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Slipknot als Höhepunkt mit Ansage beim Nova Rock

13. Juni 2025 · Lesedauer 5 min

Never change a winning team: Oft und gern wird darüber gelästert, dass große Rockfestivals beim Booking auf Nummer sicher gehen. Aber wenn eine Band wie Slipknot so abliefert wie Freitagnacht beim Nova Rock in Nickelsdorf, dann lässt sich partout kein Haar in der Suppe finden. Corey Taylor und seine maskierten Männer punkteten mit einer Machtdemonstration, die auf ganzer Linie zu überzeugen wusste. So wie übrigens vieles an diesem Festivaltag.

Wenn die Nacht über den Pannonia Fields hereinbricht, ist die Zeit für ein wenig Gruselspaß. Das hat sich heuer erneut bewahrheitet, selbst wenn Slipknot ohne neues Material, dafür mit einem waschechten Best-of-Set sowie einigen kleinen Besonderheiten vorbeischauten. Frühe Hits wie "Wait and Bleed" durften dabei ebenso wenig fehlen wie brutale Kracher vom Kaliber "The Heretic Anthem". Zwar hat die Band im Laufe der Zeit einige personelle Wechsel durchgemacht, aber die Präzision und Leidenschaft, mit der hier nach wie vor zu Werke gegangen wird, lässt alle Kritiker sofort verstummen.

Wie es sich für ein mehr als solides Slipknot-Konzert gehört, kam aber auch die melodiösere Seite nicht zu kurz, wurden doch am Ende des regulären Sets die Hymnen "Unsainted" und "Duality" in den Nachthimmel geschleudert. Dazwischen bedankte sich der wie stets charismatische Taylor für den jahrelangen Support des Publikums. Auch er hat erkannt, was er am Nova Rock sowie generell der österreichischen Metal-Fanbase hat. Das Rad muss nicht zwangsläufig neu erfunden werden, um reibungslos zu laufen. Nach gut eineinhalb Stunden war Schluss und beide Seiten wissen: Die Zugabe wird folgen, Geduld ist eine Tugend.

Trickkiste, Hype und Dienst nach Vorschrift

Auch davor gab es keinen Grund zur Klage: Die australischen AC/DC-Epigonen Airbourne gruben tief in der Hardrock-Trickkiste, ließen sich auf Fanschultern tragen und schupften ein grooviges Rock'n'Roll-Riff nach dem anderen raus. Als massive Wand trat hingegen der Deathcore-Hype Lorna Shore auf, wobei die US-Band mit "Oblivion" bereits einen Vorgeschmack auf das im Herbst erscheinende Album "I Feel the Everblack Festering Within Me" lieferte. Sänger Will Ramos, der nahtlos von heftigen Growls zu Pigsqueals und zurück wechselte, wickelte die Masse um den kleinen Finger. Einen Besuch wert war auch die US-Band Thrice, die zwischen Hardcore und Alternative changierte, dabei aber trotz großartiger Songauswahl ein wenig das Gefühl versprühte, an diesem Abend nur Dienst nach Vorschrift abzuliefern.

Für ein wenig Melodie sorgten die Schotten Biffy Clyro, die mit ihrem gerade erst veröffentlichten Song "A Little Love" eröffneten. Eine Botschaft, die die Welt wohl dringend benötigt. "Auf jeden Fall", nickte Bassist James Johnston im APA-Gespräch. "Das Leben kann einfach hart sein. Und auch Beziehungen können schwierig sein, es gibt oft ein Auf und Ab. Aber im Endeffekt wird sich die Liebe durchsetzen. Es fühlt sich derzeit tatsächlich so an, als ob die Menschen auseinanderdividiert werden. Wir müssen aber versuchen, wieder mehr Gemeinsamkeiten zu finden."

