Fritz Karl macht sich sein Glück
Schon in der Volksschule, in die er mit nur fünf Jahren ging, wurde er zur "Unreife" verdonnert. "Da hat man mich zurückgesetzt, weil ich nach vorne gelaufen bin und der Direktorin ein Zwickabussi gegeben hab'", erinnert sich Karl.
Weil er eine schöne Stimme hatte, wurde er vom Salzkammergut schließlich zu den Wiener Sängerknaben geschickt - bis zum Stimmbruch, bevor er als Jugendlicher ans Max Reinhardt Seminar ging, wo er aus "disziplinären Gründen" nach nur zwei Semestern Hausverbot bekam.
Es hat den heute 57-Jährigen nicht davon abgehalten, vor dem Schlosstheater des Seminars auf den Film- und Theaterregisseur Dieter Berner zu warten, um eine Rolle in der "Arbeitersaga" zu ergattern. "Ich wusste, der schaut sich junge Schauspieler am Reinhardt Seminar an. Ich ging also zu ihm hin und sagte, 'Ich heiße Fritz Karl, ich weiß, Sie machen einen Film, da möchte ich mitspielen'."
"Ich hab' mir das Glück gemacht"
Er hat die Rolle bekommen und auch für die Hauptrolle in "Die Verhaftung des Johann Nepomuk Nestroy" hat er später gekämpft, erzählt Karl. Er sei schon immer fleißig gewesen. Seine erste Filmrolle, das sei keine Glücksache gewesen. "Ich hatte kein Glück, sondern ich hab' mir das Glück gemacht", sagt der aus einer Gastronomiefamilie stammende Schauspieler.
In "Höhenangst" spielte er den jungen Straftäter Mario. In "Jennerwein" den titelgebenden Wilderer, der von seinem Jagdgehilfen erschossen wurde. In "Führer und Verführer" war er im vergangenen Jahr als Adolf Hitler zu sehen, "ein ziemlicher Ritt", wie er sagt. Er hat eben erst mit Götz Spielmann den Landkrimi "Der Todesengel" gedreht, "eine unglaubliche Herausforderung". Nach drei Staffeln und einem Film ("Mörderisches Klassentreffen") ist er nun wieder in die Rolle des Thomas Meibergers geschlüpft, eines Kriminalpsychologen und Einzelgängers - eine Art österreichischer "Mindhunter".
Sein erstes Drehbuch: "Tod am See"
Am Wolfgangsee wird die Leiche eines jungen Studenten entdeckt, der kopfüber an einen Segelmast gekreuzigt wurde. Als Freund der Eltern (Gregor Bloéb und Nina Proll) des Opfers soll Meiberger, den Karl herzhaft-verschmitzt spielt, der Polizei bei den Ermittlungen helfen. Er nacht die Dinge gerne auf eigene Faust - sehr zum Leidwesen der Kripoermittlerin Anna Grünwald (neu im Cast: Lisa Schützenberger). Da gerät ein Universitätsprofessor (Peter Lohmeyer) mit einem Faible für sakrale Kunst ins Visier der Ermittler.
Geschrieben hat Karl "Tod am See" selbst - sein allererstes Drehbuch (den zweiten Film "Der Marionettenmörder" schrieben Till Franzen und Peter Koller). "Ich habe mir gedacht, ich möchte es einmal probieren, weil an Drehbüchern wird ständig herumgemosert", sagt er. Vielleicht nicht unähnlich seiner Filmfigur, hat er das auf seine eigene Art gemacht - ohne Treatment, ohne Exposé. "Wenn es euch gefällt", hat er zu den Produzenten gesagt, "könnt ihr es nehmen, wenn nicht, dann nicht."
Ein "neuer Meiberger"
Das Drehbuch hat gefallen - er hat bereits ein neues geschrieben. Regie führte Till Franzen, und Kameramann Matthias Pötsch fing alles filmisch souverän ein: die Alpenkulisse, die Wälder, der Nebel über dem See - all das ist höchst sehenswert. "Wir haben versucht, 'Meiberger' einen neuen Look zu geben", betont Karl. "Mich interessiert es, etwas Neues zu machen. Deswegen ist vielleicht dieser 'Meiberger' auch irgendwie neu."
Sein erster Fall liegt sieben Jahre zurück. Im Privatleben klappt es immer noch nicht so gut für den Kriminalpsychologen, der Schmäh rennt immer noch, und er hat immer ein paar Zaubertricks auf Lager, aber er ist jetzt angriffslustiger geworden. Grenzen sind ihm fremd.
"Ich finde, Figuren sollten sich verändern, so wie das der Mensch ja auch tut", meint Karl. "Natürlich habe ich mich im Laufe der letzten sieben Jahre verändert. Schauen Sie, was alles passiert ist! Unglaublich. Und genauso denke ich im Bezug auf Figuren, die man länger spielt", so der Künstler. "Ich brauche immer eine neue Herausforderung. Sonst wäre mir langweilig."
(Das Gespräch führte Marietta Steinhart/APA)
(S E R V I C E - Erstausstrahlung "Meiberger - Tod am See" ist am 22. November und "Meiberger - Der Marionettenmörder" am 29. November jeweils um 20.15 Uhr bei ServusTV und ServusTV On zu sehen. Vor den neuen "Meiberger"-Folgen ist Fritz Karl am 21. November ab 22.15 Uhr zu Gast bei Monika Grubers Talkformat "Die Gruaberin".)
Zusammenfassung
- Fritz Karl, 57, zählt zu den bekanntesten Schauspielern Österreichs und übernimmt in den neuen 'Meiberger'-Filmen sowohl die Hauptrolle als auch erstmals das Drehbuch.
- Sein erstes selbst geschriebenes Drehbuch 'Meiberger – Tod am See' wird am 22. November um 20:15 Uhr bei ServusTV ausgestrahlt, gefolgt von 'Der Marionettenmörder' am 29. November.
- Karl betont, dass er sich sein Glück durch Eigeninitiative und Fleiß selbst gemacht habe und nicht auf Zufälle vertraut.
- Im neuen 'Meiberger' gibt Karl der Krimireihe einen frischen Look und gestaltet die Hauptfigur angriffslustiger und verändert.
- Vor den TV-Ausstrahlungen ist Karl am 21. November ab 22:15 Uhr in Monika Grubers Talkshow 'Die Gruaberin' zu sehen.
