APA/APA/Raimundspiele Gutenstein/Joachim Kern

"Gefesselte Phantasie": Zauberhafte Premiere in Gutenstein

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Mit Achim Freyers zauberhafter Inszenierung von Ferdinand Raimunds "Die gefesselte Phantasie" haben die Raimundspiele Gutenstein am Mittwochabend einen Höhepunkt beim diesjährigen Theaterfest NÖ gesetzt. Intendant Johannes Krisch wirkt selbst als Hofnarr mit. Großer Wermutstropfen: Der 88-jährige Freyer konnte den Premierenbeifall nicht entgegennehmen, er wurde Stunden zuvor ins Krankenhaus eingeliefert.

Es ist nicht gerade Raimunds zugänglichstes Stück, das sich Krisch für seinen Einstand als künstlerischer Leiter der Raimundspiele ausgesucht hat. Andererseits geht es darin um existenzielle Gegenwartsthemen, um eine - wie Freyer im Programmheft vermerkt - "die Natur, Kunst und Frieden bewahrende Flora mit ihren rauschhaften Bildwelten voll schöpferischer Energie, eine Oase, bedroht durch Neid, Gier, Macht- und Selbstsucht".

Die Optik nimmt von Anfang an gefangen: Freyer entwirft einen märchenhaften, bisweilen in Albträume eintauchenden Bühnenraum, in dem die Fantasie alles andere als gefesselt erscheint. Dazu tragen rasch wechselnde Projektionen, Lichteffekte und einprägsame Kostüme bei. Hermione (Larissa Fuchs), Königin der Insel Flora, wirkt geradezu bemitleidenswert in ihrer langen roten Schleppe und mit der Auflage behaftet, einen erfolgreichen Poeten zu ehelichen. Amphio (Tobias Reinthaller) zieht als Hirte mit einer Luftballonkette an der Bühne vorbei, als Harfenist Nachtigall kann Eduard Wildner, bereits so etwas wie Urgestein in Gutenstein, Sympathien ernten. Krisch ist ein bitterer Narr, der Bonmots von Nestroy'scher Güte streut.

Für die dramaturgisch funktionale Musik, die hin und wieder auch Zitate von Johann Strauß einbringt, sind Tommy Hojsa, Matthias Jakisic und Franz Haselsteiner verantwortlich. Wenn es denn einen offenen Wunsch gibt, es wäre der nach Frischluft: im Gutensteiner Theaterzelt (ebenfalls von Freyer außen neu designt) Mangelware. Insgesamt eine wunderbare, poetische Produktion von Rang, die sich sehen lassen kann.

(S E R V I C E - Raimundspiele Gutenstein, Ferdinand Raimund: Die gefesselte Fantasie. Regie und Bühnenbild: Achim Freyer. Vorstellungen bis 7. August, Tickets und Information: Tel. 02634/7220, www.raimundspiele.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Mit Achim Freyers zauberhafter Inszenierung von Ferdinand Raimunds "Die gefesselte Phantasie" haben die Raimundspiele Gutenstein am Mittwochabend einen Höhepunkt beim diesjährigen Theaterfest NÖ gesetzt.
  • Intendant Johannes Krisch wirkt selbst als Hofnarr mit.
  • Großer Wermutstropfen: Der 88-jährige Freyer konnte den Premierenbeifall nicht entgegennehmen, er wurde Stunden zuvor ins Krankenhaus eingeliefert.

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