. Die betroffene Mitarbeiterin habe sich bereits bei den Betroffenen entschuldigt.

(S E R V I C E - Mehr zum Projektstipendium für Literatur: https://go.apa.at/IcTkorvh)

Zusammenfassung
  • Das Literaturprojektstipendium wird in der aktuellen Förderperiode von zwölf auf zehn Monate gekürzt, betroffen sind 50 Autorinnen und Autoren, die weiterhin monatlich 1.500 Euro erhalten.
  • Das Kulturministerium begründet die Maßnahme mit einem 'enormen Budgetloch' und betont, dass so die volle Anzahl an Stipendien erhalten bleibt, während die IG Autorinnen Autoren scharfe Kritik an der Kommunikation und Transparenz übt.
  • Ein Fehler beim Versand der Absage-Emails führte dazu, dass rund 300 abgelehnte Antragsteller die Namen und E-Mail-Adressen aller Empfänger einsehen konnten, wofür sich das Ministerium entschuldigte.