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Belvedere zeigt Geheimtipp in Sachen Impressionismus

Heute, 11:30 · Lesedauer 3 min

Schweizer Eheleute haben eine der bedeutendsten privaten Sammlungen französischer Impressionisten angelegt. Bis 1990 blieb diese aber weitgehend unbekannt, erst dann wurde die Villa des Fabrikantenpaares zum Museum und die Werke öffentlich zugänglich. Während der Renovierung des Gebäudes in Baden (Kanton Aargau) ist das Herzstück ab Donnerstag im Unteren Belvedere in der Schau "Cézanne, Monet, Renoir - Französischer Impressionismus aus dem Museum Langmatt" zu sehen.

Sidney Brown (1865-1941), technischer Leiter und später Verwaltungsratsmitglied des von seinem Bruder Charles mitbegründeten Elektrotechnikunternehmens BBC (Brown, Boveri und Cie.) und die aus einer Winterthurer Industriellenfamilie stammende Jenny Sulzer-Brown (1871-1968) erwarben ihr erstes Bild auf ihrer Hochzeitsreise. Zunächst war ihre Sammelleidenschaft noch von der Kunst aus dem Umfeld der Münchner Secession geprägt. Ab 1908, nach einem Besuch in Paris, änderte sich das in Richtung französischen Impressionismus.

Das Paar nahm "enorme Geldbeträge in die Hand", um Werke von Claude Monet, Camille Pissarro oder etwa Paul Gauguin für ihre Jugendstilvilla zu erwerben, wie Alexander Klee, Kurator der Ausstellung in Wien, bei einem Pressetermin am Mittwoch erzählte. Künstler, die in der Schweiz damals noch kaum Beachtung fanden. So gelangte beispielsweise mit Paul Cézannes Stillleben "Pfirsiche, Karaffe und Person" (im Belvedere zu sehen) erstmals ein Bild des Malers in die Eidgenossenschaft. Einen besonderen Fokus legten die Brauns auf Arbeiten von Pierre-Auguste Renoir, vertreten mit 22 Bildern in der Wiener Schau, was etwa ein Drittel der Präsentation ausmacht.

"Keine übliche Tourneeausstellung"

Das Museum Langmatt - "ein bezaubernder, magischer Ort", so Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig - öffnet wieder im Frühjahr 2026. Direktor Markus Stegmann nutzte die Schließung, um die Sammlung, "die so was wie ein Geheimtipp war" (Rollig), international bekannter zu machen: Wien ist nach Lausanne und Köln die dritte Station. "Aber das ist keine übliche Tourneeausstellung", betonte Rollig. Bei der Auswahl und Inszenierung habe ihr Haus freie Hand gehabt. Die chronologisch angeordnete Ausstellung ist in "Kojen" aufgeteilt bzw. "Salons", wie Klee sagte, und lehnt sich in ihrer Architektur an die Langmatt-Räumlichkeiten an.

Beim Eintritt "begrüßen" Porträts des Sammlerpaares die Besucherinnen und Besucher. In Vitrinen sind diverse Ankäufe durch Rechnungen und Briefe dokumentiert. Am Ende der Orangerie erzählt ein Film die Geschichte der Browns. Bis dahin warten beeindruckende Werke auf Betrachtung: Etwa "Eisschollen im Dämmerlicht", das Monet 1893 bei klirrender Kälte mit seiner Staffelei im Freien malte, um die besondere Lichtstimmung einzufangen. Oder "Stillleben mit Fruchtschale und Zitronen" von Gauguin: "1909 erworben, gehört das Bild zu den früh in die Sammlung Brown aufgenommenen Werken der französischen Moderne", erfährt man beim Rundgang.

(S E R V I C E - "Cézanne, Monet, Renoir - Französischer Impressionismus aus dem Museum Langmatt" im Unteren Belvedere, Rennweg 6, 1030 Wien, 25.9.25 bis 8.2.26, täglich 10 bis 18 Uhr, Timeslots erforderlich; Katalog: 216 Seiten, 34,90 Euro, ISBN 978-3-7533-0921-7; www.belvedere.at)

Zusammenfassung
  • Im Unteren Belvedere Wien werden ab 25. September 2025 bis 8. Februar 2026 22 Werke von Pierre-Auguste Renoir und zahlreiche weitere Meisterwerke des französischen Impressionismus aus der privaten Sammlung des Museum Langmatt gezeigt.