Ex-Bürgermeister Venedigs fordern Lösung für Fenice-Theater
Die aktuelle Situation hätte vermieden werden können, heißt es in dem Schreiben. Bei der Wahl des neuen Musikdirektors seien bewährte Verfahren missachtet worden, denen zufolge sich Dirigent und Orchester zunächst kennenlernen und gemeinsam arbeiten, bevor eine dauerhafte Zusammenarbeit vereinbart wird.
Die Ernennung von Beatrice Venezi zur Musikdirektorin entgegen der bewährten Vorgehensweisen habe zwangsläufig zu einer Reaktion von Orchester und Chor geführt, die ihr Recht betonten, die künstlerische Qualität ihrer Arbeit zu sichern. Die Wurzel der Krise liege in der Abweichung von etablierten Auswahlpraktiken, heißt es im Schreiben. Eine Lösung sei nur möglich, wenn das Auswahlverfahren erneut und unter Einhaltung der Regeln begonnen werde. Bis dahin sollten sowohl die Leitung der Fenice als auch Orchester, Chor und Beschäftigte ihre Gespräche in gegenseitigem Respekt führen.
Seit Wochen tobt in Venedig der Protest gegen die Ernennung der 35-jährigen Venezi zur Musikdirektorin des namhaften Theaters. Dahinter stehen auch politische Gründe. Venezi wurde kurz nach dem Amtsantritt von Premierministerin Giorgia Meloni vor drei Jahren zur musikalischen Beraterin der Rechtsregierung ernannt und von der Ministerpräsidentin mehrfach gelobt. Zudem erhielt sie eine Auszeichnung von Melonis rechter Regierungspartei Fratelli d'Italia. Venezi hat noch nie ein großes Opernorchester geleitet. Kritiker bemängeln, dass ihre Erfahrungen als Dirigentin zu gering für eine so bedeutende Position wie die der Musikdirektorin des Teatro La Fenice seien.
Bemängelt wird außerdem, dass Venezis Ernennung ohne Rücksprache mit Orchester, Chor und Mitarbeitenden erfolgte und lediglich durch eine Pressemitteilung bekannt gegeben wurde. 300 Beschäftigte wehren sich gegen die Entscheidung. Rückendeckung erhielten Venezi und Fenice Intendant Nicola Colabianchi vom Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro. Er beklagte einen regelrechten "Kreuzzug" gegen die junge Dirigentin.
Zusammenfassung
- Vier ehemalige Bürgermeister Venedigs haben angesichts der anhaltenden Krise am Teatro La Fenice eine Rückkehr zu bewährten Auswahlverfahren und eine Wiederholung der Ernennung der Musikdirektion gefordert.
- Die 35-jährige Beatrice Venezi wurde ohne das übliche Auswahlprozedere und ohne Rücksprache mit Orchester, Chor und 300 Beschäftigten zur Musikdirektorin ernannt, was zu massiven Protesten führte.
- Kritiker bemängeln neben der fehlenden Erfahrung Venezis als Leiterin großer Opernorchester auch ihre Nähe zur rechtsgerichteten Regierung Meloni, während Bürgermeister Brugnaro Venezi und den Intendanten unterstützt.
