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Haus-Rucker-Co im Linzer Lentos

Vor drei Jahren hatte Architekt Günter Zamp-Kelp seinen Vorlass, ein umfangreiches Archiv der Künstlergruppe Haus-Rucker-Co, an das Lentos Linz übergeben. Erstmals gibt das Kunstmuseum mit "Atemzonen" bis 25. Februar 2024 nun Einblicke in die 537 Einzelwerke der österreichischen Architekturavantgarde.

1967 hatte Zamp-Kelp mit dem Architekten Laurids Ortner sowie dem Maler Klaus Pinte die Gruppe Haus-Rucker-Co gegründet, 1971 war Ortners Bruder Manfred dazugestoßen. Spätestens seit der 1977 entworfenen "Nike"-Plastik aus Aluminium, die bei ihrer Installation über dem Linzer Hauptplatz mit Beschimpfung und Demontage des "Fetzenvogels" endete, ist das Kollektiv den Linzern ein Begriff. Erst Jahrzehnte später kehrte der Skandalengel 2016 nach Linz zurück.

Die vom Künstlerkollektiv aufgegriffenen Themen wie Umweltzerstörung würden bis heute "die anhaltende Relevanz" dessen Schaffens verdeutlichen, hieß es in den Unterlagen zur Pressekonferenz der Ausstellung, die Zamp-Kelp selbst architektonisch gestaltet hat. Dazu teilt er den 800 Quadratmeter großen Ausstellungsraum mit sieben szenischen Paravents in sechs Bereiche: "Klimakontrolle", "Progressives Wohnen", "Stadtnatur", "Kosmos Vanilla", "Geschichten vom Raum" und "Orte der Kommunikation".

Darin sind prominente Projekte der Gruppe wie 'Ballon für Zwei' (1967), eine pneumatische Blase, oder 'Pneumacosm' (1967), der Entwurf für eine visionäre Megastadt, zu sehen. Auch die Siebdruckserie 'Haus-Rucker-Co on Broadway' (1972), fünf Blätter, auf denen mit Fotomontagen die Projektion klimakontrollierter "architektonischer Implantate" auf ungenützten Dachflächen und Freiräumen am berühmten Platz in New York visualisiert wurde, zeigt die Schau.

Die erste Präsentation "dieses bedeutenden Archivs könnte nicht zeitgemäßer sein. Angesichts der aktuellen Klimakatastrophe bildet das Schaffen der Künstlergruppe einen bedeutenden inhaltlichen Referenzpunkt für die Arbeit junger Künstler und Künstlerinnen", hielt Lentos-Direktorin Hemma Schmutz fest. So werden den Arbeiten aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts aktuellen Positionen von Studierenden der Abteilung raum&designstrategien der Kunstuniversität Linz gegenübergestellt. Zum Thema "Atmen und Atemzonen" wurden Projekte und Statements entwickelt, die in einem Extra-Raum unter dem Titel "Frische Luft" präsentiert werden.

Zudem wird die Ausstellung durch eine Soundarbeit von Kirsten Reese im Freiraum des Lentos an der Donaulände ergänzt. Ein transparentes Banner mit dem Schriftzug "Atemzonen" blickt auf das gegenüberliegende Flussufer. Mit Atemgeräuschen und den Klängen medizinischer Beatmungsgeräte umfängt die Soundinstallation die Hörenden "wie eine akustische Hülle" im Freibereich des Museums.

(S E R V I C E - "Haus-Rucker-Co - Atemzonen", 6. Oktober bis 25. Februar, Kunstmuseum Lentos Linz, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, Infos unter www.lentos.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Vor drei Jahren hatte Architekt Günter Zamp-Kelp seinen Vorlass, ein umfangreiches Archiv der Künstlergruppe Haus-Rucker-Co, an das Lentos Linz übergeben.
  • 1967 hatte Zamp-Kelp mit dem Architekten Laurids Ortner sowie dem Maler Klaus Pinte die Gruppe Haus-Rucker-Co gegründet, 1971 war Ortners Bruder Manfred dazugestoßen.
  • Zudem wird die Ausstellung durch eine Soundarbeit von Kirsten Reese im Freiraum des Lentos an der Donaulände ergänzt.