APA/Wolfgang Huber-Lang

Bühnen-WG-Party: Voges verabschiedete sich im Volkstheater

Heute, 08:53 · Lesedauer 3 min

Als "Hausbesuch zum Abschied" hat Kay Voges am Freitag den letzten Abend auf der großen Bühne des Volkstheaters zum Ende seiner fünfjährigen Direktion inszeniert. In der Wohnküche einer WG gaben sich drei Stunden lang Besucher die Klinke in die Hand, um sich zu verabschieden, gemeinsam zurückzublicken und nach vorne zu schauen: Voges übernimmt die Leitung des Schauspiel Köln, wo er am kommenden Freitag seinen ersten Spielplan vorstellen wird.

Es sei schon immer ein großer Traum von ihm gewesen, das Kölner Schauspiel einmal zu leiten, hatte der in Düsseldorf geborene Theatermacher, der vor wenigen Tagen seinen 53. Geburtstag gefeiert hat und vom Schauspiel Dortmund nach Wien gewechselt war, bei seinem überraschenden Jobwechsel nach nur einer Amtszeit gesagt. Selbstironisch wurde das nun eingebaut: Jede Menge Fässchen Kölsch waren auf der Bühne präsent und wurden auch ordentlich angezapft, Schauspielerin Birgit Unterweger entfachte mit ins Publikum geworfenen Kamellen und einer improvisierten Polonaise Kölner Karnevalsstimmung, um den Unterschied zwischen dem gemütlichen, doch hinterfotzigen Wiener Humor und der aufgesetzten rheinländischen Heiterkeit zu demonstrieren.

Voges wurden von Günther Wiederschwinger zwei Kisten österreichisches Bier und von Claudia Sabitzer zwei Doppler mitgegeben. Beide Ensemblemitglieder bleiben auch unter dem neuen Direktor Jan Philipp Gloger am Haus, und Voges richtete ihm, als aus dem Publikum Wünsche laut wurden, man würde gerne nicht nur dem Trinken auf der Bühne zusehen, sondern auch im Zuschauerraum selbst was trinken, gleich auch etwas aus: "Ich hätte Theater und Trinken auch besser gefunden, hab's aber nicht durchgekriegt. Vielleicht schafft das Herr Gloger." Dass ihm das Wienerische noch nicht wirklich flüssig über die Lippen kommt, stellte Voges beim Versuch, die Rückenschrift eines ihm geschenkten bunten Hemdes zu entziffern: "B-a-b-a und f-o-i ned ... ?"

Beim Kochen von Zwiebelsuppe ("Wir machen hier 3-D-Theater mit Geruch!") wurde laufend Besuch empfangen, während hinter den Kulissen auf der Bühne die richtige Abschiedsparty von Ensemble und Mitarbeitenden bereits hörbar Fahrt aufnahm. Als erste Besucherin stellte sich Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) ein (Voges: "Oh, unsere Vermieterin!"), die eine Litanei von Norbert C. Kaser als Abschiedsgeschenk mitgebracht hatte, dem Direktor wünschte "Die Kölner sollen dich liebevoller empfangen als einige unserer Kritiker" und gleich zur parallel stattfindenden Festwochen-Eröffnung weitereilte.

Teletubbies, Micky Maus und ein Bär

Wer das Volkstheater an diesem Abend dem Rathausplatz vorzog, hatte es jedenfalls wärmer und ebenfalls durchaus abwechslungsreich. Geboten wurde eine Mischung aus "privater" Plauderei und Rückschau auf Highlights der vergangenen fünf Saisonen, bei der auch Teletubbies, Micky Maus und Donald Duck, Sisi, ein Astronaut und Anke Zillich als großer Bär die mitunter eng werdende Bühnen-WG besuchten. Etliche musikalische Einlagen sorgten für Abwechslung. Besonders beeindruckte aber der Abschied der verschiedenen Abteilungen und Gewerke, der zur tollen Talenteshow wurde, bei der Menschen, die sonst im Hintergrund für das Gelingen der Vorstellungen sorgen, ihre musikalischen Fertigkeiten unter Beweis stellten.

Auch zum Finale wurde gesungen. Da wurde es dann am Ende doch richtig emotional. Kay Voges kündigte an, nun seien "die letzten Sekunden von mir auf dieser Bühne" gekommen, versicherte, er habe hier eine gute Zeit gehabt ("Ich werde das in meinem Leben als große Kostbarkeit mit mir tragen") und sang, am Klavier begleitet von Paul Wallfisch, Frank Sinatras "My Way" mit umgeschriebenem Text. Mit einem großen "Bella ciao"-Chor verabschiedete man sich anschließend gemeinsam vom Publikum. Großer Jubel. Große Party. Baba Wien. Kölle Alaaf.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

Zusammenfassung
  • Kay Voges verabschiedete sich nach fünf Jahren als Direktor des Volkstheaters mit einer dreistündigen Bühnen-WG-Party und übergibt die Leitung an Jan Philipp Gloger.
  • Voges, der kürzlich 53 wurde, übernimmt nun das Schauspiel Köln und stellte bei seiner Abschiedsfeier humorvoll die Unterschiede zwischen Wiener und Kölner Kultur heraus.
  • Zum emotionalen Finale sang Voges, begleitet von Paul Wallfisch, eine umgeschriebene Version von 'My Way' und gemeinsam mit dem Ensemble 'Bella ciao', bevor er sich unter großem Jubel vom Publikum verabschiedete.