APA/Wolfgang Huber-Lang

Burgtheater braucht längere Vorbereitungszeit zum Re-Start

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Wie in vielen anderen Theater- und Opernhäusern wartet man auch im Burgtheater mit Spannung auf die für kommende Woche angekündigte "Evaluierung" der Corona-Infektionszahlen durch die Regierung. Derzeit ist bis 6. Jänner geschlossen. "Wir werden wahrscheinlich nicht am 7. Jänner öffnen", sagte Burgtheater-Direktor Martin Kusej heute bei einem Pressegespräch: "Das geht sich nicht mehr aus." Vier bis sechs Wochen Vorbereitungszeit sei zum Wiederhochfahren des Betriebs nötig.

"Das Burgtheater ist ein relativ großes Schiff, das sich schwerfälliger bewegt als andere", meinte Kusej, der gemeinsam mit Vizedirektorin Alexandra Althoff und Pressechefin Sabine Rüter darauf hinwies, dass anders als in Musiktheater-Repertoirehäusern im Sprechtheater Produktionen vor der Wiederaufnahme normalerweise mit dem Regieteam geprobt würden und die Termine dafür nicht einfach zu koordinieren seien. "Wir jammern nicht, wir arbeiten auf Voll-Power, fast auf Anschlag, haben aber kein Ventil einer Premiere oder einer Vorstellung", so der Direktor. "Wir haben fünf fertige Produktionen in der Pipe und zwei in den Proben. Wir werden also im Jänner sieben Produktionen rasch rausschießen können."

Kusejs präferierter Öffnungstermin liegt jedoch klar eher Ende als Anfang Jänner. "Ich würde mir wünschen, dass wir in unserer eigenen Verantwortung entscheiden dürfen, was wir leisten können. Ich würde für einen moderat ausgelegten Zeitraum plädieren." Premieren im leeren Haus - wie es verschiedentlich in Deutschland oder in der Staatsoper gemacht wird - will man nicht streamen, dafür bereitet man mit dem Regieduo Dead Centre eine neue Produktion vor, die mit Digitalem und Analogem spielt und am 31. Dezember im Kasino Premiere haben soll: "Die Maschine in mir (Version 1.0)" basiert auf einer preisgekrönten Reportage des irischen Journalisten Mark O'Connell über die Sehnsucht des Menschen nach ewigem Leben.

Die Regisseure Ben Kidd und Bush Moukarzel haben die Produktion für Dublin erarbeitet und arbeiten bereits in Wien gemeinsam mit Michael Maertens an einer adaptierten Version, die am 31. Dezember um 18 Uhr Premiere haben soll. Jeder Zuschauer erhält bei Buchung einen Link, über den er sein Gesicht aufnehmen soll. Diese Aufnahme ist dann auf je einem i-pad auf den Plätzen der Zuschauertribüne zu sehen, erläuterte Althoff das technische Konzept: "Man erlebt sich als im Kasino präsent."

Zu den weiteren digitalen Angebote des Burgtheaters zählen Streams für Kinder an den Adventsonntagen und den Weihnachtstagen sowie Twittertheaterabende, bei denen das Publikum live via Twitter die Handlung vorantreiben soll. "2.000 Tweets pro Abend - das hat mich überzeugt", meinte Kusej, der sonst kein großer Fan der viel besprochenen neuen Digitalität des Theaters ist: "Ich mache mir da schon Sorgen, dass wir vielleicht zu viel in diese Richtung geschoben oder gezwungen werden." Für den Fall, dass der Lockdown noch deutlich länger anhalten sollte als derzeit angenommen, habe er aber schon Konzepte im Kopf. "Vorstellungen normal abzufilmen ist nicht spannend, da würden wir lieber was Neues machen." Als Beispiel nannte er Kameras, die etwa den Zuschauern die Perspektive verschiedener Figuren bieten könnten.

Insgesamt habe er gelernt, "dass Pessimismus fast besser ist als Optimismus", sagte Martin Kusej. "Ich bin jetzt bald eineinhalb Jahre Burgtheaterdirektor und davon fast ein Jahr im Ausnahmezustand. Langsam macht sich eine gewisse Traurigkeit in einem breit, weil es so endlos erscheint." Das nehme er auch im Austausch mit den Kollegen wahr: "Im Großen und Ganzen ist eine Verzweiflung wahrzunehmen."

Bis zum 6. Dezember seien im Burgtheater über 5.300 Tests gemacht worden, sagte Rüter. 28 davon waren positiv, davon nur fünf im Ensemble. Obwohl in den ersten sechs Wochen der Saison vor über 43.000 Menschen gespielt wurde, habe es auch keinerlei Corona-Cluster im Publikum gegeben, hob Althoff hervor, die es richtig fand, "dass die Museen jetzt wieder offen haben. Wenn am Abend wieder Aktivitäten zugelassen sind, sollten die Theater dann vorne mit dabei sein." Die Idee, bei längerem Lockdown dafür im Sommer zu spielen habe durchaus etwas für sich, meinte Kusej, verwies aber auf die vielen im Haus gültigen Kollektivverträge: "Das müssten wir mit der Holding klären."

(S E R V I C E - www.burgtheater.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Wie in vielen anderen Theater- und Opernhäusern wartet man auch im Burgtheater mit Spannung auf die für kommende Woche angekündigte "Evaluierung" der Corona-Infektionszahlen durch die Regierung.
  • Vier bis sechs Wochen Vorbereitungszeit sei zum Wiederhochfahren des Betriebs nötig.
  • Kusejs präferierter Öffnungstermin liegt jedoch klar eher Ende als Anfang Jänner.
  • Bis zum 6. Dezember seien im Burgtheater über 5.300 Tests gemacht worden, sagte Rüter.

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