APA/APA/Wiener Festwochen/Frank Dehner

"Die Maschine steht nicht still" bei den Wiener Festwochen

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Sie heißen Siri, Alexa oder schlicht Google: Virtuelle Sprachassistentinnen nehmen im Alltag vieler eine immer größere Rolle ein. Doch was, wenn diese digitalen Alltagshelferinnen zu unserer Hauptbezugsperson werden? Wie sich das anfühlen könnte, exerziert Caroline Peters im Dialog mit ihrer virtuellen Assistentin "Isidora" in "Die Maschine steht nicht still" gemeinsam mit dem Kollektiv Ledwald im Rahmen der Wiener Festwochen bildgewaltig durch.

Anrufe annehmen, Anrufe ablehnen oder ein Rezept fürs Abendessen raussuchen. Längst übernehmen künstliche Intelligenzen einfache (und weniger einfache) Aufgaben des Alltags. In der Isolation eines Lockdowns kann das schon mal aus dem Ruder laufen. Dann sitzt man mit sechs Alter Egos am Esstisch und kann es kaum fassen, in welcher Blase sich die Gespräche drehen.

Ausgangspunkt für Peters multimedialen Theaterabend im Nestroyhof Hamakom ist die 1909 veröffentlichte Science-Fiction-Kurzgeschichte "The Machine Stops" von E. M. Forster. Was damals noch Dystopie war, fühlt sich 2022 fast schon wie Alltag an. Eine Maschine, die all unsere Bedürfnisse erfüllt. Wären da nur nicht die lästigen Updates, die den gemütlichen Flow unterbrechen...

Im Nestroyhof steht Peters gleich doppelt im Zentrum: als Mensch aus Fleisch und Blut im grünen Spiderman-Outfit und als überdimensionale Projektion auf einem transparenten Vorhang, der vor die Bühne gespannt ist. Begleitet von wummernden Sounds von Lars Deutrich bewegt sich die Burgschauspielerin in einem virtuellen Kosmos, in dem reale und imaginierte Orte in den Visuals von Eric Dunlap miteinander verschwimmen. Egal ob der Anruf des Vaters oder die Vorstellung, unten am Gehsteig einen realen Spaziergang machen zu müssen: Die Wand, die die Protagonistin von der Außenwelt trennt, scheint undurchdringlich.

Als seelenloses Alter Ego agiert Andrea Gabriel mit einer am Kopf festgeschnallten Live-Kamera, die Caroline Peters' emotionale Regungen auf den transparenten Vorhang projiziert, der sie gleichermaßen aus der Isolation befreit und doch einsperrt. "Die Maschine steht nicht still", heißt es bereits im Titel. Und Peters demonstriert eindringlich, wie es sich anfühlt, wenn man sich einmal gegen das Update entscheidet und plötzlich gar nichts mehr geht.

Ein mitreißender, von Sprache und Bildern getragenen Abend, der weder Angst vor der Zukunft machen will noch eine heile digitale Welt zeichnet. Die Wahrheit im Umgang mit dem Fortschritt liegt hier irgendwo dazwischen. Und das ist gut so. Lang anhaltender Applaus, ganz analog.

(S E R V I C E - Wiener Festwochen: "Die Maschine steht nicht still" von und mit Caroline Peters und dem Kollektiv Ledwald im Nestroyhof Hamakom. Weitere Termine: 3. und 4., 6. bis 8., 10. bis 13. Juni. Infos und Tickets unter www.festwochen.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Wie sich das anfühlen könnte, exerziert Caroline Peters im Dialog mit ihrer virtuellen Assistentin "Isidora" in "Die Maschine steht nicht still" gemeinsam mit dem Kollektiv Ledwald im Rahmen der Wiener Festwochen bildgewaltig durch.
  • Ausgangspunkt für Peters multimedialen Theaterabend im Nestroyhof Hamakom ist die 1909 veröffentlichte Science-Fiction-Kurzgeschichte "The Machine Stops" von E. M. Forster.

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