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Beate Maly lässt im Pferderenn-Milieu morden und ermitteln

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Zum siebenten Mal dürfen Ernestine Kirsch und Anton Böck nun bereits der Polizei bei den Ermittlungen in einem Mordfall behilflich sein. Die Wiener Autorin Beate Maly schickt das Pensionisten-Pärchen in ihrem soeben im emons-Verlag erschienenen Krimi "Mord auf der Trabrennbahn" als Spürnasen ins Pferderenn- und Wettmilieu im Wien der Zwischenkriegszeit. Wie in dieser Reihe üblich, gibt es auch diesmal neben zeitgenössischen Aspekten jede Menge Zwischenmenschliches und Humor.

Wien im Frühjahr 1926: Auf der Trabrennbahn in der Krieau muss der Start eines Rennens aufgrund eines Zwischenfalls abgesagt werden: Ein junger Jockey, durch dessen Talent ein Mitläufer-Pferd zu einem Geheimfavoriten gereift ist, kommt knapp vor dem geplanten Rennstart durch einen Unfall in den Stallungen ums Leben. Als eine Woche später am selben Ort erneut an einem Renn-Nachmittag ein Schaumwein-Hersteller mit einer Mistgabel erstochen wird, erscheint der Unfall aus der Vorwoche plötzlich unter einem anderen Licht. War am Ende auch hier Absicht im Spiel? Der Kriminalbeamte Erich Felsberg ist gefordert - und erstmals wehrt er sich nicht gegen die Ermittlungshilfen der neugierigen Lebensgefährtin seines angehenden Schwiegervaters, nämlich Ernestine Kirsch.

Was sich auf den knapp 240 Seiten in Malys fünftem in diesem Kalenderjahr veröffentlichten Buch abspielt, umfasst neben den von dieser Autorin so gekonnt in Szene gesetzten Aspekten eines historischen Romans jede Menge Witz und Analyse menschlichen Zusammenlebens: Man liebt einander, man hilft einander - und man ist auf den anderen sauer, wenn man statt einer gemütlichen Kaffeejause zu möglicherweise für die Ermittlungsarbeit relevanten Orten geschleppt wird. So manch männlicher Leser kann sich wohl mit dem pensionierten Apotheker Anton Böck identifizieren, der lieber auf den Fußballplatz geht als zu den "steifen Frack- und Zylinderträgern" auf der Trabrennbahn, und der sich lieber im Kaffeehaus labt als in Kaufhäusern Anzüge für die bevorstehende Hochzeit seiner Tochter zu probieren.

Doch nicht nur Schmunzeln ist angesagt bei der in der Zwischenkriegszeit angesiedelten Handlung: Thematisiert werden Aspekte wie der in diesen Jahren von immer mehr Menschen offen zur Schau gestellte Antisemitismus und die soziale Ausgrenzung ledig gebärender Frauen sowie das Schicksal derer Kinder. Auch die Arroganz des Adels - auf der Trabrennbahn treiben sich jede Menge Grafen herum, großteils als Besitzer der Rennpferde - kommt zum Ausdruck, ebenso die Manipulationsanfälligkeit bei Sportwetten.

Und während in diesem Milieu Bestechungsversuche und diverse andere Gaunereien eine Rolle spielen, wird die Polizei von der Politik zu raschen Ermittlungsergebnissen gedrängt, möglichst aber ohne dass dabei gewissen Honoratioren auf die Füße getreten wird - ein schmaler Grat für einen leitenden Ermittler also, weshalb diesem die Neugier der pensionierten Latein-Lehrerin Ernestine zupass kommt. Der Autorin gelingt es sehr gut, all diese Aspekte in einer locker formulierten Handlung unterzubringen, neben Mord und Totschlag menschelt es immer wieder herrlich und wird das Zeit- und Lokalkolorit eingefangen.

(S E R V I C E - Beate Maly: "Mord auf der Trabrennbahn", emons, 256 Seiten, 13,40 Euro, E-Book: 9,99 Euro)

ribbon Zusammenfassung
  • Zum siebenten Mal dürfen Ernestine Kirsch und Anton Böck nun bereits der Polizei bei den Ermittlungen in einem Mordfall behilflich sein.
  • Die Wiener Autorin Beate Maly schickt das Pensionisten-Pärchen in ihrem soeben im emons-Verlag erschienenen Krimi "Mord auf der Trabrennbahn" als Spürnasen ins Pferderenn- und Wettmilieu im Wien der Zwischenkriegszeit.

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