APA/APA/Crossing Europe

Crossing Europe-Themenbogen von Ukraine bis Klimaaktivismus

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Der Krieg in der Ukraine und Klimaaktivismus sind zwei Themen, die aus dem diesjährigen Programm des Filmfestivals Crossing Europe von 30. April bis 5. Mai in Linz hervorstechen. Daneben gibt es unter den 144 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen, die in den Festivalkinos Moviemento, City-Kino und Central zu sehen sind, zahlreiche zu den klassischen Crossing-Themen Migration, Coming-of-Age und LGBTIQ sowie dem Umgang mit totalitären Regimen. Im folgenden ein Blick aufs Programm.

"Photophobia" von Ivan Ostrochovský und Pavol Pekarčík zeigt den Alltag einer Familie in Charkiw, die wie Hunderte andere seit Kriegsbeginn notgedrungen in einer U-Bahn-Station lebt. In "Silent Sun of Russia" begleitet die dänische Filmemacherin Sybilla Tuxen drei junge Frauen, die in Putins Russland keine Zukunft mehr sehen. "Intercepted" von Oksana Karpovych dokumentiert die Zerstörung, die der russische Überfall auf die Ukraine dort angerichtet hat. Überlagert werden die Bilder auf der Tonspur von Telefonaten russischer Soldaten mit ihren Angehörigen, die der ukrainische Geheimdienst mitgeschnitten und veröffentlicht hat.

Mit ähnlichen Mitteln arbeitet das Videoessay "Silence of Reason", das sich mit der systematischen Verschleppung und Vergewaltigung von Frauen durch das Militär im Bosnien-Krieg befasst. Dass später unzählige Opfer anonym aussagten, führte dazu, dass diese Taten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurde. Kumjana Novakova legt Polizeiberichte und Zeugenaussagen über Bilder der Tatorte.

Lotta Pommerien gibt in ihrer Doku "Was bleibt - Journalistinnen in Krisenregionen" Einblick in den beruflichen Alltag dreier Journalistinnen in Afghanistan, Belarus und dem Kongo, die sich tagtäglich mit patriarchalischen Strukturen, Diktaturen oder terroristischen Organisationen konfrontiert sehen. Eine der Protagonistinnen ist Juliane Tutein, die mit einer eigenen Regiearbeit beim Festival vertreten ist: In "Wer, wenn nicht wir? Der Kampf für Demokratie in Belarus" stellt sie Frauen im Widerstand gegen das Regime ins Zentrum, etwa Nina Bahinskaja, die seit den 1980ern in Belarus politisch aktiv ist, Tanja Hatsura-Jaworskaja, Gründerin des Filmfestivals Watch Docs und Darja Rubleuskaja vom Menschenrechtszentrum "Wjasna".

Zunehmend Thema im europäischen Filmschaffen wird auch der Klimaaktivismus. Die Dokumentation "Planet B" von Regisseur Pieter Van Eecke begleitet zwei junge Klimaaktivisten in Flandern und geht der Frage nach, wie man auf einem Planeten aufwächst, der gerade zerstört wird. "Once upon a time in a forest" von Virpi Suutari porträtiert finnische Waldschützer. Der israelische, in Deutschland tätige Videokünstler Omer Fast widmet sich dem Thema auf der Spielfilmebene. In "Abendland" erzählt er die Geschichte einer jungen Aktivistin, die auf der Flucht vor der Polizei tagelang allein durch den Wald irrt und schließlich auf eine rätselhafte Kommune stößt, die eine alternative Kultur abseits gesellschaftlicher Normen pflegt.

Einige der beim Festival gezeigten Filme werden auch einen Kinostart in Österreich haben. Neben dem Palliativdrama "Ivo" mit Pia Hierzegger sind das etwa "Crossing" von Levan Akin über die queere Community Istanbuls, "Through the night" von Delphine Girard zum Thema sexuelle Gewalt, die feministische Selbstfindungsstory "Amsel im Brombeerstrauch", der Psychothriller "Nightwatch: Demons are forever" von Ole Bornedal oder die Musikerinnenhommage "Teaches of Peaches" von Philipp Fussenegger und Judy Landkammer.

Die Filmreihe Architektur und Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Architekturforum afo widmet sich dem Thema Transformation. Unter anderem begleitet "A plan for paradise" von Kati Juurus finnische Architekten, die eine nachhaltige Stadt für 600.000 Menschen in einem nahezu unberührten Tal in Nepal errichten sollen - ein Unterfangen, das die unterschiedlichen Denk- und Arbeitsweisen vor Augen führt. "Rehab" von Louise Lemoine und Ila Bêka untersucht, wie sich Krankenhausarchitektur auf die Genesung auswirken kann.

In der Sektion Arbeitswelten geht es heuer um "Berufung, Veränderung, Aktivismus". U.a. blicken Valentina Cicogna und Mattia Colombo in "Pure unknown" einer italienischen Rechtsmedizinerin über die Schulter, auf deren Seziertisch namenlose Tote landen - von Obdachlosen bis zu ertrunkenen Migranten, deren Leichen vom Meer angespült wurden.

Leichtere Kost zum Ausgleich verspricht die griechische Komödie "Summer with Carmen" von Zacharias Mavroeidis, in der ein Chihuahua eine tragende Rolle spielt. "Vika!" von Agnieszka Zwiefka ist das Porträt einer polnischen DJ-Oma, die mit über 80 Jahren noch die Bässe wummern lässt und gleichzeitig eine Hommage ans Älterwerden. Im Olympiajahr stehen zudem einige Filme zum Thema Sport auf dem Programm, so etwa "Steh deine Frau" von Dominik Thaller über die Linzer Union Kleinmünchen, ihres Zeichens Gründungsmitglied der Frauen-Fußball-Bundesliga. In einem Local Artist Special entführt die Medienkünstlerin Dagmar Schürrer das Publikum in ihr eigenes filmisches Universum aus Animationen, digital generierten Objekten, KI-Texten und Musik.

(S E R V I C E -

ribbon Zusammenfassung
  • Das Crossing Europe Filmfestival in Linz stellt vom 30. April bis 5. Mai den Ukraine-Krieg und Klimaaktivismus in den Fokus und präsentiert 144 Filme zu diesen und weiteren gesellschaftlich relevanten Themen.
  • 'Photophobia' zeigt den Alltag einer Familie in Charkiw während des Krieges, 'Silent Sun of Russia' porträtiert junge Frauen in Putins Russland und 'Intercepted' dokumentiert die Zerstörungen durch den russischen Überfall auf die Ukraine.
  • 'Planet B' und 'Once upon a time in a forest' setzen sich mit der wachsenden Bedeutung des Klimaaktivismus im europäischen Filmschaffen auseinander.
  • Neben der Hauptauswahl des Festivals bieten die Sektionen Arbeitswelten und Architektur und Gesellschaft weitere Einblicke in Themen wie Berufung, Veränderung und die Auswirkungen von Architektur auf die Gesellschaft.