Biffy Clyro mit enormer Hitdichte

Vielleicht beim gemeinsamen Singen? Dafür sind Biffy Clyro tatsächlich immer gut: Schunkelstimmung verbreitete "The Captain", das feinsinnige "Biblical" lud zum Träumen ein und "Mountains" öffnete die Herzen. Trotz anfänglicher Soundprobleme leistete das live von etlichen Mitmusikern unterstützte Trio auf ganzer Linie ab, wobei man Sänger und Gitarrist Simon Neil einfach zugutehalten muss, dass er unwiderstehlich Melodien aus dem Ärmel schütteln kann. So gab es eine Hitdichte, die ihresgleichen suchte. Und gute Nachricht: Neues Material wird wohl nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen.

Metalmesse zum Abschluss

Powerwolf waren als Tagesabschluss um Mitternacht auf der Blue Stage angesagt. "Normalerweise spielen wir lieber in die Dämmerung rein", sagte Keyboarder und Organist Falk Maria Schlegel im Gespräch mit der APA. "Wenn es langsam dunkel wird, hat das einen natürlichen Lichteffekt. Ich bin aber überzeugt, dass es um Mitternacht am Nova Rock eine riesen Party wird." Dazu hat die deutsche Power-Metal-Formation nicht nur ihre Songs, sondern auch zahlreiche Showelemente mitgebracht. "Unser Credo ist die Metalmesse, um das Publikum zu unterhalten."

Mit "Bless 'em With the Blade" legte die Band los, die Erfolgssingle "Demons Are a Girl's Best Friend" durfte ebenso wenig fehlen wie Schlegels theatralisches Stage-Acting und Sänger Attila Dorns "Segnung" des Publikums. "Es ist ein riesen Spektakel", so der Keyboarder. "Wir fackeln alles ab, was geht. Das hört sich klischeehaft an, aber genau das ist es ja auch. Wir sagen grundsätzlich immer: mehr ist mehr. Wenn Attila das Umfeld segnet, dann hält der Segen ewig. Wir bringen den Metalsegen hier nach Nickelsdorf vor die Blue Stage, das ist dann heiliger Boden."

Hubschrauber im Einsatz

Die Einsatzkräfte zogen eine bisher zufriedene Bilanz. Am Freitag erlitt aber eine junge Besucherin aus Oberösterreich während eines Konzerts ein Wirbelsäulentrauma, nach einem unabsichtlichen Zusammenstoß mit einem anderen Festivalgast. Der Notarzthubschrauber C18 der ÖAMTC-Flugrettung brachte die Patientin nach der medizinischen Erstversorgung durch das Rote Kreuz ins Spital.

Am Samstag geht das Festival bei erwartet bestem Sommerwetter ins Finale. Dafür werden neben der kanadischen Rock'n'Roll-Granate Danko Jones auch die heimischen Dauerbrenner von Wanda sowie die äußerst festivaltaugliche Electro-Metal-Partie Electric Callboy erwartet. Für viel Action dürften nicht zuletzt die britischen Punkerneuerer Idles sorgen. Es ist angerichtet.

(Von Christoph Griessner und Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - www.novarock.at)

Zusammenfassung
  • Slipknot lieferten am Freitagabend beim Nova Rock Festival in Nickelsdorf ein energiegeladenes Best-of-Set und wurden damit zum Höhepunkt des Tages.
  • Die Band überzeugte trotz personeller Veränderungen mit Präzision und Leidenschaft, was von Kritikern und Publikum gleichermaßen honoriert wurde.
  • Auch andere Acts wie Airbourne, Lorna Shore, Thrice und Biffy Clyro sorgten für ein abwechslungsreiches Musikprogramm, wobei Biffy Clyro mit ihrem neuen Song "A Little Love" starteten.
  • Powerwolf beendeten den Festivaltag um Mitternacht auf der Blue Stage mit einer spektakulären Metalshow und zahlreichen Showelementen.
  • Eine junge Festivalbesucherin aus Oberösterreich musste nach einem Wirbelsäulentrauma per Notarzthubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden.